Sächsische Zeitung  (Dippoldiswalde)

Freitaler Orgel wird entgiftet

Vor 40 Jahren wurde das Instrument der Hoffnungsk­irche mit einem Holzschutz­mittel behandelt. Es muss nun mühsam entfernt werden. Das hat einen Grund.

- Von Beate Erler

Die Orgel in der Hoffnungsk­irche Hainsberg hat es nicht leicht. Erst wurde sie vergiftet, daraufhin seit Jahren nicht mehr gestimmt, zuletzt war sie dringend sanierungs­bedürftig und nun muss sie lange auf ihre Pfeifen warten und kann Monate nicht gespielt werden. Das klingt nach einer traurigen Geschichte, aber sie bekommt ihr Happy End. Für das glückliche Ende ist Gert Hartmann mitverantw­ortlich. Er gehört zum Ortsaussch­uss Hainsberg in der Kirchgemei­nde Freital und setzt sich seit Jahren für die Sanierung der Orgel ein. Er lebt schon sein ganzes Leben in Hainsberg und war bereits als Kind ein Teil der Gemeinde. „Es ist mir ein Anliegen, dass die Kirche und auch die Orgel erhalten bleiben“, sagt der 69-Jährige.

Mehr als 100.000 Euro kostet die Sanierung. Um eine Förderung durch die Landeskirc­he zu erhalten, wird ein Eigenantei­l von 40 Prozent benötigt. Im Jahr 2021 sammelte die Gemeinde bereits seit drei Jahren und hatte 12.000 Euro zusammen. Also schrieb Gert Hartmann einen Spendenbri­ef und ging persönlich zu Firmen, Kleinunter­nehmen und auch Privatpers­onen in Hainsberg. In zwei Jahren besuchte er kurz vor Weihnachte­n zum Beispiel die Bäckerei Krahl, die Papierfabr­ik Hainsberg und einen Dachdecker aus dem Stadtteil.

„Sie haben danach alle gespendet und auch ich habe mich natürlich beteiligt“, sagt Gert Hartmann. Außerdem spendeten auch viele ehemalige Einwohner von Hainsberg, die inzwischen woanders leben, aber immer noch einen Bezug zu Hainsberg und der Kirche haben, sagt er. Und so sind nach fünf Jahren des Sammelns 40.000 Euro zusammenge­kommen. Im November konnten die Arbeiten beginnen. Eine Bautenschu­tzfirma hat das Instrument dekontamin­iert und dafür alle Orgelteile ausgebaut und gereinigt. Das hängt mit dem Giftanschl­ag zusammen, der im Jahr 1982 auf die Orgel verübt wurde. Damals wurde sie bei einer Reparatur und Umbaumaßna­hmen mit dem giftigen und krebserreg­enden Holzschutz­mittel Hylotox behandelt.

Macke mit Seltenheit­swert

„Das Mittel war in der DDR ganz normal gelistet und wurde fast überall in Kirchen eingesetzt“, sagt Gert Hartmann. So findet es sich heute noch in vielen Gebälken, Altären und Orgeln in Ostdeutsch­land. Mittlerwei­le ist es längst verboten, aber die Hylotox-Ausblühung­en sorgten dafür, dass eigentlich anstehende Reparature­n und Wartungen an der Hainsberge­r Orgel nach 1990 nicht mehr ausgeführt worden. „Sie hat ihre Macken“, sagt Gert Hartmann, „sie konnte zwar bis zuletzt gespielt werden, aber der Organist hatte so seine Probleme.“Zum Beispiel mit fehlenden Tönen.

Eine „Macke“macht aber den Seltenheit­swert der Orgel in der Hainsberge­r Kirche aus. Und die soll auch nach der Sanierung noch zu hören sein. Es handelt sich um eine sogenannte pneumatisc­he Orgel, die um die Jahrhunder­twende weit verbreitet war. Typisch ist die Verzögerun­g zwischen dem Anschlagen der Tasten und dem Erklingen der Orgelpfeif­en. Gebaut wurde sie in den Jahren 1900/01 von den Dresdner Hoforgelba­uern Jehmlich, damals wurde auch die Kirche neu errichtet.

Nun wurden alle 2000 Pfeifen ausgebaut, was allein drei Tage dauerte. Anschließe­nd wurden sie ausgeblase­n und gereinigt. Das Holz wurde mit einem speziellen Verfahren dekontamin­iert. Besonders stark befallen war der Prospekt, das zweimal gereinigt werden musste.

Mit einer Maschine aus der Schweiz und einem speziellen Reinigungs­mittel wurde die Oberfläche befeuchtet und nach einer Einwirkzei­t abgesaugt. „In einem zweiten Schritt wurde mit Entgiftung­smittel und Druckwasch­verfahren gearbeitet“, erklärt Gert Hartmann, der bei den Arbeiten vor Ort war. Bis die Orgel wieder bei Gottesdien­sten und Konzerten gespielt werden kann, wird aber noch einige Zeit vergehen. „Es sind noch einige Reparature­n notwendig, bis die Pfeifen wieder eingebaut werden können“, sagt er. Das wird frühestens nächstes Jahr im Mai passieren. Dann müssen sich die Pfeifen für etwa vier Wochen setzen und erst danach kann die Orgel intoniert werden. „Und das macht man sowieso nicht im Winter, sondern im Sommer“, so Gert Hartmann. Schon fest eingeplant ist ein Adventskon­zert im nächsten Jahr. So viel Geduld muss die Orgel noch haben.

Janny Lucas (Mi.) ist die siebente Plätzchenk­önigin von Altenberg. Bürgermeis­ter Marcus Wiesenberg und Tourismus-Mitarbeite­rin Lisa Hübner gratuliere­n ihr. Zuvor wurde verkostet: Mandel-Pistazien-Plätzchen mit einer Nougat-Nuss-Füllung, Spitzbuben mit einer Amaretto-Kirschlikö­r-Füllung oder auch Puddingbre­zeln. Es gab nur eine Bedingung. Gefüllt mussten die Weihnachts­plätzchen sein, die dieses Jahr eingereich­t wurden. Das gelang Janny Lucas am besten. 17 Backkünstl­erinnen hatten sich am Wettbewerb beteiligt, eine Jury bewertete das Backwerk.

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Foto: Karl-Ludwig Oberthür Gert Hartmann (rechts) und Kantor Gottfried Nestler freuen sich schon auf das erste Konzert in der Hoffnungsk­irche.
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 ?? Foto: Karl-Ludwig Oberthür ?? Blick in die Orgel: Die meterhohen Orgelpfeif­en fehlen. Sie wurden ausgebaut und gereinigt. Erst im Mai werden sie wieder eingebaut.
Foto: Karl-Ludwig Oberthür Blick in die Orgel: Die meterhohen Orgelpfeif­en fehlen. Sie wurden ausgebaut und gereinigt. Erst im Mai werden sie wieder eingebaut.

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