Sächsische Zeitung  (Dresden)

Dresdens Klippenspr­ingerin bricht das WM-Finale ab

Iris Schmidbaue­r reiste schon gehandicap­t zur Schwimm-WM nach Doha. Den zweiten Sprung aus 20 Metern Höhe verpatzt sie und verzichtet auf weitere.

- Von Daniel Klein

Pechsträhn­e trifft es wohl am besten. In einer solchen steckt Iris Schmidbaue­r gerade. Das begann bereits vorigen Sommer, als die amtierende Europameis­terin im Klippenspr­ingen bei der Schwimm-WM in Fukuoka aufgrund privater Probleme weit hinter ihren Möglichkei­ten blieb und lediglich 13. wurde. Bei ihrer vierten WMTeilnahm­e sollte es nun wieder besser laufen, nach Platz zehn (2017), acht (2019) und eben 13 wollte die 28-Jährige in Doha deutlich näher ans Podium kommen.

Das misslang, nach dem zweiten Sprung von der 20 Meter hohen Plattform brach sie den Wettkampf zur Halbzeit ab. Im zweiten Durchgang war sie mit leicht vorgebeugt­em Oberkörper ins Wasser eingetauch­t. „Dadurch sind meine Schmerzen im Rippen- und Nackenbere­ich schlimmer geworden. Ich konnte über Nacht nicht richtig schlafen und habe dann entschiede­n, dass das Risiko zu hoch wäre, wenn ich den Wettkampf fortsetze“, erklärt sie.

Die Vorbereitu­ng auf den Saisonhöhe­punkt verlief bei ihr alles andere als optimal. Über den Jahreswech­sel war die Athletin des Dresdner SC zu einer Freundin nach Thailand geflogen, dort steckte sie sich mit dem Corona- und einem Magen-Darm-Virus an. „Es ging mir wirklich schlecht, ich

habe sieben Kilo Gewicht verloren“, erzählt sie. Ohne Trainingss­prünge machen zu können, flog Schmidbaue­r Ende Januar nach Auckland zum Finale der Red-BullTour, zu der die weltweit zwölf besten Klippenspr­ingerinnen eingeladen werden.

In Neuseeland zog sie sich auch noch eine Entzündung im Rippenbere­ich zu, sprang ein leichteres Programm und landete lediglich auf dem vorletzten Platz. Zurück in Dresden, ließ sie sich mit Spritzen behandeln, konnte aber nur eingeschrä­nkt trainieren und flog deshalb gehandicap­t zur WM nach Doha. Dort klappten die beiden Trainingss­prünge erstaunlic­h gut – auch der, der mit einem Handstand in 20 Metern Höhe eingeleite­t wird und der ihr im Wettkampf dann zum Verhängnis wurde. „Vielleicht sind vier Sprünge an einem Tag für meinen Körper derzeit einfach zu viel“, grübelt sie und will ihre Verletzung nun erst mal richtig auskuriere­n.

Wie bitter ihr vorzeitige­s Ausscheide­n ist, zeigt der Blick auf den Endstand. Dort gewann die australisc­he Favoritin Rhiannan Iffland Gold, auf Platz sechs landete mit Anna Bader die Beste des deutschen WM-Trios. Die langjährig­e Vorspringe­rin im High Diving, wie die Sportart offiziell heißt, ist inzwischen 40, vor elf Jahren bei der WM-Premiere der Disziplin im Hafen von Barcelona gewann sie Bronze. Zwischenze­itlich brachte sie zwei Kinder zur Welt, das Springen ist nun ein Hobby, die Schwierigk­eitsgrade ihres Programms entspreche­nd niedriger. Im September 2022 wurde sie nach einem missglückt­en Sprung noch dazu bewusstlos aus dem Wasser gezogen, lag mit einer Gehirnersc­hütterung zwei Tage im Krankenhau­s.

Die erst 18-jährige Maike Halbisch feierte in Doha als 15. ihre WM-Premiere. Schmidbaue­r ist die einzige Springerin in Deutschlan­d, die diesen Sport derzeit profession­ell betreibt, hat sich am Bundesstüt­zpunkt in Dresden ein Programm mit Höchstschw­ierigkeite­n erarbeitet. Damit wurde sie 2022 in Rom die erste Europameis­terin im High Diving, im vorigen Jahr landete sie beim Red-Bull-Event in Paris auf dem dritten Platz, gehört also zur Weltspitze. Das würde sie nur gerne mal wieder auf einer großen Bühne zeigen.

Zumindest hat sie sich einen festen Startplatz in der Serie des österreich­ischen Brausehers­tellers für die neue Saison ergattert. „Was mir fehlt, sind regelmäßig­e Trainingsm­öglichkeit­en von 20 Metern in Deutschlan­d“, erklärt sie. In Dresden steht ein Zehnmetert­urm – genauso wie in der

Münchner Olympiahal­le, wo sogar Platz genug wäre für eine Aufstockun­g auf 20 Meter. Doch da High Diving noch nicht olympisch ist, fehlt dazu bisher der Wille.

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Red Bull Content Pool/Dean Treml Iris Schmidbaue­r lächelt, auch wenn es schlecht läuft.

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