Sächsische Zeitung (Dippoldiswalde)
Abenteuer in der Radebeuler Prärie
Cowboystiefel geputzt, Pferde gesattelt – die 31. Karl-May-Festtage entführen in den Wilden Westen.
Noch ein Jahr bevor die Pet Shop Boys ihre berühmte Wende-Hymne „Go West“anstimmten, ging in Radebeul die Saloon-Tür auf. Fans von Karl May, Winnetou und Old Shatterhand & Co. ließen sich anno 1992 nicht nehmen, vom nun greifbaren Wilden Westen nicht mehr nur zu träumen, sondern ihn auch teils in voller Montur zu leben. Hier stoßen „Soldaten“der Nord- wie der Südstaaten-Armee auf ihre Gesundheit an. Hier pflegen teils echte Ureinwohner Amerikas ihre Traditionen. Hier gibt man sich dem Goldrausch am „Lößnitz-River“hin.
Staubige Ganoven kreuzen die Wege
Vom 10. bis 12. Mai verwandelt sich der urige Radebeuler Lößnitzgrund also wieder in eine abenteuerliche Wild-West-Landschaft wie in Karl Mays Geschichten. Regionale Westernvereine erwecken die „Neue Welt“möglichst detailgetreu und stilecht zum Leben. Das heißt aber auch, dass in der Westernstadt „Little Tombstone“umtriebige Ganoven unterwegs sind. Sie überraschen die Besucher spontan mit wilder Action und ihrem raubeinigen Humor. CountryBands spielen live den passenden Soundtrack dazu. Angekündigt sind ein Wiedersehen mit Apachen-Häuptling Winnetou und Old Shatterhand sowie Kara Ben Nemsi aus dem Orient, die allesamt der Fantasie von Karl May entsprangen.
Und auch dieses Jahr kommt das WildWest-Fest nicht ohne mindestens eine Gruppe indigener Vertreter aus. Eingeladen sind diesmal u. a. Vertreter des Stammes der Apachen aus Nordamerika. Die Kulturbotschafter ihres Volkes bilden mit Gesprächen, Gesängen und Tänzen in traditionellen Gewändern ein reales Gegengewicht zu den imaginären Welten Karl Mays – eine große Chance, nicht nur Verständigung zu erzeugen, sondern auch Verständnis der Völker untereinander und füreinander zu bewirken.
Menschlichkeit im Sinne Karl Mays feiern
Auch die Landesbühnen Sachsen nutzen das nahezu authentische Ambiente als Bühnenbild für beeindruckende TheaterAufführungen. Und selbst die Anreise zu den Karl-May-Festtagen bietet Abenteuer und Wildwest-Romantik – mit dem über 100-jährigen Santa-Fé-Express, der direkt zum Festgelände vorfährt. Spannend und erlebnisreich wird es auch wieder für alle kleinen Cowboy- und Indianerfreunde – beim Bogenschießen, Goldschürfen, Seilklettern und vielem mehr.
Am Sonntagvormittag erwartet die Besucher traditionell der beeindruckende Höhepunkt der Festtage. Zur großen Sternreiterparade ziehen hunderte Reiter mit ihren prächtigen Pferden über die Meißner Straße und der längste Sternritt zum Fest wird von Winnetou und Old Shatterhand mit einer Trophäe geehrt.
Die diesjährigen Karl-May-Festtage in Radebeul wollen den Traum des bekannten Abenteuerschriftstellers aufleben lassen. Laut Veranstalter gehe es um die „Menschheitsfrage“, die er als die wahre Verfasserin seiner Werke bezeichnete. Mit der 31. Ausgabe des Spektakels sollten Karl Mays Vision einer zeitlosen und ortsunabhängigen Menschlichkeit und seine Faszination für fremde Kulturen im Lößnitzgrund spürbar werden. Nicht nur bei Begegnungen und Abenteuern auf dem Friedenspfad, sondern auch in hoffentlich beseelten, fernwehgestillten Blicken der abenteuerlustigen Wild-West-Urlauber.
31. Karl-May-Festtage, 10. bis 12. Mai, Lößnitzgrund in Radebeul; alle Infos: web www.radebeul.de/karlmay