Sächsische Zeitung (Dippoldiswalde)
So läuft es nach einem Jahr im Bannewitzer Simmelmarkt
In Bannewitz wird Geburtstag gefeiert. Vor einem Jahr öffnete dort nach einem Umbau im Rekordtempo ein Simmel-Markt seine Türen. So kommt er an.
Es war ein Unternehmer mit bayerischen Wurzeln, Peter Simmel, der in Bannewitz vor einem Jahr dafür gesorgt hat, dass der Jahrzehnte alte Handelsstandort nicht aufgegeben wurde. Mit der Übernahme des früheren Real-Marktes hat er Tatsachen geschaffen. Am 7. Dezember ist die Eröffnung des neuen Simmel-Marktes am Rand von Dresden ein Jahr her. Nach Umbauarbeiten im Rekordtempo öffneten sich Ende 2022 erstmals die Türen einer neuen Einkaufswelt. Wird jetzt der erste Geburtstag groß gefeiert – oder doch nicht?
In der Rückschau gibt sich Simmel selbstkritisch. „Unsere Entwicklung geht nach oben“, sagt der Einzelhandelsprofi. Allerdings sei das selbst gesteckte Ziel noch nicht erreicht worden. „Wir haben im November im Simmel-Markt einen Umsatz von knapp über einer Million Euro bei circa 26.000 Kunden erzielt. Der Durchschnittsbon pro Kunde ist in Ordnung, aber wir haben noch zu wenige Konsumenten.“Insgesamt hätten sich vom Eröffnungstag bis jetzt mehr als 330.000 Besucher im Simmel-Komplex begrüßen lassen.
Dabei schien zwischenzeitlich für viele Bannewitzer undenkbar, dass es nach dem Aus von Real erneut eine Einkaufsgelegenheit an dieser Stelle geben wird. Ende März vergangenen Jahres packte die alte Marktmannschaft zusammen und beendete damit zunächst eine drei Jahrzehnte andauernde Einkaufstradition an der Zschauke, die inmitten der Wendephase mit Allkauf in Form einer Zeltstadt ihren Anfang nahm.
Wohl nur die wenigsten hatten zu diesem Zeitpunkt den Bajuwaren auf dem Schirm. Der betrieb da bereits zwei Niederlassungen im benachbarten Dresden und weitere 21 in anderen Regionen Sachsens, Thüringens und Bayerns.
Über den Sommer hinweg sorgte er in weniger als sieben Monaten für eine Metamorphose an der Bundesstraße B170. Aus Real entstand Simmel. Die angepeilte Investitionssumme von 35 Millionen Euro wurde dabei nicht überschritten, was in heutigen Zeiten einem Wunder gleicht.
Mittlerweile begrüßt der 64-Jährige Kunden nicht nur aus Bannewitz. Auch aus dem Osterzgebirge und sogar aus Tschechien verschlägt es kauflustige Verbraucher in seine Einkaufswelt – das war zu Real-Zeiten nicht anders. Die besteht aber nicht nur aus einer Simmel-Filiale. Auch der Discounter Aldi, die Drogeriekette Rossmann, der Familienausstatter Ernsting’s family und einige andere Mieter haben unter dem Dach ein Domizil gefunden.
„Wir sind mit unserem Standort sehr zufrieden“, betont beispielhaft Dennis Boczek von der Aldi-Nord-Kommunikationsabteilung. Der Einzelhandelsriese beschäftigt an der Zschauke elf Mitarbeiter, darunter einen Azubi. „Es war eine gute Entscheidung, den Standort Bannewitz zu eröffnen“, bekräftigt ebenso Nina Kieslinger von der Dirk Rossmann GmbH. „Bislang waren es 130.000 Kunden, die unsere Filiale besucht haben.“Die hatte mit neuen Mitarbeitern den Geschäftsbetrieb gestartet. Inzwischen befänden sich elf Kollegen an Bord. Peter Simmels Mannschaft hingegen ist über die Monate kleiner geworden. Mit 56 Gesichtern gestartet, würden sich aktuell 50 Angestellte um die Belange der Kunden kümmern. Mitunter schwingt sich der Chef selbst hinter die Kasse – wie es unter anderem am Karsamstag der Fall war.
Selbst wenn das eigentliche Ziel 2023 vorerst verfehlt wurde, gibt sich der Einzelhandelsprofi zuversichtlich: „Ein neuer Markt braucht in der Regel drei Jahre, bis wir die Kunden haben, die geplant waren.“Das Gleiche gelte für die Mieter: „Sie haben alle eine stabile Entwicklung nach oben, sind aber wie wir noch nicht am Ziel.“
Dennoch bereut er den Entschluss, dem ehemaligen Real-Markt neues Leben einzuhauchen, keine Sekunde: „Die Entscheidung war richtig. Der Real-Kunde hat ganz andere Einkaufserwartungen als der Simmel-Kunde. Deshalb müssen wir den Kundenstamm neu aufbauen.“
Das kann Bürgermeister Heiko Wersig (parteilos) durchaus nachvollziehen. Er hatte zur feierlichen Eröffnung des SimmelMarktes dessen Inhaber ein Bild von einem der Wahrzeichen der Gemeinde Bannewitz überreicht. „Der Vorteil von Real lag darin, dass dieser als Vollsortimenter gleichermaßen Waschmaschinen und Fernseher angeboten hatte, um nur zwei Beispiele anzuführen. Dafür hat man jetzt mit Rossmann, Aldi und Ernsting’s family eher einzelne Geschäfte, die man ganz gezielt ansteuern kann.“
Unterm Strich vermag der Rathauschef ein zufriedenstellendes Fazit für seine Gemeinde Fazit ziehen: „Die Einkaufsmöglichkeiten bereichern die vorhandenen Angebote und ergänzen diese hervorragend.“So gäbe es Jahre nach der Schlecker-Insolvenz in Possendorf endlich wieder einen Drogeriemarkt in der Kommune. Zuvor seien die Bannewitzer auf umliegende Märkte und Filialen ausgewichen.
Im Jahr 2024 könnte in unmittelbarer Nachbarschaft zum Simmel-Komplex ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. Darauf freut sich Heiko Wersig bereits. Denn mit der Umsetzung einer privaten Baumaßnahme, die schon seit Längerem für Gesprächsstoff nicht nur in Bannewitz sorgt, würde der Standort an der Zschauke zusätzlich aufgewertet werden. Da ist sich der 41-Jährige felsenfest sicher. Es geht um das Western-Restaurant der Kette Timberjacks. Und Peter Simmel? Er hofft darauf, dass die Umsatzzahlen im kommenden Jahr weiter wachsen. „Daran arbeiten wir.“