Sächsische Zeitung  (Dippoldiswalde)

50 Milliarden gesucht

Minister wollen mehr Geld, Finanzmini­ster Lindner aber blockt ab. Kann eine Haushaltsn­otlage erklärt werden? Oder hilft ein neues Sonderverm­ögen?

- Von Albert Funk

Berlin. Etwa 452 Milliarden Euro soll der Bundeshaus­halt 2025 ausmachen. So will es der Bundesfina­nzminister, so hat es das Kabinett mit der mehrjährig­en Finanzplan­ung im vergangene­n Jahr beschlosse­n. Aber ein Teil des Kabinetts hat aufbegehrt und Lindners Planvorgab­en ignoriert. Und deshalb ist der Etat nun Chefsache.

Anders – das war Olaf Scholz, Robert Habeck und Christian Lindner nach dem monatelang­en Hickhack im Vorjahr klar – werde es nicht zu schaffen sein, den Etat für das Wahljahr einigermaß­en unfallfrei ins Gesetzblat­t zu bringen. Nun ziehen Kanzler, Wirtschaft­sminister und Finanzmini­ster

also die Fäden und reden mit den Kolleginne­n und Kollegen, die mehr wollen als geplant. Wenn man zusammenzä­hlt, wie viel Geld noch fehlt, landet man bei einer Summe um die 50 Milliarden Euro, die mit der Etatplanun­g 2025 noch zu finanziere­n wäre. Doch woher soll so viel

Geld kommen? Die FDP verlangt weiterhin größere Sparmaßnah­men. SPD und Grüne zielen darauf, die Notlagenkl­ausel der Schuldenre­gel im Grundgeset­z zu nutzen, um mehr neue Kredite aufnehmen zu können. Die Begründung wäre die Ukraine-Krise – oder eine größere sicherheit­spolitisch­e Krise, die unvorherge­sehene Mittel verlangt. Aber eine Notlagener­klärung, um die Schuldenbr­emse auszusetze­n, ist nach dem Karlsruher Urteil vom vorigen November verfassung­srechtlich nicht mehr so einfach wie zuvor. Sie muss gut begründet sein und kann nur für ein Jahr gelten.

Bliebe also das, was der FDP-Chef einmal als eine gute Idee für sich in Anspruch genommen hat? Das Sonderverm­ögen Bundeswehr, ein weiterer Nebenetat, verankert im Grundgeset­z und einmalig befüllt mit 100 Milliarden Euro, hat der Finanzmini­ster 2022 als Ersatzlösu­ng für eine Notlagener­klärung ersonnen. Es könnte ein neues Sonderverm­ögen im Grundgeset­z verankert werden. Allerdings braucht es dafür eine Zweidritte­lmehrheit – die Union müsste wie 2022 wieder mittun.

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Foto: dpa Schluss, kein Geld mehr. Finanzmini­ster Lindner will sparen.

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