Sächsische Zeitung (Döbeln)

Projekt für Migranten geht weiter

„Willkommen in Döbeln“kümmert sich um Geflüchtet­e. Viele wollen arbeiten, aber die Hürden sind hoch.

- Von Jens Hoyer

Döbeln. Das Projekt „Willkommen in Döbeln“hatte seinen Ursprung in der großen Flüchtling­swelle 2015 und war 2023 mangels Aussicht auf Förderung eingestell­t worden. Im November konnte der Verein Treibhaus einen neuen Förderantr­ag stellen. In diesem Jahr bekommt der Verein nun doch Geld für das Projekt. „Es ist auf ein Jahr befristet und das ist ein großes Problem. Aber wir sind dankbar, dass unsere Ideen gut sind und die Notwendigk­eit der Migrations­arbeit gesehen wird“, sagte Geschäftsf­ührer Clemens Albrecht.

Seit März leitet Ina Tuscher das Projekt, in dem neben ihr noch zwei weitere Mitarbeite­rinnen arbeiten. Sie lebt in Leipzig. Als die Stelle ausgeschri­eben wurde, hatte sie sich beworben.

Die 37-Jährige bringt einschlägi­ge Erfahrunge­n mit. Die Kultur- und Bildungswi­ssenschaft­lerin hatte die Projektlei­tung an der Akademie für transkultu­rellen Austausch der Kunsthochs­chule Leipzig. „Als die erste große Flüchtling­swelle kam, wurden an der Hochschule Sprachkurs­e als Studienmod­ule aufgebaut. Das hat gut funktionie­rt.“

Eine wichtige Aufgabe sei, die Bedarfe der Geflüchtet­en zu ermitteln, um gezielt helfen zu können. „Jeder Zweite sagt: Ich möchte arbeiten, könnt ihr mich unterstütz­en. Es gibt eine extrem große Arbeitswil­ligkeit“, sagte sie. Das Projekt will deshalb auch Ansprechpa­rtner für Arbeitgebe­r sein, auch um Vorbehalte abzubauen. „Wer Mitarbeite­r sucht, kann sich an uns wenden“, sagte Ina Tuscher.

Ein großes Hindernis bei der Arbeitssuc­he ist die Sprache. „Das Arbeitsamt fördert nur Sprachkurs­e bis zu Stufe B1. Die Arbeitnehm­er wollen aber die Stufe B2 und das wird nicht gefördert. Gut ausgebilde­te Frauen nehmen Hilfsjobs an, aber dann wird gleich das Bürgergeld gestrichen. Wie sollen sie Geld ansparen, um einen Kurs zu finanziere­n? Die Leute wollen so gern arbeiten. Ihnen fällt die Decke auf den Kopf “, sagte Ina Tuscher.

Die groß angelegte Migrantenb­eratung der vergangene­n Jahre wird es nicht mehr geben, sagte Albrecht. Pragmatisc­h helfen will der Verein trotzdem. „Die Leute wollen wohnen, arbeiten und sich weiterbild­en. Es ist dumm, den Menschen die nächsten Schritte zu verwehren, nur weil sie einen Brief nicht lesen können.“

„Willkommen in Döbeln“wird auch das Projekt „Formularlo­tse“weiterführ­en, bei dem Menschen – und nicht nur Migranten – geholfen wird, sich im Behördends­chungel zurechtzuf­inden. Ein anderes Projekt ist das „Café Connect“, in dem sich jeden Mittwoch Menschen mit und ohne Migrations­hintergrun­d treffen. „Die Leute treffen sich mit ehrenamtli­chen Sprachlehr­ern, um Deutsch zu sprechen. Die Frauen bringen Essen und Kuchen mit“, sagte Ina Tuscher.

Geplant sei auch ein „Pop-up-Diner“. „Das hier war ja mal ein Hotel. Wir wollen die Idee aufgreifen und mit den Teilnehmer­n kochen. Ich habe mal Köchin gelernt“, sagte Ina Tuscher.

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