Sächsische Zeitung  (Dippoldiswalde)

Bannewitz verabschie­det sich von einem Macher

Der Tod des Bannewitze­r Alt-Bürgermeis­ters Christoph Fröse bewegt viele Menschen. Weggefährt­en schauen auf ihre Zeit mit ihm zurück.

- Von Roland Kaiser

Für viele war er ein Freund. Ein Mensch, der zuhörte. Jemand, der auf eine gleichbere­chtigte Zusammenar­beit setzte. Der plötzlich verstorben­e Bannewitze­r AltBürgerm­eister Christoph Fröse lässt dankbare Mitstreite­r zurück - sowohl in der Gemeinde als auch auf Kreisebene. Seine Spitzeltät­igkeit für die Staatssich­erheit der einstigen DDR spielt offenbar längst keine Rolle mehr.

„Als Gemeinderä­te wird uns Herr Fröse besonders positiv im Gedächtnis bleiben, aufgrund seines Engagement­s auf vielen Ebenen des Gemeindele­bens“, sagt Sabine Pelz von den Bündnisgrü­nen, für die sie auch ein Kreistagsm­andat wahrnimmt. Die

Abgeordnet­e spielt damit auf die Stärkung der Wirtschaft, des Sports, der Ortsfeuerw­ehren, der Kultur und der Vereinsarb­eit an. Vor allem zeigt sie sich beeindruck­t davon, in welcher Weise Christoph Fröse seine politische Arbeit in Angriff nahm. „Als Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler hat er konstrukti­v und souverän die Positionen seiner Fraktion vorgetrage­n und verteidigt. Verbale Angriffe beispielsw­eise vonseiten der AfD konnten ihn nicht einschücht­ern“, sagt Sabine Pelz.

Neben seinem Einsatz für den Schulcampu­s im Ortsteil Bannewitz lobt Gemeindera­t Eyk Flasche, ebenfalls Bündnis 90/Grüne, den Verstorben­en für seine Bereitscha­ft, soziale Einrichtun­gen wie das Pflegeheim „Florence“, das Mutter-VaterKind-Heim in Cunnersdor­f oder die Gut Leben gGmbH in die Gemeinde zu holen. Auf diese Weise habe sich vielen bedürftige­n Menschen helfen lassen.

Auch wenn sie hin und wieder im Politikges­chäft einige seiner Ansichten nicht teilten, steht für beide fest: Christoph Fröse werden sie als einen Mann mit einem großen Herzen und viel Humor im Gedächtnis behalten. „Er hatte die Amtsphilos­ophie, alle Ortsteile der Gemeinde gleichbere­chtigt zu behandeln“, lobt Walter Kaiser von der Bürgergeme­inschaft den verstorben­en Alt-Bürgermeis­ter. „Die nachhaltig­en Spuren sieht man in der geschaffen­en Infrastruk­tur.“In dem Zusammenha­ng führte der Gemeindera­t die denkmalger­echte Sanierung der alten Schule in Goppeln oder auch den neuen Buswendepl­atz in besagtem Ortsteil an. „Beides realisiert­e er gegen alle behördlich­en Hemmnisse.“

Lebensbeja­hende Art kam an

Im Kreistag trat zuletzt der Hotelier und Unternehme­r Ralf Thiele als Chef der Fraktion der Freien Wähler in die Fußstapfen seines Vorgängers. Christoph Fröse hatte sein Mandat 2022 aus gesundheit­lichen Gründen niedergele­gt. Er sei bis dahin das „sympathisc­he Gesicht“des politische­n Zusammensc­hlusses gewesen, heißt es nun. In den Reihen der Freien Wähler wurde der verstorben­e Kommunalpo­litiker als Ratgeber, Unterstütz­er, kritischer Zeitgeist und

Freund geachtet. „Über sämtliche Parteigren­zen hinweg war er anerkannt“, sagt Ralf Thiele über seinen langjährig­en Weggefährt­en. „Noch heute schätze ich seinen Pragmatism­us, seine Klarheit in den Argumenten und seine Sicht auf das Große und Ganze.“Deshalb wird der Unternehme­r so einiges vermissen, wenn er beispielsw­eise an den Bundestags­wahlkampf vor zwei Jahren zurückdenk­t.

Kondolenzb­uch liegt im Rathaus aus

„Während seiner Wohnmobilt­our ist Christoph unermüdlic­h durch unseren Landkreis gefahren. Dabei wurde seine Kompetenz, seine Geduld und Bürgernähe mehr als deutlich.“Vor allem habe ihm die Zukunft der Kinder und Jugendlich­en bewegt. Die sei ihm eine Herzensang­elegenheit gewesen. Auch Ralf Thiele verwies in dem Punkt auf den Anteil, den Christoph Fröse am Ausbau des Schulcampu­s‘ in Bannewitz hatte.

Selbst Landrat Michael Geisler (CDU) wird eigenen Angaben zufolge Christoph Fröses ansteckend­er Enthusiasm­us, seine unkonventi­onelle Art sowie sein Durchhalte­vermögen in guter Erinnerung bleiben. „Ich hätte ihm gern noch viele Jahre gewünscht, in denen er als (Un-)Ruheständl­er viele Träume hätte verwirklic­hen können“, sagt Geisler. „Leider war ihm das nicht vergönnt.“

Wie viele andere überrascht­e der plötzliche Tod des früheren Rathausche­fs auch den CDU-Gemeindera­t Roland Auxel. Seine Gedanken und die der gesamten Fraktion seien bei den Hinterblie­benen. „Für die Familie sind dies zweifellos schwere Stunden. Wir sprechen unser Beileid aus.“

Der 69 Jahre alt gewordene Christoph Fröse hinterläss­t neben seiner Ehefrau einen leiblichen Sohn sowie zwei in die Ehe eingebrach­te Töchter. Aller Voraussich­t nach soll er auf dem Bannewitze­r Friedhof seine letzte Ruhestätte finden. Wer sich mit dem Alt-Bürgermeis­ter verbunden fühlt, kann sich in ein Kondolenzb­uch eintragen. Dieses wird erstmals zur Gemeindera­tssitzung am Dienstag, 19. September, ausgelegt. Ab 20. September wird es im Bannewitze­r Rathaus zu finden sein.

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