Was ein Investor mit der Radebeuler Krapenburg plant
Das ehemalige Weingut verfügt über eine historische Anlage zum Anbau von Tafeltrauben. Die Gebäude warten auf eine Sanierung.
Die Krapenburg und der dazugehörige Weinberg, der Krapenberg, seien als Denkmal und weinbaugeschichtlich von herausragender Bedeutung für Radebeul, betont Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos). Unter anderem befand sich auf dem rund vier Hektar großen Areal im Stadtteil Zitzschewig eine Rebenversuchsstation. Zudem gehört zu dem Weinberg eine 1862 errichtete Talutanlage, die einst dem Anbau von Tafeltrauben diente und eine der wenigen in Europa erhaltenen Anlagen dieser Art ist.
Das Herrenhaus, auch Haus Krapenberg genannt, des einstigen Weingutes ist in der Kurve, wo Mittlere Bergstraße und GerhartHauptmann-Straße aufeinandertreffen, nicht zu übersehen. Fast wie ein Schloss wirkt das Gebäude mit seinem Turm, das 1899 durch einen Umbau seine heutige Gestalt erhielt. Doch wer genauer hinschaut, dem fällt am Putz, an den Fensterrahmen und Rollläden auf, dass der Bau eine Frischekur nötig hat. Auch die Wirtschaftsgebäude auf dem Anwesen können eine Sanierung vertragen. Genau das hat der Eigentümer vor. Dietmar Metzner heißt er und ist Inhaber einer Vermögensverwaltungs GmbH, die seinen Namen trägt. „Ich möchte die Gebäude sanieren“, sagt der Oberlausitzer. Neu- oder Anbauten sind auf dem Gelände nicht geplant, nur neue Nutzungsformen für die bisherigen Wirtschaftsgebäude. Die Krapenburg und ihre Nebengebäude sollen eine Wohnanlage werden.
Für dieses Vorhaben ist im Radebeuler Rathaus ein sogenannter vorhabenbezogener Bebauungsplan in Arbeit, der einer geordneten Entwicklung des Areals dient. Wie Baubürgermeister Jörg Müller (parteilos) informiert, wird das Hauptgebäude mit drei Wohnungen und einer Gewerbeeinheit ausgestattet. In den anderen Häusern, wozu unter anderem ein Winzerhaus, eine Scheune, eine Remise sowie ein ehemaliges Wohn- und Produktionsgebäude gehören, werden jeweils für eine Wohnung umgebaut, sodass in Summe bis zu acht Wohneinheiten auf dem Areal entstehen.
Zum Ensemble gehört eine Parkanlage. Diese bleibt autofrei. Auch der Rest des Grundstückes ist rein privat, nur Bewohner und ihre Gäste sowie die Betreiber der Weinbauflächen kommen auf das Grundstück drauf. Die Gebäude und der Garten stehen unter Denkmalschutz. Entsprechende Auflagen muss der Eigentümer einhalten und erfüllen.
Aufgrund der denkmalrechtlichen Belange kann er derzeit noch nicht abschätzen, wann er mit den Sanierungsarbeiten startet. „Sobald wir die Baugenehmigung haben, fangen wir an zu bauen“, kündigt
Metzner an. Eine Berechnung oder gar Schätzung, was das Vorhaben kosten wird, liegt ihm zum jetzigen Planungsstand noch nicht vor.
Die erste Erwähnung des Weinberges reicht in das Jahr 1590 zurück. Im Landessteuerregister wird dieser als Krap im Besitz des Dresdner Bürgers Asmus Müller erwähnt. Seit dem 17. Jahrhundert ist die Bezeichnung Krapenberg belegt. Laut Stadtlexikon reichen die Wurzeln des Herrenhauses bis ins Jahr 1710 zurück. Damals ließ es der kursächsische Kammerherr Christoph Vitzthum von Eckstädt (1633–1711) errichten. Ihm folgte sein Sohn Friedrich I. Vitzthum von Eckstädt (1675–1726), Geheimer Rat, Kabinettsminister unter August dem Starken und ab 1711 Reichsgraf.
Durch Zukauf benachbarter Bauerngrundstücke erhielt das Anwesen Anfang des 18. Jahrhunderts seine heutige Ausdehnung.
Durch einen Umbau im Renaissancestil bekam das Herrenhaus 1899 sein schlossartiges Aussehen. Sein Zustand heute sei außen besser als innen, sagte Metzner bereits vor einem Jahr. Als Rebenversuchsstation diente der Krapenberg seit DDR-Zeiten bis 2002. Der Weinberg wird seither von Schloss Wackerbarth bewirtschaftet.
Auf seiner jüngsten Sitzung gab der Radebeuler Stadtrat grünes Licht für das Vorhaben. Der vorhabenbezogene Bebauungsplan mit der Nummer 77 kann erstellt werden. „Es sind keinerlei wesentliche Neubauten vorgesehen. Es handelt sich um eine Bestandsentwicklung“, sagte Baubürgermeister Müller. Die Räte sahen keinerlei Rede- oder Diskussionsbedarf. Mit dem Bebauungsplan versprechen sie sich eine dauerhafte Sicherung der besonderen städtebaulichen Qualität dieses Areals.