Sächsische Zeitung (Dippoldiswalde)
Was die Jakobikirche zu Wilsdruff so besonders macht
Nirgendwo sonst in der Region findet man eine Kirche in ihrer Urform wieder. Eine beeindruckende Zeitreise ins Hochmittelalter.
Die St.-Jakobikirche zu Wilsdruff „ …ist eine der ältesten in ihrer ursprünglichen Gestalt erhaltenen Dorfkirchen im sächsischen Raum“, so beginnt der ihr gewidmete Eintrag in Wikipedia. Abseits des Wilsdruffer Stadtkerns liegt sie auf einem Hügel über dem Flüsschen mit dem eigenartigen Namen Wilde Sau. Die Saalkirche weist in vielen baulichen Elementen Merkmale der romanischen Baukunst auf. In unserer Region wurde in diesem Stil bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts gebaut.
Vermutungen legen nahe, dass sie von Benediktinermönchen errichtet worden sei. Die Jakobikirche sollte der Beginn der Besiedlungs- und Missionierungsphase sein. Zuerst musste für ein solches Unternehmen ein Gotteshaus stehen, denn ohne Gottes Beistand und seiner Anwesenheit in Form eine Kirche ging damals gar nichts. Die Mönche gaben ihr Kloster noch im 12. Jahrhundert wieder auf. Was blieb, war die Jakobikirche, an einer klug gewählten Kreuzung zweier wichtiger Handelswege.
Um 1200 entstand Wilsdruff als Kaufmannssiedlung. Wohl zu Beginn des 13. Jahrhunderts errichtete man die Nikolaikirche
nördlich des Marktes. Die außerhalb der Stadt gelegene Jakobikirche wurde zweitrangig.
Durch das völlige Ausbleiben größerer Umbauten in den folgenden Jahrhunderten ist auf beeindruckende Art und Weise die Urform jener Kirchen erhalten geblieben, derer es in unserer Region Hunderte gibt. Sie wurden zumeist nach dem Dreißigjährigen Krieg und noch einmal im 18. Jahrhundert grundlegend umgebaut, modernisiert, vergrößert.
Das heute täglich von 8 bis 18 Uhr offenstehende Gotteshaus wurde 2005 als dreißigste deutsche Autobahnkirche wiedereröffnet. Ihre Geschichte und ihre einmalige romanische Erscheinung laden zu einer spannenden Reise ins Mittelalter ein.