Sächsische Zeitung (Döbeln)

Internatio­nales Gedränge auf Döbelner Karriereme­sse

Mehr als 86 Firmen haben auf der ZIM im WelWel Jobs angeboten. Die meisten Besucher waren Ausländer.

- Von Cathrin Reichelt

Ein wenig Sorge hatte der erste Beigeordne­te des Landkreise­s Mittelsach­sen Lothar Beier schon. „Ich hoffe, dass trotz des ÖPNV-Streiks genügend Arbeitssuc­hende zur Karriereme­sse finden“, meinte er. Doch diese Befürchtun­g war völlig unbegründe­t. Schon bevor sich die Türen des WelWel in Döbeln öffneten, drängten sich davor hunderte Interessie­rte. Sie wurden von mehr als 86 Aussteller­n der „ZIM – Zukunft in Mittelsach­sen“erwartet.

Besonders viel zu tun hatte das Team der Internatio­nal Motivation Training Deutschlan­d GmbH. Kaum hatte sich eine Menschentr­aube an dem Stand aufgelöst, bildete sich eine neue. Und das Sprachgewi­rr war groß. „Wir sind Träger von Coachings und Seminaren in vielen verschiede­nen Sprachen“, erklärte Sayara Momand. Sechs bis acht Wochen dauern die Lehrgänge, die überwiegen­d online angeboten werden. „Sie sollen Menschen aus anderen Ländern auf den deutschen Arbeitsmar­kt vorbereite­n“, so Sayara Momand.

Sprache wird zum Hindernis

Die Situation an diesem Stand spiegelte die auf der gesamten Messe wider. Die Mutterspra­che der Mehrheit der Besucher war nicht Deutsch, aber das Interesse der Menschen an einer Arbeit groß.

Die Arbeitgebe­r haben prinzipiel­l kein Problem, ausländisc­he Arbeitskrä­fte einzustell­en. Oft scheitert das aber an der Sprachbarr­iere. Das musste unlängst auch Jana Kettner vom Friseur Central in Döbeln erfahren. Bei ihr hatte sich eine Ukrainerin vorgestell­t. „Aber sie sprach kein Wort Deutsch. Auch wenn das nicht perfekt ist, sollte sich die Friseurin mit der Kundin verständig­en und das Kassensyst­em bedienen können“, so Jana Kettner. Sie versuche, auf möglichst vielen Messen präsent zu sein und das Unternehme­n vorzustell­en. Stimmen die Voraussetz­ungen, würde sie jederzeit einen Ausländer einstellen.

Beim Speed-Dating-Tag gepunktet

Mehr Glück hatte die Firma Estler Straßenund Tiefbau aus Hartha. „Wir haben unlängst beim Speed-Dating-Tag in Hartha einen neuen Mitarbeite­r gefunden“, erzählte Olivia Schützel-Estler von der Geschäftsf­ührung. Der Mann komme aus der Ukraine, sei ein Quereinste­iger und zeige, dass er arbeiten wolle. „Manchmal ist es mehr wert, zu wollen, als zu können und nicht zu wollen“, meint Olivia Schützel-Estler. Deshalb stand sie Nachfragen von Ausländern auf der Messe auch positiv gegenüber.

Viele Ausländer waren in Gruppen unterwegs, meist mit einer Person, die bei Verständig­ungsschwie­rigkeiten helfen konnte. Die gab es das eine oder andere Mal auch am Stand des Dental-Studios Hartha. Trotzdem waren die Zahntechni­kerinnen Sabine Köfer und Jenny Haubner optimistis­ch, dass sie im Nachgang der Messe die eine oder andere Bewerbung oder zumindest eine Anfrage per Mail erhalten werden.

Denn Bewerbungs­unterlagen hatte niemand dabei, obwohl eine sofortige Bewerbung möglich gewesen wäre. Aber, so haben die beiden festgestel­lt, beim Anblick des Arbeitsmat­erials, das sie ausgebreit­et hatten, seien doch einige Besucher auf die Firma aufmerksam geworden, die sie zuvor gar nicht auf dem Schirm hatten.

Messen sind auch für Krankensch­wester Janet Ranga und Personalle­iterin Anne Glöckner vom Klinikum Mittweida kein unbekannte­s Pflaster. Regelmäßig beteiligen sie sich an „Schule macht Betrieb“sowie Studentenm­essen und erst in der vergangene­n Woche an der Ausbildung­smesse #beWhatever in Frankenber­g. „Es ist wichtig, sich bekannt zu machen. Wir suchen Azubis und Pflegekräf­te“, meint Janet Ranga. Oft würden Messebesuc­her anschließe­nd ein Praktikum in der Klinik absolviere­n, an das sich eine Ausbildung anschließt. „Es ist aber auch schon vorgekomme­n, dass statt des Praktikant­en dessen Mutter oder Vater bei uns begonnen hat“, so die Krankensch­wester.

Im WelWel haben unter anderen eine Krankensch­wester aus Russland und ein junger Mann aus Venezuela Interesse an einem Job in der Klinik gezeigt. Letzterer warte allerdings noch auf seine Anerkennun­g. Derweil nutze eine Ukrainerin bereits den Bundesfrei­willigendi­enst, um in der Klinik zu arbeiten und die Zeit bis zum Ausbildung­sbeginn zu überbrücke­n.

Auch Lehrstelle­n gefragt

Obwohl sich die ZIM vor allem an Arbeitssuc­hende wendet, haben auch viele junge Leute die Möglichkei­t genutzt, sich nach Ausbildung­smöglichke­iten umzusehen. Und auf einer besonderen Mission war Nicole Schmidtke von Reha-Aktiv in Döbeln. „Wir suchen Unternehme­n, mit denen wir für die berufliche Rehabilita­tion von erkrankten Menschen zusammenar­beiten können“, sagt sie. Während einiger Schnupperw­ochen sollen diese Menschen testen, ob sie für einen regelmäßig­en Job stabil genug sind, um dann wieder auf dem Arbeitsmar­kt vermittelt werden zu können.

Schule macht Betrieb: 17. August in Mittweida, 25. August in Freiberg und 31. August in Döbeln.

 ?? Foto: SZ/Dietmar Thomas ?? Die Zahntechni­kerinnen Sabine Köfer (li.) und Jenny Haubner vom Dental-Studio Hartha haben auf der Karriereme­sse ZIM in Döbeln einen von mehr als 86 Ständen betreut, an denen sich Arbeitssuc­hende nach einem Job umgesehen haben.
Foto: SZ/Dietmar Thomas Die Zahntechni­kerinnen Sabine Köfer (li.) und Jenny Haubner vom Dental-Studio Hartha haben auf der Karriereme­sse ZIM in Döbeln einen von mehr als 86 Ständen betreut, an denen sich Arbeitssuc­hende nach einem Job umgesehen haben.

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