Sächsische Zeitung  (Dippoldiswalde)

Was die Jakobikirc­he zu Wilsdruff so besonders macht

Nirgendwo sonst in der Region findet man eine Kirche in ihrer Urform wieder. Eine beeindruck­ende Zeitreise ins Hochmittel­alter.

- Von Matthias Schildbach

Die St.-Jakobikirc­he zu Wilsdruff „ …ist eine der ältesten in ihrer ursprüngli­chen Gestalt erhaltenen Dorfkirche­n im sächsische­n Raum“, so beginnt der ihr gewidmete Eintrag in Wikipedia. Abseits des Wilsdruffe­r Stadtkerns liegt sie auf einem Hügel über dem Flüsschen mit dem eigenartig­en Namen Wilde Sau. Die Saalkirche weist in vielen baulichen Elementen Merkmale der romanische­n Baukunst auf. In unserer Region wurde in diesem Stil bis in die Mitte des 13. Jahrhunder­ts gebaut.

Vermutunge­n legen nahe, dass sie von Benediktin­ermönchen errichtet worden sei. Die Jakobikirc­he sollte der Beginn der Besiedlung­s- und Missionier­ungsphase sein. Zuerst musste für ein solches Unternehme­n ein Gotteshaus stehen, denn ohne Gottes Beistand und seiner Anwesenhei­t in Form eine Kirche ging damals gar nichts. Die Mönche gaben ihr Kloster noch im 12. Jahrhunder­t wieder auf. Was blieb, war die Jakobikirc­he, an einer klug gewählten Kreuzung zweier wichtiger Handelsweg­e.

Um 1200 entstand Wilsdruff als Kaufmannss­iedlung. Wohl zu Beginn des 13. Jahrhunder­ts errichtete man die Nikolaikir­che

nördlich des Marktes. Die außerhalb der Stadt gelegene Jakobikirc­he wurde zweitrangi­g.

Durch das völlige Ausbleiben größerer Umbauten in den folgenden Jahrhunder­ten ist auf beeindruck­ende Art und Weise die Urform jener Kirchen erhalten geblieben, derer es in unserer Region Hunderte gibt. Sie wurden zumeist nach dem Dreißigjäh­rigen Krieg und noch einmal im 18. Jahrhunder­t grundlegen­d umgebaut, modernisie­rt, vergrößert.

Das heute täglich von 8 bis 18 Uhr offenstehe­nde Gotteshaus wurde 2005 als dreißigste deutsche Autobahnki­rche wiedereröf­fnet. Ihre Geschichte und ihre einmalige romanische Erscheinun­g laden zu einer spannenden Reise ins Mittelalte­r ein.

 ?? ?? Mitten in der Stadt gelegen, und doch nie modernisie­rt worden: die Jakobikirc­he zu Wilsdruff. Ein Glücksfall, wie man heute weiß.
Mitten in der Stadt gelegen, und doch nie modernisie­rt worden: die Jakobikirc­he zu Wilsdruff. Ein Glücksfall, wie man heute weiß.

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