Risse im Mauerwerk: Standsicherheit der Christuskirche in Strehlen gefährdet
An der Christuskirche sind Risse im Mauerwerk aufgetaucht. Eine Sanierung könnte allerdings teuer werden. Wie es jetzt weitergeht.
Seit über 100 Jahren ragen die beiden Türme der Christuskirche über Strehlen hinaus. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, zwischen 1902 und 1905, wurde die Kirche im Dresdner Südosten errichtet. Ein Bauwerk wie für die Ewigkeit möchte man meinen. Doch immer wieder tauchen Risse an dem Gebäude auf – so auch jetzt. Schuld für die Probleme ist der Baugrund der Kirche, erklärt Baupfleger Stephan Däßler von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS): „Die Kirche steht auf sogenanntem Pläner, das ist ein Sedimentgestein, das in der Kreidezeit entstanden ist.“Bei Feuchtigkeit und Trockenheit quillt oder schrumpft das Gestein, erklärt der Experte. Dadurch könne die Standsicherheit von Gebäuden gefährdet werden.
Betroffen ist nicht nur die Christuskirche. „Der Pläner liegt auf großen Teilen des Dresdner Südhanges an und bereitet besonders während trockener Jahre an vielen
Bauwerken Probleme“, so Däßler. Bei Spaziergängen in der Region seien ihm bereits viele ältere Häuser und Mauern aufgefallen, die ebenfalls Risse in den Mauern aufweisen.
Welche Schäden durch den Baugrund entstehen können, hat Däßler bereits an der denkmalgeschützten Kirche in Leubnitz-Neuostra beobachtet. 2019 bildeten sich armdicke Risse in dem Gebäude, weil der Boden unter dem Gotteshaus durch zwei trockene Sommer in Folge stark geschrumpft war. Die Landeskirche forscht seit gut einem Jahr nach den genauen
Gründen für die Risse in den Wänden der Christuskirche. „Wir haben bereits Schwingungsmessungen durchgeführt, der Straßenverkehr hat keinen Einfluss auf die Standsicherheit der Kirche“, sagt Däßler. Schon zu DDR-Zeiten sei einiges an Verkehr an der Kirche vorbeigerollt, ohne dass es Probleme am Bauwerk gegeben hätte. Im Gespräch mit den Dresdner Neuesten Nachrichten hatte die Grünen-Stadtbezirksbeirätin Julia Günther vor einer knappen Woche von der Stadtverwaltung gefordert, eine Gewichtsbeschränkung für Fahrzeuge in Altstrehlen anzuordnen. In den kommenden Monaten soll das Bauwerk laut Däßler über einen längeren Zeitraum regelmäßig vermessen werden, um auftretende Veränderungen zu erkennen. „Rissbreitenmessungen“nennt der Experte diese Untersuchungen. Zudem würden der Baugrund und die Statik des Gebäudes begutachtet.
Möglich wäre laut dem Baupfleger etwa eine sogenannte Vernadelung des Mauerwerks. Dabei bohre man lange Edelstahlstäbe in das Mauerwerk. Sie sollen die Zugund Schubkräfte aufnehmen.
Die Sanierung alter Kirchengebäude wird schnell teuer. Für die Kirche in Leubnitz-Neuostra organisierte die dortige Gemeinde 2019 eine Spendenkampagne, um die Sanierung zu stemmen. Denn um Fördergelder bei der Stadt, dem Freistaat, dem Bund, bei Stiftungen oder der Landeskirche selbst zu beantragen, müssen genug Eigenmittel vorgewiesen werden. Damals wurden innerhalb von drei Jahren 300.000 Euro an Spendengeldern gesammelt, die baufällige Kirche konnte so gerettet werden.
Vor ähnlichen finanziellen Schwierigkeiten könnte auch die Christuskirche in Strehlen in einigen Monaten stehen. Man wolle im Laufe des Jahres mit der Sanierung der Kirche beginnen, so Däßler. Wie teuer die allerdings wird, sei aktuell noch nicht absehbar.