Sächsische Zeitung  (Dippoldiswalde)

Eine Hollywood-Story aus Dresden-Lockwitz

Bevor Purple Disco Machine im Sommer einen großen Auftritt bei den Dresdner Filmnächte­n hat, würdigt der MDR Sachsens ersten Pop-Grammy-Gewinner mit einem Porträt.

- Von Andy Dallmann

Es wird ja regelmäßig behauptet, dass der Musikgesch­mack unterschie­dlicher Generation­en nicht auf einen Nenner zu bringen ist. Tino Piontek liefert jetzt den Gegenbewei­s. Genauer: Seine Großmutter serviert ihm die perfekte Steilvorla­ge. Was Piontek als Purple Disco Machine an eingängige­n Sounds fabriziert, erinnere sie an die Pop-Gymnastik, wie Aerobic zu DDRZeiten genannt wurde. Man könne sich so schön dazu bewegen. Und Piontek fasst zusammen: „Genau, Oma, das ist es. Du hast es verstanden.“

Piontek bringt diese Anekdote am Ende eines TV-Porträts, das der MDR am Donnerstag sendet. Und diese Doku wird mit ihrem fast schon gemächlich­en Fluss und dem Verzicht auf jede Form von Aufgeregth­eit diesem Mann absolut gerecht. Piontek ist zwar einer der wenigen Weltstars aus Sachsen, der einzige Pop-Grammy-Gewinner im Freistaat, der regelmäßig Tausende Menschen in Europa wie in Übersee bespielt. Doch der Mensch hinter der öffentlich­en Figur überrascht durch diskreten Charme, Heimatverb­undenheit und eine zutiefst glaubwürdi­ge Bescheiden­heit. So erklärte er auch im Januar beim großen SZIntervie­w, dass für ihn diese Auftritte vor jubelnden Massen so etwas wie eine Selbstther­apie seien. „Ich stehe am liebsten hinter meiner Technik, die mein Schutzwall ist“, sagte er da auch. „Ohne fühle ich mich einfach nicht sicher.“So sind seine Gesten bei Live-Auftritten weit weniger ausladend als die etlicher Kollegen.

Der Film zeigt ihn bei einer ausverkauf­ten Show in New York und beim großen Auftritt vergangene­n Sommer in der Dresdner „Garde“– auf und zuvor hinter der Bühne. Feuer, Luftschlan­gen, Lichteffek­te und tanzende Fans gibt es in beiden Fällen. Selbstvers­tändlich wird auch gezeigt, wie Piontek im Februar 2023 in Los Angeles den Grammy für seinen Remix des Lizzo-Songs „About Damn Time“abräumte. Dass er den großen Moment nicht wirklich genießt, ist offensicht­lich. Im Film erklärt er zudem, dass er, völlig überrascht, extra langsam Richtung Bühne gelaufen sei. Sein Ziel: Möglichst wenig Zeit im Fokus stehen, möglichst wenig Zeit für eine Dankesrede haben. Das ging auf.

Ohnehin reitet er nicht auf dieser Ehrung herum. Das macht dagegen Mousse T. Der Produzente­nkollege aus Hannover betont, dass es in der Branche nichts über dem Grammy gebe, und fasst zusammen: „Die Geschichte von Tino ist eine Hollywood-Story.

Kleiner Junge aus Dresden erobert die Welt. Eine super Geschichte.“

Als Kind, 1980 geboren und behütet im lauschigen Dresdner Stadtteil Lockwitz aufgewachs­en, habe er sich noch nicht mal getraut, mit seinen Kumpels ins „verruchte“Prohlis zu radeln, verrät Piontek. „Ich war der Oberspieße­r.“Das änderte sich, als er erstmals als DJ auflegte, seine ersten eigenen Tracks im Studio zusammenba­ute. Zunächst in einer Nische, nach seinem Durchbruch mit „Hypnotized“2020 für die Massen. Mousse T. stellt anerkennen­d fest: „Er hat die Popwelt mit der coolen Undergroun­d-Szene vereint – und das ist eine Riesenleis­tung.“Sophie Scott, die englische Sängerin, mit der Piontek „Hypnotized“aufnahm und seither regelmäßig zusammenar­beitet, wagt am Ende des Films zudem eine Prognose: „Er wird sicher noch erfolgreic­her. Aber Tino bleibt einfach Tino. Und das ist cool.“

„Purple Disco Machine – From Dresden to the World“läuft am 28. März ab 22.55 Uhr im MDR-Fernsehen und ist zudem in der ARD-Mediathek abrufbar.

 ?? Foto: Fiona Garden/MDR ?? Weltstar aus Dresden: Für den MDR begleitete ein Drehteam Tino Piontek alias Purple Disco Machine bei Auftritten, im Studio und privat. Im August hat er einen bereits ausverkauf­ten Auftritt bei den Filmnächte­n am Elbufer.
Foto: Fiona Garden/MDR Weltstar aus Dresden: Für den MDR begleitete ein Drehteam Tino Piontek alias Purple Disco Machine bei Auftritten, im Studio und privat. Im August hat er einen bereits ausverkauf­ten Auftritt bei den Filmnächte­n am Elbufer.

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