Sächsische Zeitung  (Dresden)

Weiter geht’s am Tharandter Bahnhofsge­bäude

Ausbau und Sanierung an dem historisch­en Haus verlaufen zäh. Immer wieder gibt es Stolperste­ine – und Forderunge­n bleiben.

- Von Gabriele Fleischer

Am Tharandter Bahnhofsge­bäude wird wieder gearbeitet. Noch also keimt Hoffnung für die Übergabe der dort entstehend­en 35 Ein- und Zweiraum-Appartemen­ts, die immer wieder verschoben wurde. Die Notmaßnahm­en stehen kurz vor dem Abschluss. Davon jedenfalls geht Matthias Berens von der Käufergeme­inschaft aus.

Zimmerer der Firma Holz-Art aus Dresden waren an den vergangene­n Tagen dabei, die Verstärkun­g des Daches in der oberen Etage zu erneuern und ebenso wie Tischler der Denkmalpfl­ege Sauer in Crostwitz am historisch­en Balkon zu arbeiten. Im Crostwitze­r Unternehme­n werden zudem nach den 13 bereits vor zwei Jahren überarbeit­eten und eingesetzt­en Fenstern zwei Außentüren saniert und die Windfangtü­r neu gebaut. Während Peter Fischer, Geschäftsf­ührer der Zimmerei HolzArt, mit der Bezahlung offenbar keine Probleme hat und Christoph Sauer, Betriebsle­iter der Crostwitze­r Denkmalpfl­egefirma, bisher auch die finanziell­en Belange regeln konnte, musste Thomas Bilk von der gleichnami­gen Malerfirma aus Panschwitz-Kuckau wie weitere Firmen auch andere Erfahrunge­n machen.

Malerfirma hat noch Außenständ­e

Seine Mitarbeite­r haben auf Grundlage der Vorgaben des Denkmalsch­utzes die Fassade gestrichen und gerade nach historisch­en Vorlagen den Schriftzug über dem Eingangsbe­reich erneuert.

„Nachdem wir 26.000 Euro Außenständ­e bei Eigentümer Arthur Grimm aus Rechnungen von 2022 und 2023 plus aufgelaufe­ne Zinsen und Anwaltskos­ten haben, galt nach diesen Erfahrunge­n unser erneutes Angebot nur mit Vorkasse“, sagt Geschäftsf­ührer Thomas Bilk. Zum bisher nicht gezahlten Geld für erbrachte Leistungen gebe es ein von Arthur Grimm anerkannte­s Gerichtsur­teil.

Das heißt aber nicht, dass die Malerfirma bald mit dem Geld rechnen kann. Den jüngsten Vertrag hat Bilk allerdings nicht mehr mit Investor Grimm, sondern mit der Käufergeme­inschaft abgeschlos­sen.

Grimm, der sich am Projekt finanziell verhoben hatte und einige Zeit abgetaucht war, sollte nach Monaten des völligen Stillstand­es der Baustelle schon Ende vergangene­n Jahres das Eigentum übertragen. Darauf hatte die Käufergeme­inschaft gedrängt. Vier Millionen Euro hatten sie bis dahin schon an Investor Grimm für den Bau am einst 1909 im Schweizer Stil errichtete­n Empfangsge­bäude überwiesen.

Aus der Eigentumsü­bergabe ist nichts geworden. Grimm will nach den jetzt zu Ende gehenden Notmaßnahm­en weiterbaue­n, so die Informatio­n von Matthias Berens. „Wir als Käufergeme­inschaft sind sehr skeptisch nach all der Zeit des Nichtstuns. Trotzdem sind uns rechtlich die Hände gebunden. Wir können ihn nicht hindern“, sagt der Sprecher der Gemeinscha­ft der 30 Käufer.

„Unsere Anwälte sind aber in regem Austausch und erarbeiten einen Vertrag zwischen den Parteien, der den weiteren

Ablauf und auch die finanziell­en Forderunge­n genau regeln soll“, so Berens. Auch wenn der Optimismus gedämpft sein sollte, glaubt er noch immer, dass Grimm Interesse hat, das Gebäude fertigzust­ellen.

Notmaßnahm­en werden beendet

Es wird sich zeigen, ob dieser in den nächsten Wochen tatsächlic­h mit den von ihm ausgewählt­en Mitarbeite­rn anrückt, und wie er das weitere Baugescheh­en finanziell absichern wird.

Trotz der in diesen Tagen abzuschlie­ßenden Notmaßnahm­en am und im Gebäude tropft es noch immer im rohbaufert­igen Gebäude an einigen Stellen ins Hausinnere. Laut Matthias Berens mussten an zwei undichten Stellen Bleche wieder demontiert werden, weil sie im Auftrag des Eigentümer­s wohl falsch gelocht wurden. Diese Bleche würden nun neu angefertig­t und danach das Dach zu Ende gedeckt.

„Leider kommt es witterungs­bedingt auch immer wieder zu Verzögerun­gen“, sagt Berens. „Es ist also grundsätzl­ich alles im Fluss, wenn auch nur zähfließen­d.“Laut Plan sollen als Nächstes die Trockenbau­er und die Elektriker zum Zug kommen.

 ?? ?? Tischler Rene Schwenk von der Denkmalpfl­ege Sauer in Crostwitz arbeitet an der Verkleidun­g. Nach historisch­em Vorbild werden die geschweift­en Bretter nachgefert­igt.
Tischler Rene Schwenk von der Denkmalpfl­ege Sauer in Crostwitz arbeitet an der Verkleidun­g. Nach historisch­em Vorbild werden die geschweift­en Bretter nachgefert­igt.
 ?? ?? Maler Andreas Buland bei den letzten Fein-Arbeiten nach historisch­em Vorbild an der Fassade des einst 1909 entstanden­en Empfangsge­bäudes am Bahnhof Tharandt.
Maler Andreas Buland bei den letzten Fein-Arbeiten nach historisch­em Vorbild an der Fassade des einst 1909 entstanden­en Empfangsge­bäudes am Bahnhof Tharandt.
 ?? ?? Chris Kittelmann (l.) und Carsten Franz von der Firma Holz-Art aus Dresden sägen die Hölzer für die Zangen zur Dachverste­ifung des Empfangsge­bäudes.
Chris Kittelmann (l.) und Carsten Franz von der Firma Holz-Art aus Dresden sägen die Hölzer für die Zangen zur Dachverste­ifung des Empfangsge­bäudes.
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Fotos: Karl-Ludwig Oberthür Nach langem Stillstand arbeiten wieder Handwerker am Tharandter Bahnhofsge­bäude.

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