Busfahrerstreik: Kommt der unbefristete Ausstand?
Bis zum Sonntag bleiben fast alle Busse von Regiobus im Depot. Der aktuelle Streik ist lang. Ein noch Längerer droht.
Region Döbeln. Einige wenige Fahrgäste hatten Glück. Trotz Streiks im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) war am Mittwoch ein Fahrzeug von Regiobus in der Region Döbeln unterwegs. „Der Fahrer ist kein Gewerkschaftsmitglied und hat sich entschieden, seinen Dienst anzutreten“, sagt ein Mitglied des Betriebsrates und der Tarifkommission. Laut Henning Schmidt, Fachbereichsleiter Verkehr, war der Bus im Erdbeer-Design allerdings nicht auf einer bestimmten Linie unterwegs, sondern bediente einzelne Streckenabschnitte verschiedener Linien. Darunter auch die zu Karls Erlebnis-Dorf. In der Regiobus-Zentrale in Mittweida hatten neun Fahrer ihren Dienst aufgenommen.
Vor dem Döbelner Betriebshof bot sich ein für diese Situation schon gewohntes Bild: In einem Feuerkorb loderten Flammen, die die Fahrer wärmten, die in Gartenstühlen daneben saßen. Waffeltüten machten die Runde, es gab heiße Getränke und zum Mittag eine Bockwurst. Der Streik ist fast schon zur Routine geworden. Denn es ist bereits der dritte Ausstand innerhalb von elf Wochen – und mit vier Tagen am Stück der bisher längste. Wie seit dem ersten Streiktag Anfang Februar geht es noch immer ums Geld. „Im Dezember vergangenen Jahres ist der Vergütungsvertrag ausgelaufen. Jetzt haben wir April und es hat sich fast nichts getan“, sagt der Betriebsrat.
Die Gewerkschaft Verdi fordert für die Busfahrer unter anderen die Erhöhung der Auszubildenden- und Praktikantenvergütung um 200 Euro pro Monat sowie die Erhöhung der Vergütung der Angestellten um 22 Prozent oder mindestens 750 Euro pro Monat – beides rückwirkend zum 1. Januar 2024. Die Arbeitgeber bieten eine lineare Anhebung der Vergütungstabelle und der Ausbildungsvergütung um zehn Prozent ab 1. September an. Eine weitere Erhöhung um 2,2 Prozent soll zum 1. Mai 2025 und um 1,5 Prozent zum 1. Dezember 2025 folgen. „So würden wir von Januar bis September leer ausgehen. Dass das arge Unruhe hervorruft, ist verständlich“, meint der Betriebsrat. Das Angebot der Arbeitgeber soll bis zum 26. April aufrechterhalten werden. Doch so lange wollte die Gewerkschaft nicht warten. Denn gleichzeitig hatten die Arbeitgeber mitgeteilt, dass es kein weiteres Entgegenkommen geben werde. Deshalb erfolgte in der vergangenen Woche eine Abstimmung über einen weiteren Streik.
Bei Regiobus Döbeln hätten sich alle Gewerkschaftsmitglieder daran beteiligt. Wie sie gestimmt haben, weiß der Betriebsrat allerdings nicht. „Die Stimmabgabe erfolgte anonym mit Wahlurne“, begründet er. In drei Betriebshöfen müsse die Wahl sogar wiederholt werden, da sich in den Urnen falsche Stimmzettel befunden hätten. Aber auch ohne diese Drei seien mehr als die nötigen 75 Prozent der Stimmen für den Streik erreicht worden.
Bei Regiobus Döbeln sei die gesamte Streikzeit – das heißt bis zum Sonntagmorgen – mit Streikposten abgesichert. In dieser Zeit müssten die Arbeitgeber reagieren. „Ansonsten entscheidet die Tarifkommission am Montag in Dresden über einen unbefristeten Streik“, so der Betriebsrat.
Ohne eine Lohnerhöhung werde es schwierig, die Busfahrer auf lange Zeit zu halten und neue für den Job zu begeistern. Aber das sei dringend nötig. Von den 75 Fahrern in Döbeln steuern einige auf die Rente zu. Schon jetzt sind es zu wenige Fahrer. Deshalb sind zwei Rentner als Geringverdiener zu Regiobus zurückgekehrt. „Dafür sind wir sehr dankbar. Wenn wir sie nicht hätten, sehe es schlecht aus“, meint der Betriebsrat.
Er hofft außerdem, dass die vier Lehrlinge bleiben, die gerade ihren Busschein erworben haben und jetzt zu fahren beginnen. Und trotz Streiks stellen zwei Mitarbeiter gemeinsam mit dem Döbelner Betriebsstättenleiter die beruflichen Möglichkeiten bei Regiobus am Mittwochnachmittag bei der Karrieremesse ZIM vor. „Wir wollen in die Zukunft schauen. Und dafür brauchen wir Leute“, so der Betriebsrat.