Weshalb es in Grunau mit grüner Energie klemmt
In dem Roßweiner Ortsteil wird bereits Wasser verstromt. Nun sollte auch Sonne genutzt werden. Doch da tun sich im Moment Hürden auf, mit denen niemand gerechnet hat.
Zwei Fliegen wollen die Betreiber der Wasserkraftanlage in Grunau am Samstag zum Tag der Erneuerbaren Energien mit einer Klappe schlagen: Sie geben einen Einblick in die umweltfreundliche Energieerzeugung, die sie mit der Wiederinbetriebnahme der Wasserkraftanlage vor inzwischen fast 30 Jahren in dem Ortsteil zum Leben erweckt haben. Das ist der eine Punkt. Darüber hinaus wollen sie für das Thema insgesamt sensibilisieren. Denn theoretisch ist geplant, auf dem Vereinsgelände unmittelbar an der Trasse des künftigen Striegistalradweges noch zusätzlich umweltfreundliche Energie zu gewinnen – über Photovoltaik.
Forderung übersteigt Möglichkeiten
Für bis zu 200 Haushalte könnte an dieser Stelle in Grunau Solarstrom erzeugt werden. Dafür steht eine Fläche von insgesamt 13.000 Quadratmetern zur Verfügung. Die ursprünglichen Pläne des Vereins waren, den Solarpark über eine Bürgerbeteiligung zu betreiben oder sich einer Genossenschaft anzuschließen. „Einfach, um dafür die Akzeptanz zu erhöhen“, erklärt Heiko Clajus. Er gehört dem gemeinnützigen Verein an, der als Betreibergesellschaft des Wasserkraftwerkes in Grunau auftritt. Ob und wann diese Solarpläne umgesetzt werden können, das steht gerade mehr denn je in den Sternen.
Clajus zufolge hat der Verein vom Landratsamt Mittelsachsen eine Beräumungsanordnung bekommen. Er soll Bauschutt, den er auf die vereinseigene Fläche entlang der ehemaligen Bahntrasse verkippt hat, wegschaffen. „Laut aktuellem Angebot einer regionalen Baufirma würde uns das mehr als 300.000 Euro kosten“, sagt Heiko Clajus. Ein Betrag, den der Verein mit nicht einmal einem Dutzend Mitgliedern unmöglich aufbringen kann. Clajus geht davon aus, dass es in dieser Sache zu einem Gerichtsverfahren kommen, „und uns das über Jahre all unsere Kraft und viel Geld kosten wird“. Erst wenn dieses Problem vom Tisch sei, hätten die Vereinsmitglieder den Kopf frei und könnten darüber nachdenken, wie aus Grunau noch mehr grüne Energie kommen kann.
Das verkippte Baumaterial stammt übrigens vom Abriss des einstigen Wohngebäudes, das auf dem Gelände der früheren Kartonagenfabrik stand. Es war nach jahrelangem Leerstand nicht nur ein Schandfleck vor allem für die Anwohner. Nässe, die in das Haus eindrang, drohte auch das Turbinenhaus und womöglich die Turbine als Herzstück zu schädigen. Deshalb hatten die Vereinsmitglieder im Frühjahr 2022 die Ärmel hochgekrempelt, das marode Gebäude abreißen lassen und für die anschließende Beräumung unzählige Arbeitsstunden geleistet. Wie Heiko Clajus versichert, sei das Abrissmaterial sehr wohl getrennt, mehrere Tonnen Asbest und Dachpappen gesondert entsorgt worden.
Seit 1995 engagiert sich eine Gruppe Umweltaktivisten an der Mulde im Roßweiner Ortsteil Grunau. Weil ein Teil der Mitglieder Kernkraft-Gegner waren oder sind, steht fast provokativ der Slogan „regenerativ statt radioaktiv“auf der Fassade des Turbinengebäudes. Das Motto hat für die Vereinsmitglieder aber nichts an Aktualität verloren. Deshalb soll es auch bei der Aktion am Samstag das Leitmotiv sein.
Ein Dorfplatz wäre schön
Seit die Vereinsmitglieder, die unter anderem aus Weimar kommen, in Roßwein aktiv sind, haben sie auf dem alten Fabrikgelände in Grunau einiges bewegt. Am sichtbarsten war der Abbruch des verfallenen Gebäudes. Zuletzt errichteten sie zu Zwecken der Hochwasservorsorge ein Retentionsbecken.
Noch immer steht das Angebot, gemeinsam auf dem Vereinsgelände eine Art Dorfplatz zu gestalten. Der Verein fühlt sich mittlerweile in der Dorfgemeinschaft aufgenommen. „Wenn die Leute sehen, dass wir hier arbeiten, dann kommen sie und sprechen uns an“, freut sich Clajus. Auch erste Anmeldungen für die Rundgänge am Samstag kämen aus der Nachbarschaft. (DA/sig)