Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)
Im Erbgericht Eulowitz wird bald griechisch gekocht
Vor einem halben Jahr verabschiedeten sich die bisherigen Pächter. Nun steht fest, wer die Neuen sind und was sie in dem Gasthaus an der B 96 in Eulowitz vorhaben.
Für Ryan Gjuci war das Erbgericht Eulowitz in den vergangenen Wochen wie ein großer neuer Spielplatz. Der Zweijährige erkundete sein neues Zuhause in der Oberlausitz. Seine Eltern Leos und Matilda Gjuci sowie sein Cousin Armando Gjuci und weitere Familienmitglieder werden künftig das Traditionsgasthaus an der B 96 im Großpostwitzer Ortsteil Eulowitz betreiben und darin ihren Gästen griechische Küche servieren.
Für die jungen Leute, die in Albanien geboren wurden, aber teils schon zehn Jahre in Deutschland leben, ist das Erbgericht im beschaulichen Eulowitz ein Neubeginn. „Nach Corona wollte ich unbedingt etwas Eigenes aufbauen. Dazu habe ich nach einem Gasthaus in einer eher ländlichen Gegend gesucht“, sagt Leos Gjuci. Der 31-Jährige lebte zuletzt mit seiner Frau Matilda und Sohn Ryan in Berlin und arbeitete auch dort. Nun wollte er der Hektik der Hauptstadt entkommen. „Unser Sohn soll in einer ruhigen Umgebung aufwachsen“, erklärt Matilda Gjuci.
Seine Suche führte Leos Gjuci einmal quer durch die Republik von Koblenz bis Hamburg. Dann stieß die Familie in einem Kleinanzeigen-portal auf die Offerte aus Großpostwitz. „Schon bei der ersten Besichtigung des Erbgerichts wussten wir, dass dies für uns der richtige Ort und das passende Gasthaus sein würde“, erinnert sich der Gastronom.
Bis zur Schließung im Oktober 2023 führten Justyna und Nico Krumbholz das Erbgericht. Bereits seit dem Frühjahr 2023 hatte die Gemeinde Großpostwitz nach einem neuen Pächter für das Gasthaus gesucht. Am Schluss lagen drei ernstzunehmende Angebote von potenziellen Pächtern auf dem Tisch. „Das Konzept der Gjucis hat dem Gemeinderat am meisten zugesagt“, sagt der Großpostwitzer Bürgermeister Markus Michauk (OLG). Im März gab der Rat sein Okay für die neuen Pächter.
Er habe die Familie als sehr bodenständig wahrgenommen, so Michauk, und sie habe sich auch realistische Ziele für den Restaurantbetrieb gesteckt. Die erste Frage sei die nach Kindergartenplätzen und der nächstgelegenen Grundschule gewesen. „Das ist auch ein Signal, dass die Familie hier heimisch werden möchte“, glaubt der Bürgermeister.
Genau genommen sind es sogar drei Familien, die künftig das Gasthaus betreiben wollen, sie haben sich fürs Erste in den Pensionszimmern des Gasthofes einquartiert. „Auch das war ein großer Pluspunkt, der für Eulowitz sprach. Damit können wir gleich loslegen“, sagt die 28-jährige Matilda Gjuci, die bislang als Physiotherapeutin gearbeitet hat. Derzeit sei man in der näheren Umgebung auf der Suche nach passendem Wohnraum.
Seit April gestaltet Leos Gjuci mit seiner Familie den Gastraum des Eulowitzer Erbgerichts nach seinen Vorstellungen um. Griechische Wandmalereien, für die man extra einen Verwandten aus Griechenland nach Großpostwitz geholt hat, gehören ebenso dazu wie die restliche mediterran anmutende Dekoration im Gastraum.
Die Speisekarte halte, so sagt Matilda Gjuci, künftig Gerichte der mediterranen Küche bereit. Der Begriff wird umgangssprachlich oft als Überbegriff für die Küchen aus verschiedenen Ländern des Mittelmeerraums inklusive Griechenland verwendet. Auch beliebte deutsche Gerichte soll es geben. Erfahrungen damit haben einige Familienmitglieder. Der 28-jährige Armando Gjuci hat bereits in Griechenland mehrere Jahre als Koch gearbeitet und zuletzt im Restaurant Asteria im Berliner Stadtteil Alt-köpenick griechische Gerichte zubereitet. Leos Gjuci hat bei seinem Cousin gleichen Nachnamens in Stadtoldendorf am Herd gestanden.
Griechische Abende mit Live-musik
Schon nach wenigen Wochen in Eulowitz fühlen sich die Gjucis in der neuen Heimat wohl. „Alle, mit denen wir bisher zu tun hatten, haben sich gefreut, dass es hier weitergeht“, sagt der neue Pächter. Derzeit sind allerdings noch die Handwerker im Haus. Einen genauen Eröffnungstermin will der Gastronom deshalb nicht nennen, „auf jeden Fall so schnell wie möglich“, sagt er.
Während das Haus für die Einheimischen wohl weiterhin das Erbgericht sein wird, soll es künftig schon mit seinem Namen auf die angebotenen Speisen und Getränke hinweisen. „Yamas“ist der gebräuchlichste Trinkspruch in Griechenland und bedeutet übersetzt so viel wie auf die Gesundheit oder zum Wohl, erklärt Leos Gjuci. Öffnen wollen die neuen Pächter das Gasthaus künftig montags sowie mittwochs bis freitags jeweils am Abend. An den Wochenenden sowie Feiertagen wird auch mittags geöffnet sein. Wer eine größere Familienfeier plant, für den wollen die Gastronomen auch außerhalb dieser Zeiten öffnen und den kleinen Saal dafür nutzen. Den großen Saal, der nicht mit im Pachtvertag steht, bewirtschaften sie, wenn die Gemeinde dorthin zu Veranstaltungen einlädt. Außerdem plant die Familie um Leos Gjuci griechische Abende. Dabei soll es nicht nur das passende Essen, sondern auch Live-musik geben.
In der ersten Zeit nach der Eröffnung wollen Gjucis den Restaurantbetrieb mit der eigenen Familie abdecken, nach Bedarf wollen sie auch weitere Servicekräfte einstellen. Und da es dem eigenen Sohn am Tisch schnell langweilig wird, wollen die Eltern für die Kinder ihrer Gäste auch einen Kinderspielplatz einrichten.