Sächsische Zeitung (Döbeln)

Stadt will Museum jeden Samstag öffnen

Die Stadt will bei der Belebung des Tourismus vorpresche­n und erwartet, dass andere mitziehen. Aber geht das so einfach?

- Von Jens Hoyer

Wie bekommt man am Wochenende mehr Leben in die Innenstadt. Diese Diskussion wurde in den vergangene­n Monaten auch unter dem Eindruck der Eröffnung von Karls Erlebnis-Dorf und den zu erwartende­n Besuchern geführt. Döbelns Quartierma­nager Christoph Klix hatte angeregt, dass an den Sonnabende­n die Döbelner Geschäfte länger öffnen sollten. Und dass auch der Riesenstie­fel und das Museum zugänglich sein müssten und die Pferdebahn fahren sollte.

Ein Antrag der Fraktion FDP/Freie Wähler im Stadtrat hat genau diese Stoßrichtu­ng. Der Vorschlag: Die Stadt soll eine Ehrenamtss­telle einrichten, um das Museum auch an den Wochenende­n öffnen zu können. Der Stadtrat wird darüber in der kommenden Woche entscheide­n. Und es deutet sich Zustimmung an.

Allerdings beschränkt sich der Vorschlag der Stadtverwa­ltung lediglich auf Öffnungsze­iten an den Sonnabende­n. Bisher ist das Museum an zwei Sonnabende­n im Monat offen. Künftig soll das Rathaus an allen vier Sonnabende­n aufgeschlo­ssen werden. Erst einmal als Test bis Ende kommenden Jahres, sagte Oberbürger­meister Sven Liebhauser (CDU). Der Hauptaussc­huss habe diesem Vorschlag schon zugestimmt. Auf die Stadt kämen für Personal und den Wachschutz zusätzlich­e Kosten von 4.000 Euro in diesem und 6.000 Euro im kommenden Jahr zu, so Liebhauser. Die vorhandene Stelle für einen Mitarbeite­r würde zeitlich erweitert.

„Wir wollen Döbeln touristisc­h stärken und mit gutem Beispiel vorangehen“, sagte Liebhauser. Die Stadt wolle damit anregen, dass auch die Händler, die Nicolaikir­che und die Pferdebahn­er sonnabends künftig bis 17 Uhr öffnen, „Es wäre schön, wenn alle mitziehen, nur so hat es einen Sinn und die Gäste würden nicht nur wegen des Riesenstie­fels hierherkom­men“, sagte Liebhauser.

Die Ausgangssi­tuation ist nach Meinung von Jörg Lippert, Chef der Pferdebahn­er, bei der Stadt aber eine ganz andere als bei der Pferdebahn. „Ich verstehe, dass wir touristisc­h mehr anbieten müssen. Das entspricht auch unserem Gefühl. Es wäre wichtig und schön, wenn wir öfter fahren könnten. Die Stadt kann 4.000 und 6.000 Euro im Jahr dafür ausgeben. Wir können das nicht.“

Der Verein bietet neben den bestellten Fahrten von Mai bis Oktober an einem Sonnabend im Monat einen regelmäßig­en Fahrtag an. An diesen Tagen hat das Deutsche

Pferdebahn­museum nachmittag­s auch bis 17 Uhr geöffnet. An allen anderen Tagen ist das Museum sonnabends schon ab 12.30 Uhr zu. Sonntags ist gar nicht geöffnet.

Für den Verein, der vom Engagement relativ weniger Ehrenamtli­cher lebt, sei das schon ein großer Aufwand. „Es ist eine Frage des Könnens. Unsere Leute opfern 50 Tage Freizeit im Jahr und bekommen dafür nichts als ein Dankeschön und die leuchtende­n Augen der Besucher. Vom Fahrgeld könnte man die Leute nicht bezahlen“, sagte Lippert. „Sehr gern denken wir über eine Erweiterun­g nach, aber das könnten wir nicht kostenlos tun.“

Der Verein müsste an jedem Fahrtag zwei Leute und den Kutscher bezahlen. Mit einem Zuschuss, von wem auch immer, sei das möglich. Förderprog­ramm gebe es dafür nicht. Die Aufwandsen­tschädigun­g aus der Ehrenamtsp­auschale des Freistaats betrage gerade 40 Euro im Monat pro Person.

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Foto: Archiv/Dietmar Thomas Mit dem Riesenstie­fel wirbt die Stadt Döbeln um Besucher. Allerdings ist er am Wochenende nur selten zugänglich. Das will die Stadt jetzt verbessern.

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