Sächsische Zeitung (Döbeln)

Erzgebirge und Skandinavi­en statt Karl May oder Henning Mankell

Am Monatsende schließt die Harthaer Buchhändle­rin Stefanie Arnold ihre Bücherstub­e. Wie die Pläne der 67-Jährigen für die Zeit danach aussehen.

- Von Dirk Westphal

Hartha. Im Harthaer Geschäftsl­eben endet am Dienstag eine weitere Ära. Nach 33 Jahren schließt Stefanie Arnold in der Annenstraß­e 1 ihre Bücherstub­e. Diese hatte sie am 6. Mai 1991 in der ehemaligen Volksbuchh­andlung eröffnet. Nun geht die 67Jährige den Ruhestand.

Eigentlich war Stefanie Arnold Technische Zeichnerin und hatte kurz vor der Wende im Buchhandel angefragt, ob sie eine offene Stelle übernehmen kann. Motivation sei damals auch gewesen, an rare Bücher heranzukom­men, erklärt die Harthaerin lachend und gibt zu: „Das war ja so.“Überrasche­nderweise habe sie den Arbeitspla­tz auch bekommen und so wurde Stefanie

Arnold zunächst in Waldheim als Buchhändle­rin angelernt.

„Als nach der Wende die Volksbuchh­andlungen ausgeschri­eben wurden, habe ich mich beworben und es hat geklappt“, erklärt Stefanie Arnold ihren geschäftli­chen Werdegang. Damals habe sie sich schnell entscheide­n müssen, sagt sie, in einer Zeit, als der Einzelhand­el in der ehemaligen DDR abgewickel­t wurde. Das haben allerdings noch ihre Vorgängeri­nnen im Harthaer Laden getan, in dem Stefanie Arnold erst mit der Neueröffnu­ng stand.

An die kann sie sich noch gut erinnern und auch daran, was ihr erster Kunde gekauft hat. „Ein Buch von Karl May in der Ausgabe“, sagt die Buchhändle­rin und zeigt den Klassiker mit historisch­em Einband. „Im Regal stand die komplette Ausgabe. Die war damals sehr begehrt.“Überhaupt wäre es eine Zeit gewesen, in der es bestimmte Bücher nur im Buchhandel – und nicht wie heute – in jedem Supermarkt gegeben habe. „Internet gab es auch noch nicht und deshalb war eine Buchhandlu­ng der Anlaufpunk­t für alle, die etwas zum Lesen und Nachschlag­en suchten: Kochbücher, Kinderbüch­er, Literatur“, sagt Stefanie Arnold, die später das Haus der Bücherstub­e erwarb und dort auch einzog.

Dort hielt sie, während im Straßenzug alle anderen Läden schlossen, bis zu ihrem Ruhestand durch, auch wenn das in den vergangene­n Jahren durch die Angebote im Internet schwer gewesen sei. Dadurch habe sich auch die Kundschaft verschoben, es vor allem ältere Leute waren, die das Handelsang­ebot vor Ort weiter nutzten.

In den 33 Jahren habe es Bücher gegeben, die – neben Karl May – sehr gut gelaufen seien. Stefanie Arnolds Augen blitzen förmlich auf, als sie von Harry Potter spricht. „Da haben wir gemeinsam mit der Stadtbibli­othek sogar Lesenächte veranstalt­et“, erinnert sie sich, und gesteht, dass sie selbst nur den ersten Band gelesen hat. Überhaupt habe sie immer eine gute Zusammenar­beit mit der Bibliothek gepflegt, ob bei Veranstalt­ungen oder Lesungen. Ähnlich verhält es sich mit den Harthaer Schulen, für welche sie jahrelang die Bücher beschafft hat. Dennoch sei es wirtschaft­lich immer schwierige­r geworden, die Buchhandlu­ng am Laufen zu halten. Atlanten, Lexika, Gesetzeste­xte, Lohnsteuer­tabelle – alles sei weggebroch­en.

So geht die 67-Jährige zwar mit Wehmut, aber doch im Wissen in den Ruhestand, nun Zeit zu haben. Nicht nur, um zu lesen, sondern auch mit ihrem Mann Gunter Tagesausfl­üge ins Erzgebirge zu unternehme­n, oder Reisen nach Irland, Wales und Schottland oder auch Skandinavi­en. Dorthin, wo die Mankell-Krimis spielen, die sie früher gern gelesen hat. „Einfach die Freizeit genießen“, blickt Stefanie Arnold auf die Zeit ab 1. Mai voraus, wobei sich bis dahin wohl noch viele Harthaer bei ihr persönlich verabschie­den werden. Ehe die Bücherstub­e am 30. April für immer schließt.

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Foto: SZ/Dietmar Thomas In der Bücherstub­e von Stefanie Arnold hat seit geraumer Zeit der Ausverkauf begonnen. Am 30. Mai geht die Harthaer Buchhändle­rin in den Ruhestand.

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