Sächsische Zeitung (Dippoldiswalde)
Zusätzlicher Stress für Abiturienten durch Streik
Der SOE-Kreiselternrat hat Kreis und Gewerkschaft gebeten, ihren Kampf nicht auf dem Rücken der Schüler auszutragen. Doch die Verantwortung wird hin- und hergeschoben.
Die Abiturienten in Sachsen haben diese Woche schriftliche Prüfungen. Von Mittwoch bis Freitag. Von Mittag bis Sonntag wird auch im öffentlichen Personennahverkehr gestreikt. Zum Prüfungsstress kommt damit für die Schüler ein weiterer.
Für den Kreiselternrat Sächsische Schweiz-Osterzgebirge eine Zumutung, sagt Vorsitzende Dana Book. „Wir finden den Zeitpunkt, den Streik in die Zeit der schriftlichen Abiturprüfung zu legen, sehr ungünstig.“Betroffen sind besonders die Abiturienten, die eben zu ihren Prüfungen müssen. Aber nicht nur.
„In Zeiten des Lehrermangels und vielen Unterrichtsausfalls sollte nicht über mehrere Tage der Schulbusverkehr bestreikt werden“, heißt es in einer Erklärung des Kreiselternrates. „Verdi, bitte tragt den Streik nicht auf dem Rücken der Kinder aus.“Zudem zeigen Lösungen anderer Landkreise, dass es möglich ist, den Schulbusverkehr aufrechtzuerhalten. Das geht an die Adresse des Landratsamtes.
Das habe aber keinen Einfluss auf die Verhandlungen, teilt die Behörde mit. Begründung: „Die Verhandlungen finden nicht zwischen dem Landkreis als Aufgabenträger und der Gewerkschaft, sondern zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebervertretung statt.“Das Landratsamt bedauere, dass der Streik während der bereits anspruchsvollen Zeit der Abiturprüfungen die Schüler belastet. Ändern könne man aber nichts.
Verdi gibt den Ball und damit die Verantwortung zurück an den Landrat als Aufgabenträger für den öffentlichen Personennahverkehr. „Entgegen der Aussage der Arbeitgeber
sind wir sehr wohl an der Wiederaufnahme der Verhandlungen interessiert“, sagt Verdi-Verhandlungsführer Sven Vogel. „Leider fehlen jedoch die entsprechenden Signale der Arbeitgeber.“Vogel empfiehlt deshalb, dass der Landrat Druck aus der Bevölkerung bekommt.
Wirklich verpasst habe nach Informationen von Dana Book kein Schüler seine Prüfung. „Alle Eltern, die mich angerufen haben und verärgert waren, haben ihre Kinder selbst in die Schule gefahren“, sagt Dana Book.
Das Landesamt für Schule und Bildung verweist auf die Streikerfahrungen der Schulen. Zur Sondersituation Prüfungen sagt Sprecher Clemens Arndt: Sollte ein Schüler wegen des Streiks zu spät kommen, kann er später mit der Prüfung beginnen und die volle Arbeitszeit erhalten. Der Schulweg liege zwar in Verantwortung der Eltern bzw. Schüler, dennoch werde alles getan, damit die Prüfungen absolviert werden können. Sollte dies wegen des Streiks nicht möglich sein, gibt es die Möglichkeit, an den Nachprüfungen teilzunehmen. Eltern und Schüler sollten sich in diesem Fall an die Schule wenden.
Auch Kultusminister Christian Piwarz (CDU) hatte die Gewerkschaft aufgefordert, die Streikpläne zu überdenken. „Die Streikpläne von Verdi müssen überprüft werden. Wir haben Abiturprüfungen. Die Schülerinnen und Schüler dürfen hier nicht zum Spielball werden.“Sind sie aber am Ende doch, sagt Dana Book. Sie habe auch mit dem Regionalverkehr Sächsische SchweizOsterzgebirge gesprochen. Doch der schiebe wiederum alles auf Verdi. „Mich macht das echt wütend. Auch weil die Eltern in extremem Zugzwang sind.“
In dieser Woche fanden am Mittwoch die fachpraktischen Abiturprüfungen in Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Polnisch und Tschechisch an den allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasium statt. Am Donnerstag folgten die schriftlichen Prüfungen in den Fremdsprachen, am Freitag sind die Abiturprüfungen in Kunst, Musik, Sport und Französisch geplant. In der kommenden Woche wird schriftlich Mathematik, Chemie und Deutsch geprüft. Die Abschlussprüfungen an den Oberschulen beginnen am 24. April.