Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)
Von Vr-brille bis 3D-drucker: Digitales Labor für alle entsteht in Bischofswerda
Mit Geld aus einem Wettbewerb wird in Bischofswerda eine digitale Experimentierwerkstatt geschaffen. Welchen Anteil ein Rückkehrer daran hat und wer wie mitmachen kann.
Ein Digitallabor für Bischofswerda: Für den Aufbau einer selbst organisierten Kreativwerkstatt von Jugendlichen erhält der Verein „Chamäleon Kulttour“25.000 Euro beim landesweiten Mitmachwettbewerb simul+kreativ. Ausgezeichnet wurde das Projekt in der Sonderkategorie „Junge Leute in der Region“. Dabei sollen die jungen Leute aktiv in die Umsetzung einbezogen werden und die Entscheidungs- und Gestaltungsprozesse mitbestimmen.
Aufgebaut wird die neue Digitalwerkstatt auf dem bereits bestehenden offenen Digital-treff mit dem angeschlossenen Ganztagsangebot „3D-druck“. Er verspricht: „Von Schmuck entwerfen bis Simson tunen ist alles drin“. Ansprechpartner dabei ist der gebürtige Bischofswerdaer und Rückkehrer Julius Plüschke. Der studierte Produktdesigner ist unter anderem einer der Ideengeber des Fabmobils.
Nicht zu verwechseln mit dem Batmobil. Mit jenem Gefährt konnte Batman unter anderem Bösewichte auf der Flucht mit dem Fanghaken-katapult blitzschnell einfangen. Doch Superkräfte stecken auch im schwarzen Fabmobil. Dahinter verbirgt sich ein fahrender Experimentierraum. Der Doppeldecker ist mit neuartigen Technologien wie 3D-druck, Lasercutter, Mikroelektronik, Cnc-fräse und Robotik ausgerüstet. Das Fabmobil ist seit 2017 in Sachsen vor allem auf dem Land unterwegs und erreicht jährlich nach Angaben des Vereins über 1.300 Schülerinnen und Schüler abseits der Metropolen.
Ideen von Jugendlichen gesucht
Sozusagen einer seiner Ableger soll nun dauerhaft im Chamäleon-werkstadtladen in der Dresdener Straße in Bischofswerda geschaffen werden. „Die Lokallabore sind ein Netzwerk selbstständiger Digitalwerkstätten im ländlichen Raum. Dort, wo das Fabmobil gut angekommen ist, unterstützt der betreibende Verein aus Dresden den Aufbau von Werkstätten, die eigenständig von jungen Menschen betrieben werden“, sagt Julius Plüschke. Es geht darum, Jugendlichen, aber auch anderen Interessierten, eine niedrigschwellige Möglichkeit zu bieten, sich kreativ mit neuen Technologien auseinanderzusetzen und sie praktisch zu nutzen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf so kleinen Städten wie Bischofswerda. In Löbau, Annaberg-buchholz, Weißwasser, Plauen, Altenburg und Freiberg gibt es bereits Lokallabore. Wegen des großen Zuspruches, den das Fabmobil erfährt, entstand 2019 die Idee der Vor-ortangebote,
um Jugendliche im ländlichen Raum dabei zu unterstützen, ihr eigenes Lokallabor aufzubauen und zu betreiben.
Aus diesem Grund werden nun im ersten Schritt in Bischofswerda Jugendliche gesucht, die sich in der letzten Sommerferien-woche – also vom 29. Juli bis 2. August 2024 – erste Gedanken darüber machen, wie ihre digitale Experimentierwerkstatt aussehen und was sie können soll. An ihrer Seite wird dann auch Julius Plüschke sein. Er nennt sich selbst im Spaß Allround-dilettant. „Ich bin immer selber Lernender. Es hilft, immer wieder in andere Richtungen zu schauen, dabei entstehen solche Ideen“, sagt der 35-Jährige.
Blick in die Zukunft werfen
Eine Lösung hat der Produktdesigner auch nicht immer gleich parat, aber beim jetzigen offenen Treff wie auch beim Lokallabor gehe es darum, sich gemeinsam auf die Suche nach Wissen zu begeben. Der Kerngedanke ist das Voneinander-lernen. In seine Heimatstadt zurückgebracht hat ihn übrigens die Suche nach einer Wohnung für sich und seine Familie. Doch wie geht es nun weiter mit dem neuen Lokallabor in Bischofswerda? Interessierte zwischen 11 und 19 Jahren dürfen sich beim „Chamäleon Kulttour“-verein anmelden. In der Sommer-planungswoche wird dann besprochen, wie der Raum aussehen sollen und welche Technologie zwischen 3D-drucker und Vr-brille gewünscht werden.
Ein 3D-drucker ist dabei bereits vorhanden, er konnte mit Geld aus dem Verfügungsfonds Bischofswerda „ZIZ – Hier lebt Bischofswerda“finanziert werden. Aktuell wird noch ein technikaffiner Bundesfreiwilliger gesucht, um dann auch die Öffnungszeiten abdecken zu können. „Der Plan ist, dass sich Jugendliche finden, die sich hier regelmäßig treffen. Hier ist ein Platz, wo sie sich ausprobieren können“, sagt Julius Plüschke. Und selbstverständlich auch voneinander lernen.
Der Bischofswerdaer Kulttour-verein feierte 2023 sein 20-jähiges Bestehen. Seit seiner Gründung aus einem Freundeskreis heraus im Jahr 2003 ist die Schiebocker Initiative mehr als ein Kreativtreff für Alt und Jung. „Wir wollen mit unseren Angeboten einen Blick in die Zukunft werfen und die Stadtgesellschaft ins Gespräch bringen“, sagt Vereinsvorsitzender Thomas Kucharek.
Zu den beliebten Formaten gehören unter anderem die Schaufensterkonzerte. Beim nächsten Termin am 7. Juni ist Geschichtenerzählerin Paula Linke zu Gast. Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft. Kostenfreie Außenplätze gibt es aber noch ausreichend.