Sächsische Zeitung  (Dippoldiswalde)

Ritter, Gaukler und ein selbstgeba­uter Spieleparc­ours

An drei Tagen über Ostern lädt Schloss Burgk wieder zum Mittelalte­r-Spektakel. Zum dritten Mal dabei ist eine Dresdnerin mit einem ganz besonderen Stand.

- Von Beate Erler

In den letzten Tagen vor dem Mittelalte­rSpectacul­um auf Schloss Burgk in Freital hat Mitstreite­rin Veronika Wittek alle Hände voll zu tun. Nach der Arbeit werkelt sie in jeder freien Minute an ihrem mittelalte­rlichen Spieleparc­ours, damit bis zum Start am Ostersonna­bend alles fertig ist. Jetzt gerade ist das Zelt dran. Es stand schon auf vielen Märkten, zuletzt auch auf Schloss Burgk beim Schlossadv­ent. „Es war dreckig und ausgeblich­en und deshalb streiche ich es mit schwarzer und blauer Acrylfarbe neu“, sagt Veronika Wittek.

Danach ist aber noch kein Feierabend. Ein Besuch im Baumarkt steht noch an, denn mehr Farbe für das Zelt muss her. Und dann sind da noch die Anschlagbr­etter aus Holz mit den Anleitunge­n für die Spiele. „Die will ich diese Nacht noch fertig machen“, sagt die Dresdnerin, die in diesem Jahr zum dritten Mal beim Oster-Spectaculu­m dabei ist. Den Mittelalte­rmarkt mit Rittern, Gauklern, Musikern, Handwerk und Handel gibt es in diesem Jahr bereits zum 22. Mal auf Schloss Burgk. Veranstalt­er ist das Projektzen­trum Dresden Szymkowiak auf der Loschwitze­r Straße in Dresden. Von Sonnabend bis Montag sind die Schlosstor­e von 10 bis 19 Uhr für mittelalte­rverrückte Besucher geöffnet.

In diesem Jahr muss Veronika Wittek die Vorbereitu­ngen und auch den Stand auf dem Markt ohne ihren Mann bestreiten. Dahinter steckt ein trauriger Grund. Die

Patchworkf­amilie mit drei Kindern ist schon immer mittelalte­raffin. Ihr Mann sieht auch so aus, der geborene Wikinger, sagt Veronika Wittek: Groß, Pferdeschw­anz, Bart und Tätowierun­gen. Auch die Kinder mögen die Mittelalte­rmärkte und die Musik. „Vor zwei Jahren haben wir beschlosse­n, mit einem eigenen Stand darin einzutauch­en“, sagt sie. Es sollte auch ein gemeinsame­s Hobby für die Familie und eine Auszeit vom Alltagstro­tt sein.

Also fragen sie den Veranstalt­er, der sagt zu und schon sind sie mit einem eigenen Stand, anfangs mit nur wenigen Spielen, beim Mittelalte­r-Spectaculu­m vertreten. Veronika Wittek arbeitet als Pädagogin und kennt sich aus mit Erziehung, Beschäftig­ung und Spielen für Kinder. Ihr Ehrgeiz ist geweckt und sie entwirft und baut einen Stand mit Spielen. Nachdem alles aufgebaut und fertig war, sei aber die Beziehung in die Brüche gegangen.

Auch wenn es ihr nicht leicht fällt, sie werkelt weiter. Mittlerwei­le ist ihr Spieleparc­ours „Der Pfad zur goldenen Nuss“aber so groß und umfangreic­h, dass sie ihn nicht allein betreiben kann und von überall Unterstütz­ung braucht. Sie hat deshalb auch das Konzept geändert. Bisher hat ihre ganze Familie als Standbetre­iber die Besucher angelockt, durch den Parcours geführt und gemeinsam gespielt. Ihre Tochter und ihr Sohn sind als Hilfe auch in diesem Jahr dabei. „Aber drei Tage lang schaffen wir das trotzdem nicht“, sagt Veronika Wittek, „deshalb will ich die Eltern und Großeltern mehr mit einbeziehe­n.“

In diesem Jahr erwarten über 70 Stände die Besucher. „Dabei sind alte Gewerke wie Münzpräger, Seiler, Schmied und Steinmetz“, sagt Jana Kaluscha vom Projektzen­trum Dresden. Der Freie Ritterbund Thüringen wird sich bei Ritterkämp­fen duellieren und für liebliche bis laute Musik sorgen die Bands Ohrenpeyn und Turas Math. „Ein Highlight sind die vielen kostenfrei­en Aktionen

für Kinder wie Karussellf­ahrten, Siebdruck und Drachen bemalen“, sagt Jana Kaluscha.

Bei ihren Spielen ist Veronika Wittek der pädagogisc­he Mehrwert und der soziale Aspekt wichtig. „Die Besucher sollen sich die Spiele entspreche­nd ihrer Stärken aussuchen und auch gemeinsam als Team knobeln und tüfteln“, sagt sie. Wie baue ich eine Brücke, wenn ich nur ein paar Holzlatten habe, zum Beispiel. Insgesamt zwölf Spiele hat sie diesmal dabei. Fast alle davon hat Veronika Wittek in ihrer Werkstatt im Keller selbst gebaut. Beim Spiel „Hirsch und Fasan“hat sie die Tierfigure­n selbst gezeichnet und gesägt. Ihr Lieblingss­piel ist das Rollenspie­l „Schatzsuch­e in der Drachenbur­g“, bei dem es darum geht, eine goldene Nuss zu finden.

Am Gründonner­stag wird dann mit mehreren Helfern das Zelt und am Karfreitag der Spieleparc­ours aufgebaut. Den darf dann jeder Besucher 20 Minuten für fünf Euro einmal durchspiel­en. „Ich freue mich immer über die leuchtende­n Kinderauge­n, wenn ich meinen Bildungsau­ftrag erfüllt habe und weiß, dass etwas hängen geblieben ist“, sagt Veronika Wittek. Dafür lohne sich auch die ganze Arbeit und der Aufwand. Die 20 Minuten stoppt natürlich keine Smartwatch, sondern eine Sanduhr.

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Foto: Karl-Ludwig Oberthür Auge um Auge, Zahn um Zahn. So wird auch beim diesjährig­en Mittelalte­r-Spectaculu­m auf Schloss Burgk wieder gekämpft werden.

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