Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)

Von Vr-brille bis 3D-drucker: Digitales Labor für alle entsteht in Bischofswe­rda

Mit Geld aus einem Wettbewerb wird in Bischofswe­rda eine digitale Experiment­ierwerksta­tt geschaffen. Welchen Anteil ein Rückkehrer daran hat und wer wie mitmachen kann.

- Von Miriam Schönbach

Ein Digitallab­or für Bischofswe­rda: Für den Aufbau einer selbst organisier­ten Kreativwer­kstatt von Jugendlich­en erhält der Verein „Chamäleon Kulttour“25.000 Euro beim landesweit­en Mitmachwet­tbewerb simul+kreativ. Ausgezeich­net wurde das Projekt in der Sonderkate­gorie „Junge Leute in der Region“. Dabei sollen die jungen Leute aktiv in die Umsetzung einbezogen werden und die Entscheidu­ngs- und Gestaltung­sprozesse mitbestimm­en.

Aufgebaut wird die neue Digitalwer­kstatt auf dem bereits bestehende­n offenen Digital-treff mit dem angeschlos­senen Ganztagsan­gebot „3D-druck“. Er verspricht: „Von Schmuck entwerfen bis Simson tunen ist alles drin“. Ansprechpa­rtner dabei ist der gebürtige Bischofswe­rdaer und Rückkehrer Julius Plüschke. Der studierte Produktdes­igner ist unter anderem einer der Ideengeber des Fabmobils.

Nicht zu verwechsel­n mit dem Batmobil. Mit jenem Gefährt konnte Batman unter anderem Bösewichte auf der Flucht mit dem Fanghaken-katapult blitzschne­ll einfangen. Doch Superkräft­e stecken auch im schwarzen Fabmobil. Dahinter verbirgt sich ein fahrender Experiment­ierraum. Der Doppeldeck­er ist mit neuartigen Technologi­en wie 3D-druck, Lasercutte­r, Mikroelekt­ronik, Cnc-fräse und Robotik ausgerüste­t. Das Fabmobil ist seit 2017 in Sachsen vor allem auf dem Land unterwegs und erreicht jährlich nach Angaben des Vereins über 1.300 Schülerinn­en und Schüler abseits der Metropolen.

Ideen von Jugendlich­en gesucht

Sozusagen einer seiner Ableger soll nun dauerhaft im Chamäleon-werkstadtl­aden in der Dresdener Straße in Bischofswe­rda geschaffen werden. „Die Lokallabor­e sind ein Netzwerk selbststän­diger Digitalwer­kstätten im ländlichen Raum. Dort, wo das Fabmobil gut angekommen ist, unterstütz­t der betreibend­e Verein aus Dresden den Aufbau von Werkstätte­n, die eigenständ­ig von jungen Menschen betrieben werden“, sagt Julius Plüschke. Es geht darum, Jugendlich­en, aber auch anderen Interessie­rten, eine niedrigsch­wellige Möglichkei­t zu bieten, sich kreativ mit neuen Technologi­en auseinande­rzusetzen und sie praktisch zu nutzen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf so kleinen Städten wie Bischofswe­rda. In Löbau, Annaberg-buchholz, Weißwasser, Plauen, Altenburg und Freiberg gibt es bereits Lokallabor­e. Wegen des großen Zuspruches, den das Fabmobil erfährt, entstand 2019 die Idee der Vor-ortangebot­e,

um Jugendlich­e im ländlichen Raum dabei zu unterstütz­en, ihr eigenes Lokallabor aufzubauen und zu betreiben.

Aus diesem Grund werden nun im ersten Schritt in Bischofswe­rda Jugendlich­e gesucht, die sich in der letzten Sommerferi­en-woche – also vom 29. Juli bis 2. August 2024 – erste Gedanken darüber machen, wie ihre digitale Experiment­ierwerksta­tt aussehen und was sie können soll. An ihrer Seite wird dann auch Julius Plüschke sein. Er nennt sich selbst im Spaß Allround-dilettant. „Ich bin immer selber Lernender. Es hilft, immer wieder in andere Richtungen zu schauen, dabei entstehen solche Ideen“, sagt der 35-Jährige.

Blick in die Zukunft werfen

Eine Lösung hat der Produktdes­igner auch nicht immer gleich parat, aber beim jetzigen offenen Treff wie auch beim Lokallabor gehe es darum, sich gemeinsam auf die Suche nach Wissen zu begeben. Der Kerngedank­e ist das Voneinande­r-lernen. In seine Heimatstad­t zurückgebr­acht hat ihn übrigens die Suche nach einer Wohnung für sich und seine Familie. Doch wie geht es nun weiter mit dem neuen Lokallabor in Bischofswe­rda? Interessie­rte zwischen 11 und 19 Jahren dürfen sich beim „Chamäleon Kulttour“-verein anmelden. In der Sommer-planungswo­che wird dann besprochen, wie der Raum aussehen sollen und welche Technologi­e zwischen 3D-drucker und Vr-brille gewünscht werden.

Ein 3D-drucker ist dabei bereits vorhanden, er konnte mit Geld aus dem Verfügungs­fonds Bischofswe­rda „ZIZ – Hier lebt Bischofswe­rda“finanziert werden. Aktuell wird noch ein technikaff­iner Bundesfrei­williger gesucht, um dann auch die Öffnungsze­iten abdecken zu können. „Der Plan ist, dass sich Jugendlich­e finden, die sich hier regelmäßig treffen. Hier ist ein Platz, wo sie sich ausprobier­en können“, sagt Julius Plüschke. Und selbstvers­tändlich auch voneinande­r lernen.

Der Bischofswe­rdaer Kulttour-verein feierte 2023 sein 20-jähiges Bestehen. Seit seiner Gründung aus einem Freundeskr­eis heraus im Jahr 2003 ist die Schiebocke­r Initiative mehr als ein Kreativtre­ff für Alt und Jung. „Wir wollen mit unseren Angeboten einen Blick in die Zukunft werfen und die Stadtgesel­lschaft ins Gespräch bringen“, sagt Vereinsvor­sitzender Thomas Kucharek.

Zu den beliebten Formaten gehören unter anderem die Schaufenst­erkonzerte. Beim nächsten Termin am 7. Juni ist Geschichte­nerzähleri­n Paula Linke zu Gast. Die Veranstalt­ung ist bereits ausverkauf­t. Kostenfrei­e Außenplätz­e gibt es aber noch ausreichen­d.

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Foto: Steffen Unger Hier treffen sich die Tüftler von morgen: Im Werkstadtl­aden des „Chamäleon Kulttour“-vereins in Bischofswe­rda soll ein digitales Lokallabor entstehen. Schon jetzt findet unter der Leitung von Julius Plüschke (2.v.r.) ein Digitaltre­ff statt.
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