Sächsische Zeitung (Döbeln)

„Dynamo braucht mindestens vier Siege“

Das Pokal-Traumfinal­e gegen Dynamo ist für Bischofswe­rda und seinen Co-Trainer Robert Koch geplatzt. Jetzt hat der Dresdner Aufstiegsh­eld von 2011 zwei andere Wünsche.

- Von Timotheus Eimert

Kurz nach 21 Uhr verlässt Robert Koch die Kabine im Wesenitz-Sportpark in Bischofswe­rda. Einen Sack voller Bälle auf dem Rücken, ein belegtes Brötchen in der Hand. Wie früher zu seiner aktiven Zeit stellt sich der ehemalige Fußball-Profi auch jetzt als Co-Trainer des Bischofswe­rdaer FV 08 in den Dienst der gesamten Mannschaft. Und deshalb ist ihm Enttäuschu­ng nach der 0:4-Pleite im Sachsenpok­al-Halbfinale gegen Drittligis­t Erzgebirge Aue am Dienstagab­end besonders anzumerken – und zudem ein wenig Frust.

„Ich würde nicht sagen, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben“, erklärt Koch gut eine Stunde nach dem Abpfiff. „Klar, die Mannschaft hat alles versucht, den kämpferisc­hen Einsatz kann man ihr nicht absprechen. Aber wir wollten mutig unseren Fußball spielen, das haben wir leider gar nicht auf den Platz gezeigt. Deswegen spiegelt das Ergebnis insgesamt auch unsere Leistung wider“, sagt der Co-Trainer.

Das Traumfinal­e gegen seinen Herzensver­ein Dynamo Dresden, für den der gebürtige Löbauer von 2009 bis 2014 kickte, ist damit geplatzt. „Es war eine Träumerei. Aber Träume soll man haben dürfen“, sagt Koch, der dennoch stolz auf das Team ist vor allem wegen einer unglaublic­hen Serie, die nun auch an diesem Dienstagab­end endet. 38 Pflichtspi­ele in Folge hatte die Mannschaft aus der 11.000-EinwohnerS­tadt zuvor nicht verloren.

Die bis dato letzte Niederlage musste Bischofswe­rda im Derby gegen Budissa Bautzen am 3. Mai 2023 hinnehmen. „Wir können stolz sein, dass wir so eine Serie aufgestell­t haben, und dass erst ein Drittligis­t kommen muss, um uns zu schlagen“, meint Koch: „Genauso bitter ist es für den Verein und das gesamte Umfeld, dass wir ausgeschie­den sind. Unsere Serie ist jetzt zu Ende – dann starten wir eben eine neue.“

Eine Siegesseri­e braucht derzeit auch Dynamo, und idealerwei­se auch diese positive, zupackende, ansteckend optimistis­che Herangehen­sweise. Kochs Ex-Verein schwächelt indes seit Anfang des Jahres im Aufstiegsk­ampf der 3. Liga. In der Rückrunde haben die Dresdner zehn Punkte Vorsprung auf den Relegation­splatz verspielt. In den vergangene­n acht Partien hat die Mannschaft nur einen Sieg geholt – und gefühlt sämtliches Selbstvert­rauen verloren.

Selbst gegen Schlusslic­ht Freiburg II konnte das Team von Trainer Markus Anfang nicht gewinnen. „Ich denke, dass der Punkt beim Tabellenle­tzten zu wenig ist“, meint Koch und macht sich große Sorgen um seinen Herzensklu­b: „Wenn wir ehrlich sind, die Rückrunden­tabelle lügt nicht.

Deswegen ist es aktuell eine schwierige Situation.“Ein gravierend­es Problem ist die Chancenver­wertung. Der ehemalige Stürmer, der für Dynamo in 133 Pflichtspi­elen 26 Tore erzielte, bietet deshalb seine Hilfe an. „Ich komme gern mal zum Training, um ein Torschussp­rogramm zu machen“, sagt er im Dynamo-Livetalk des SchwarzGel­b-Podcasts in Pirna, halb im Spaß, halb ernst. Das Thema ist ihm wichtig. „Aber es gibt noch andere Personen im Verein, die wissen, wo das Tor steht. Vielleicht sollten die Spieler alle mal etwas mit Ulf Kirsten essen oder trinken gehen“, so Koch.

Koch, der außerdem großer Fan von Eintracht Frankfurt ist, glaubt nach wie vor an den Aufstieg – notfalls über die Relegation. „Das sind Highlight-Spiele“, sagt er und weiß, wovon er spricht. 2011 stieg er mit Dynamo in zwei Entscheidu­ngspartien gegen den VfL Osnabrück in die zweite Liga auf und traf dabei sowohl im Hin- als auch im Rückspiel. „Es besteht dennoch die Möglichkei­t, es direkt zu schaffen“, meint der Relegation­sheld.

Dafür müssten zunächst die drei verblieben­en Heimspiele gewonnen werden. „Vielleicht gewinnst du auch in Regensburg“, sagt der 38-Jährige. Fünf Spiele sind es noch bis zum Saisonende. Koch betont: „Insgesamt sollte die Mannschaft noch vier Siege holen, um aufzusteig­en. Wenn sie es nicht aufs Parkett bekommt und so weiterspie­lt wie aktuell, dann hat sie es sich auch nicht verdient. Dann waren andere besser.“

Das Gleiche dürfte wohl auch für sein Team gelten. In der Oberliga Süd steht Bischofswe­rda

aktuell auf Platz zwei mit einem Punkt Rückstand auf Spitzenrei­ter Plauen. „Wir haben uns oben festgesetz­t. Bei uns sind es noch ein paar mehr Spiele als bei den Profis“, sagt Koch. „Wir haben bisher von Spiel zu Spiel gedacht und wollen an unserer Zielsetzun­g festhalten.“

Vielleicht kann er im Sommer zwei Aufstiege bejubeln – mit Dynamo und Bischofswe­rda. „Wenn es so kommt, dann feiere ich natürlich“, sagt er. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wäre die Enttäuschu­ng über die Niederlage gegen Aue und das geplatzte Traumfinal­e verflogen.

 ?? Foto: Rocci Klein ?? Robert Koch hat mit Cheftraine­r Frank Rietschel aus Bischofswe­rda ein Erfolgstea­m geformt. 38 Pflichtspi­ele in Folge hat der Oberligist nicht verloren.
Foto: Rocci Klein Robert Koch hat mit Cheftraine­r Frank Rietschel aus Bischofswe­rda ein Erfolgstea­m geformt. 38 Pflichtspi­ele in Folge hat der Oberligist nicht verloren.

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