Sächsische Zeitung (Döbeln)

Revolution­är der Mundhygien­e kommt aus Waldheim

Am Museumstag wird in Bergmanns Hof eine neue Ausstellun­g eröffnet. Bei dieser geht es um den Erfinder der Zahnseife Adolf Heinrich August Bergmann.

- Von Sylvia Jentzsch

Waldheim. In der Zschopaust­adt lebten nicht nur Maler und Dichter, sondern auch Erfinder. Zu ihnen gehört Adolf Heinrich August Bergmann, der 1799 geboren wurde. „Das war vor 225 Jahren. Aus diesem Anlass wird die Ausstellun­g am Museumstag in Bergmanns Hof eröffnet“, sagte Albrecht Bergmann, der Ur-Urenkel des Erfinders der Zahnseife.

Der Vater von Adolf Bergmann war Pfarrer in Hartha. Sein Sohn absolviert­e eine Ausbildung in einer Materialwa­renhandlun­g in Oederan und kam 1823 nach Waldheim zurück. Er gründete einen Materialwa­renhandel, zu dem später unter anderem eine Essigbrenn­erei, ein Kartoffelh­andel sowie der Vertrieb von Rauch- und Schnupftab­ak gehörten. Außerdem handelte er mit Lebens- und Genussmitt­eln und hatte Filialen in Hartha, Roßwein und

Döbeln. Schon zu dieser Zeit beschäftig­te sich Adolf Bergmann mit Düngemitte­ln und der Bekämpfung von Pflanzenkr­ankheiten. Er korrespond­ierte mit Wissenscha­ftlern und schrieb zwei Bücher. Aufgrund seiner erworbenen Kenntnisse erfand Adolf Heinrich August Bergmann die Zahnseife. Er firmierte als A.H.A. Bergmann und begann mit der Produktion der Zahnseife. „Gewohnt und gearbeitet hat er an verschiede­nen Stellen des Ober- und Niedermark­tes in Waldheim. Zweimal hat er durch Brände alles verloren. Das war 1832 und 1851. Immer wieder hat der Vater von zehn Kindern den Mut gefunden, neu zu beginnen“, sagte sein Ur-Urenkel Albrecht Bergmann.

Mit der Erfindung der Zahnseife habe die moderne Mund- und Zahnhygien­e begonnen. „Zwar gab es zuvor schon Reinigungs­mittel, doch die Zahnseife griff den Zahnschmel­z nicht an und reinigte die Zähne schonend. Sie wurden von Pilzen und Bakterien befreit“, sagte Albrecht Bergmann. Man könne Adolf Bergmann mit Recht als den Revolution­är der modernen Mundhygien­e bezeichnen, so der Leiter des Dentalmuse­ums in Zschadraß Andreas Haesler. Neben Ignaz Philipp Semmelweis habe Bergmann das Hygienebew­usstsein, vor allem für den Mundraum, bei den Menschen geweckt. Das war eine tolle Leistung, so Haesler. 1858 verstarb Adolf Bergmann. Seine Ehefrau übernahm bis 1872 mit zwei Söhnen die Leitung der Firma. Diese kaufte Sohn Richard Bergmann 1872 seiner Mutter ab. Das Unternehme­n entwickelt­e sich damals sprunghaft. 1889 wurde die Firma als Waldheimer Parfümerie- und Toilettens­eifenfabri­k A.H.A. Bergmann im Handelsreg­ister registrier­t. 1892 hatte das Unternehme­n 55 Beschäftig­te und 800 Produkte zu denen verschiede­ne Seifen und Haaröle gehörten. Hauptprodu­kt sei aber die Zahnseife geblieben, so Bergmann. Wer mehr über den Erfinder der Zahnseife wissen will, kann sich am Sonntag in der Zeit von 11 bis 15 Uhr die Ausstellun­g in Bergmanns Hof am Obermarkt in Waldheim ansehen. Es sei sehr schwer gewesen, fast 80 Jahre nach der Enteignung noch Dinge zu finden, die ausgestell­t werden können, so Albrecht Bergmann. Ihm ist das mit Leihgaben aus der Bevölkerun­g sowie des Dentalmuse­ums in Zschadraß und des Drogeriemu­seums in Oelsnitz gelungen. Am Museumstag haben auch das Stadt- und Museumshau­s sowie die FMP-Galerie geöffnet.

 ?? Foto: SZ/Dietmar Thomas ?? Albrecht Bergmann hat eine Ausstellun­g über Adolf Heinrich August Bergmann, dem Erfinder der Zahnseide, zusammenge­stellt.
Foto: SZ/Dietmar Thomas Albrecht Bergmann hat eine Ausstellun­g über Adolf Heinrich August Bergmann, dem Erfinder der Zahnseide, zusammenge­stellt.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany