Sächsische Zeitung  (Dresden)

Picasso und Warhol droht Vernichtun­g

Ein russischer Künstler hat die Zerstörung vieler Werke angedroht, sollte WikileaksG­ründer Assange in Haft sterben.

- Von Christoph Meyer

Er nimmt zahlreiche weltberühm­te Kunstwerke in Geiselhaft: Der russische Künstler Andrej Molodkin will Medienberi­chten zufolge Gemälde im Wert von mehr als 42 Millionen Euro vernichten, sollte Wikileaks-Gründer Julian Assange im Gefängnis sterben. Um die 16 Werke – unter anderem von Picasso, Rembrandt und Warhol – zu zerstören, soll Molodkin einen Tresor in seinem Atelier in Südfrankre­ich mit Säure und einer Art Zeitzünder versehen haben. Dort sollen die Kunstwerke am Freitag eingeschlo­ssen werden.

Mit dem Projekt „Dead Man’s Switch“will Molodkin eigenen Angaben zufolge darauf aufmerksam machen, „dass Kunst zu zerstören ein größeres Tabu ist, als das Leben eines Menschen zu zerstören“, zitierte ihn Sky News. Die Werke wurden ihm laut der Berichte von wohlhabend­en Sammlern zur Verfügung gestellt. Kommt der Wikileaks-Gründer frei, sollen die Eigentümer sie zurückbeko­mmen.

Assange erwartet in der kommenden Woche nach jahrelange­r Internieru­ng seinen womöglich letzten Gerichtste­rmin in Großbritan­nien vor einer möglichen Auslieferu­ng an die USA. Die dortige Justiz will ihm wegen Spionagevo­rwürfen den Prozess machen. Bei einer Verurteilu­ng drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft.

Assange wird vorgeworfe­n, gemeinsam mit der Whistleblo­werin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militärein­sätzen im Irak und in Afghanista­n gestohlen, veröffentl­icht und damit das Leben von US-Informante­n gefährdet zu haben. Unterstütz­er sehen in Julian Assange einen Journalist­en, der Kriegsverb­rechen ans Licht gebracht hat.

Seine Frau Stella Assange, die seit Jahren für die Freiheit ihres Mannes kämpft, postete mehrere Berichte über Molodkins Aktion auf X. Dem New Yorker sagte sie, ihr Mann wisse von dem Projekt und unterstütz­e es. Es sei eine Art „künstleris­cher Schutzschi­ld“für ihn.

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