Internationales Gedränge auf Döbelner Karrieremesse
Mehr als 86 Firmen haben auf der ZIM im WelWel Jobs angeboten. Die meisten Besucher waren Ausländer.
Ein wenig Sorge hatte der erste Beigeordnete des Landkreises Mittelsachsen Lothar Beier schon. „Ich hoffe, dass trotz des ÖPNV-Streiks genügend Arbeitssuchende zur Karrieremesse finden“, meinte er. Doch diese Befürchtung war völlig unbegründet. Schon bevor sich die Türen des WelWel in Döbeln öffneten, drängten sich davor hunderte Interessierte. Sie wurden von mehr als 86 Ausstellern der „ZIM – Zukunft in Mittelsachsen“erwartet.
Besonders viel zu tun hatte das Team der International Motivation Training Deutschland GmbH. Kaum hatte sich eine Menschentraube an dem Stand aufgelöst, bildete sich eine neue. Und das Sprachgewirr war groß. „Wir sind Träger von Coachings und Seminaren in vielen verschiedenen Sprachen“, erklärte Sayara Momand. Sechs bis acht Wochen dauern die Lehrgänge, die überwiegend online angeboten werden. „Sie sollen Menschen aus anderen Ländern auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereiten“, so Sayara Momand.
Sprache wird zum Hindernis
Die Situation an diesem Stand spiegelte die auf der gesamten Messe wider. Die Muttersprache der Mehrheit der Besucher war nicht Deutsch, aber das Interesse der Menschen an einer Arbeit groß.
Die Arbeitgeber haben prinzipiell kein Problem, ausländische Arbeitskräfte einzustellen. Oft scheitert das aber an der Sprachbarriere. Das musste unlängst auch Jana Kettner vom Friseur Central in Döbeln erfahren. Bei ihr hatte sich eine Ukrainerin vorgestellt. „Aber sie sprach kein Wort Deutsch. Auch wenn das nicht perfekt ist, sollte sich die Friseurin mit der Kundin verständigen und das Kassensystem bedienen können“, so Jana Kettner. Sie versuche, auf möglichst vielen Messen präsent zu sein und das Unternehmen vorzustellen. Stimmen die Voraussetzungen, würde sie jederzeit einen Ausländer einstellen.
Beim Speed-Dating-Tag gepunktet
Mehr Glück hatte die Firma Estler Straßenund Tiefbau aus Hartha. „Wir haben unlängst beim Speed-Dating-Tag in Hartha einen neuen Mitarbeiter gefunden“, erzählte Olivia Schützel-Estler von der Geschäftsführung. Der Mann komme aus der Ukraine, sei ein Quereinsteiger und zeige, dass er arbeiten wolle. „Manchmal ist es mehr wert, zu wollen, als zu können und nicht zu wollen“, meint Olivia Schützel-Estler. Deshalb stand sie Nachfragen von Ausländern auf der Messe auch positiv gegenüber.
Viele Ausländer waren in Gruppen unterwegs, meist mit einer Person, die bei Verständigungsschwierigkeiten helfen konnte. Die gab es das eine oder andere Mal auch am Stand des Dental-Studios Hartha. Trotzdem waren die Zahntechnikerinnen Sabine Köfer und Jenny Haubner optimistisch, dass sie im Nachgang der Messe die eine oder andere Bewerbung oder zumindest eine Anfrage per Mail erhalten werden.
Denn Bewerbungsunterlagen hatte niemand dabei, obwohl eine sofortige Bewerbung möglich gewesen wäre. Aber, so haben die beiden festgestellt, beim Anblick des Arbeitsmaterials, das sie ausgebreitet hatten, seien doch einige Besucher auf die Firma aufmerksam geworden, die sie zuvor gar nicht auf dem Schirm hatten.
Messen sind auch für Krankenschwester Janet Ranga und Personalleiterin Anne Glöckner vom Klinikum Mittweida kein unbekanntes Pflaster. Regelmäßig beteiligen sie sich an „Schule macht Betrieb“sowie Studentenmessen und erst in der vergangenen Woche an der Ausbildungsmesse #beWhatever in Frankenberg. „Es ist wichtig, sich bekannt zu machen. Wir suchen Azubis und Pflegekräfte“, meint Janet Ranga. Oft würden Messebesucher anschließend ein Praktikum in der Klinik absolvieren, an das sich eine Ausbildung anschließt. „Es ist aber auch schon vorgekommen, dass statt des Praktikanten dessen Mutter oder Vater bei uns begonnen hat“, so die Krankenschwester.
Im WelWel haben unter anderen eine Krankenschwester aus Russland und ein junger Mann aus Venezuela Interesse an einem Job in der Klinik gezeigt. Letzterer warte allerdings noch auf seine Anerkennung. Derweil nutze eine Ukrainerin bereits den Bundesfreiwilligendienst, um in der Klinik zu arbeiten und die Zeit bis zum Ausbildungsbeginn zu überbrücken.
Auch Lehrstellen gefragt
Obwohl sich die ZIM vor allem an Arbeitssuchende wendet, haben auch viele junge Leute die Möglichkeit genutzt, sich nach Ausbildungsmöglichkeiten umzusehen. Und auf einer besonderen Mission war Nicole Schmidtke von Reha-Aktiv in Döbeln. „Wir suchen Unternehmen, mit denen wir für die berufliche Rehabilitation von erkrankten Menschen zusammenarbeiten können“, sagt sie. Während einiger Schnupperwochen sollen diese Menschen testen, ob sie für einen regelmäßigen Job stabil genug sind, um dann wieder auf dem Arbeitsmarkt vermittelt werden zu können.
Schule macht Betrieb: 17. August in Mittweida, 25. August in Freiberg und 31. August in Döbeln.