Sächsische Zeitung (Bautzen- Bischofswerda)
Nächster Schritt auf der Karriere-leiter
Ex-dynamo Robert Koch hört nach drei Jahren als Co-trainer in Bischofswerda auf. Wo es den 38-Jährigen hinzieht, entscheidet sich in den kommenden Tagen.
Fußball-oberligist Bischofswerdaer FV hat seinen ersten Neuzugang für die neue Saison verkündet. Der 18 Jahre alte Tony Reh, der im Nachwuchsbereich unter anderem für Einheit Kamenz und den BFV kickte, kommt vom 1. FC Magdeburg. Der Verteidiger unterschrieb für zwei Jahre.
Am Wochenende pausiert die 5. Liga. Spitzenreiter VFC Plauen und Verfolger Schiebock (drei Punkte zurück) rüsten sich für den Endspurt. Zwei Spieltage stehen noch aus. Plauen erwartet Einheit Rudolstadt und muss zum Saisonfinale nach Magdeburg zur spielstarken Fcm-reserve. Bischofswerda empfängt noch Union Sandersdorf und gastiert zum Abschluss beim Absteiger in Arnstadt.
Robert Koch, der zusammen mit Frank Rietschel und Ralf Marrack sowie Torwartcoach Rüdiger Huster das Trainer-quartett beim BFV bildet, nahm sich vor dem Saisonfinale Zeit für ein ausführliches Sz-gespräch.
Herr Koch, vor einer Woche drehte Ihre Mannschaft in Auerbach ein 0:2 in den letzten zehn Minuten in ein 3:2. Haben Sie schon mal so eine Kehrtwendung live miterlebt?
Ja, als Spieler bei Dynamo Dresden 2011 im Dfb-pokal. Wir lagen zu Hause gegen Bayer Leverkusen bis zur 68. Minute mit 0:3 hinten und gewannen noch mit 4:3 nach Verlängerung. Ich erzielte die Treffer zum 2:3 und 3:3. Diese 120 Minuten bleiben ewig in Erinnerung.
Glauben Sie, dass am Ende das Torverhältnis den Ausschlag über den Staffelsieg geben könnte?
Zumindest besteht die Möglichkeit, wenn wir unsere beiden ausstehenden Spiele gewinnen und Plauen noch eine Niederlage kassiert. Spielt der VFC zweimal unentschieden, würden wir mit zwei Siegen nach Punkten sogar noch vorbeiziehen.
Wie sehr schmerzt rückblickend die Niederlage bei Absteiger Marienberg?
Die schmerzte extrem, zumal wir dort kein schlechtes Spiel gemacht haben. Leider fehlte uns die Effektivität vor dem Tor. Schaut man auf die Tabelle, wird einem noch mal bewusst, wie bitter diese Niederlage war.
Mit der Niederlage im Pokal-halbfinale gegen Drittligist Erzgebirge Aue endete eine lange Serie ohne Pflichtspiel-niederlage. Danach lief es nicht mehr richtig rund – oder täuscht der Eindruck?
Wir haben ein neues Kapitel in der Vereinsgeschichte geschrieben, nachdem wir rund ein Jahr in Punkt- und Pokalspielen ungeschlagen geblieben sind. Klar löst die erste Niederlage dann etwas in den Köpfen der Spieler aus, auch wenn sie im Pokal-halbfinale gegen Aue verdient war. Die Trainer mussten danach ein wenig mentale Aufbauarbeit leisten. Das folgende Punktspiel in Rudolstadt haben die Jungs gewonnen, danach folgten zwei Punktspiel-niederlagen. Jetzt sind wir wieder in der Spur.
Jährlich wird der Fußballer des Jahres gewählt. Wer war aus Ihrer Sicht der Bfv-kicker dieser Saison?
Ich möchte da keinen Spieler herausheben, unser Faustpfand war die mannschaftliche Geschlossenheit und der Zusammenhalt der Jungs untereinander, auch neben dem Fußballplatz.
Der Verein gab kürzlich bekannt, dass Sie den BFV nach der Saison verlassen wollen. Warum – und wird man Sie irgendwo als Cheftrainer sehen?
Ich möchte den nächsten Stepp in meiner Trainer-laufbahn machen und mich für die A-lizenz beim DFB anmelden. Als Co-trainer einer Oberliga-mannschaft ist das leider nicht möglich. Es wird sich in den nächsten Tagen entscheiden, ob ich bei einem anderen Verein als Chefcoach oder bei einer höherklassig spielenden Mannschaft Co-trainer werde.
Sie kamen vor drei Jahren zum BFV, bildeten zunächst mit Frank Rietschel ein Trainer-duo. Was nehmen Sie nach diesen drei Jahren mit?
Fast ausschließlich positive Erlebnisse und Erfahrungen. Mein „Trainerbuch“ist weiter gefüllt worden, nicht nur mit fußballspezifischen Dingen, sondern auch im menschlichen Bereich. Hinzu kam der Blick über die Schulter von Geschäftsführer Frank Terks, so dass ich auch im organisatorischen Bereich viele Erfahrungen sammeln konnte. Ich möchte mich an dieser Stelle gleich bei meinen Trainer-kollegen, den Spielern, den Mitarbeitern und den Sponsoren bedanken. Es macht mich schon glücklich, dass ich drei Jahre Mitglied dieser tollen Bfv-familie sein durfte.
Wir kommen nicht umhin, über Dynamo zu sprechen. Was sagen Sie zum Saisonausgang?
Die Zielstellung, die der Verein im Sommer 2023 ausgegeben hatte, wurde verfehlt. Es ist schon enttäuschend, dass der große Vorsprung nicht ausgereicht hat, um in die zweite Liga aufzusteigen. Zum Glück wurde es am Ende noch einmal besser und Dynamo konnte sich für den Dfb-pokal qualifizieren.
Wie machen sich Ihre Jungs auf dem Fußballplatz?
Die beiden großen Jungs sind talentiert und machen sich sehr gut. Derzeit spielen sie in meinen Heimatvereinen SV Meuselwitz und SV Arnsdorf-hilbersdorf. Es macht Spaß und ist eine große Freude für mich, meine Söhne dem runden Leder nachjagen zu sehen.
Wohin geht’s mit der Familie im Sommerurlaub?
Im Moment ist es schwierig, Urlaub zu planen, da ich mich in der beruflichen Neuorientierung befinde. Fest eingeplant ist eine Woche an der Ostsee mit der Familie und Freunden in einem Ferienhaus.