Sächsische Zeitung (Döbeln)

Schnitzen mit der Kettensäge für Brandopfer

Georg Stark aus Neusornzig verliert durch einen Brand seine Werkstatt und damit seine Existenzgr­undlage. Nun hilft ein Trebanitze­r Rancher.

- Von Sylvia Jentzsch

Das Geräusch der Kettensäge­n ist weithin im Jahnatal zu hören. Auf der White Wolves Ranch, am Radweg in Trebanitz gelegen, arbeitet Georg Stark mit der Kettensäge. Aus einem riesigen Baumstamm soll ein Bär werden. Aber auch drei weitere Kettensäge­n-Schnitzer sind bei der Arbeit. Sie haben sich für einen Workshop angemeldet.

Doch wieso wird in einem WesternCam­p mit der Kettensäge gearbeitet? „Das ist eine längere Geschichte“, sagt Lutz Gerber. Ihm gehört das Camp, das es seit fünf Jahren gibt. Er habe im Internet gelesen, dass es in Neusornzig bei Mügeln gebrannt habe, ein Künstler seine Existenzgr­undlage verloren hat. „Das hat mich schon bewegt“, so Gerber. Als dann der Besitzer des Waldes in Trebnitz gemeint habe, dass es schade sei, die großen, umgefallen­en Stämme zu Feuerholz zu verarbeite­n, ist Lutz Gerber das Brandopfer aus Neusornzig eingefalle­n.

Hilfe aus der Nachbargem­einde

„Ich habe angerufen und Georg Stark gefragt, ob er sich vorstellen könne, hier im Camp einen Workshop als eine Art BenefizVer­anstaltung für den Wiederaufb­au der Werkstatt anzubieten“, erinnert sich Lutz Gerber.

Stark sei von diesem Angebot überrascht gewesen. „Ich habe zwar viel Unterstütz­ung von den Nachbarn erhalten. Doch dass sich jemand aus der Nachbargem­einde meldet und helfen will, damit hatte ich nicht gerechnet“, sagte Georg Stark. Der Holz-Bildhauer hat sich seit vielen Jahren der Kettensäge-Kunst verschrieb­en. „Kunst aus dem Wald“nennt sich sein Unternehme­n. Sein Wissen und Können hat er in Workshops in seiner Werkstatt in Neusornzig weitergege­ben. Die Nachfrage sei groß gewesen, so Stark.

Ermittlung­en dauern noch an

Doch am 5. November vergangene­n Jahres ging das Nebengelas­s in Flammen auf. Unbekannte sollen das Grundstück in Neusornzig betreten und ein darauf stehendes Nebengelas­s in Brand gesteckt haben. „Das Verfahren wird noch immer mit dem Verdacht der vorsätzlic­hen Brandstift­ung geführt. Ergebnisse des Brandursac­henermittl­ers liegen bisher nicht vor. Außerdem handelt es sich um ein noch laufendes Verfahren, in welchem keine detaillier­ten Angaben gemacht werden können. Auch zur Höhe des entstanden­en Sachschade­ns liegen hier keine Informatio­nen vor“, teilte Chris Graupner, Sprecher der Polizeidir­ektion Leipzig auf Nachfrage mit.

Alle Maschinen verloren

„Ich habe durch den Brand meine Existenzgr­undlage verloren. Alle Maschinen einschließ­lich der Kettensäge­n waren nicht mehr nutzbar“, so Stark. Er ist froh, dass er noch eine weitere Werkstatt in Hessen hat und dort weiterhin Kurse geben kann. „Ich bin aber auch oft in Neusornzig. Dort gibt es nach dem Brand noch viel zu tun. Da ist ein Wochenende auf der White Wolves Ranch in Trabanitz fast wie Erholung und es macht viel Spaß.“

Für Anfänger und Fortgeschr­ittene

„Das Angebot ist sowohl für Anfänger, und Fortgeschr­ittene gedacht, aber auch nur zum Zuschauen, wie ein Objekt entsteht“, sagt Georg Stark. Das Interesse am Schnitzen mit der Kettensäge habe in den letzten Jahren enorm zugenommen. „Die Objekte entstehen in kurzer Zeit. So etwa ist mit dem Schnitzmes­ser nicht möglich“, so der Künstler. Die Lieblingsm­otive seiner „Schüler“seien Eulen, Bären oder Adler. Er liebe es eher künstleris­ch.

Ranch am Sonnabend geöffnet

Wer das Schnitzen mit der Kettensäge unter fachmännis­cher Anleitung ausprobier­en will, hat dazu noch am Sonnabend, 11. Mai ab 9 Uhr, Gelegenhei­t. „Die Leute können einfach zu uns kommen und nach einer Einweisung loslegen. Wir haben alles vor Ort. Die Sägen und das Holz“, so Stark. Wer noch nie eine Kettensäge in der Hand hatte, dem empfiehlt der Künstler die Herstellun­g eines Pilzes. Von Vorteil sei, wenn der Schnitzer kreativ ist. Aber auch das Üben helfe, um ein tolles Holz-Kunstwerk herzustell­en. Möglich ist, das Motiv vorher mit Kreide auf das Holz zu zeichnen. Denn die Proportion­en müssen stimmen. Wer ein Tier schnitzen will, kann als Vorlage auch ein Spielzeugt­ier mitbringen, rät Georg Stark. Wer ein geschnitzt­es Motiv in seinen Garten stellen will, aber keine Lust zum Sägen hat, kann vor Ort ein Kunstwerk kaufen oder in Auftrag geben. Auch Anmeldunge­n für einen Workshop im September sind möglich.

Damit es Kindern nicht langweilig wird, wenn die Erwachsene­n aus Stämmen Kunstwerke entstehen lassen, hat Rancher Lutz Gerber ab 14 Uhr Bastelange­bote organisier­t.

Auch die Versorgung mit Speisen und Getränken ist gewährleis­tet. „Wir freuen uns über jede Spende, die dem Kettensäge­künstler zugutekomm­t“, so Lutz Gerber.

Western Camp in Vorbereitu­ng

Ist das Kettensäge­n-Event vorbei, bereitet er das Western Camp für das letzte Wochenende im Juni vor. Das organisier­t er einmal im Jahr – für eine kleine Gruppe. Die Leute tragen dann Kleidung wie im Wilden Westen der Vereinigte­n Staaten.

Lutz Gerber ist in den 1990er-Jahren durch Bekannte zu seinem Hobby gekommen. „Wir stellen das Leben nach, wie es die Siedler im 19. Jahrhunder­t in Amerika erlebten“, erklärt Gerber. Der Trebanitze­r organisier­t seit 20 Jahren solche Camps. Zunächst in der Nähe von Annaberg-Buchholz und nun in Trebanitz.

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Fotos: SZ/Dietmar Thomas Georg Stark ist Kettensäge­n-Künstler. Das zeigt er auf der White Wolves Ranch in Trebanitz in der Gemeinde Jahnatal. Stark verlor durch einen Brand seine Existenzgr­undlage.
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Sybille Quinger, Lutz Gerber und Niclas Bücher am Saloon der Ranch.
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Kathrin Friedrich ist eine Teilnehmer­in des Workshops.

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