Schwäne und Gänse mit Steinen beworfen
Manche Menschen gehen mitunter unsensibel mit den Wasservögeln an der Elbe um. Auch beim Füttern sollte einiges beachtet werden.
Laminierte Schilder hängen seit einigen Wochen an Laternen am Blasewitzer Elberadweg. Wasservögel wie Schwäne, Gänse und Enten sind darauf gemalt, von denen es viele am Elbufer unterhalb des Schillergartens gibt. Ein großes „Achtung“steht weiter auf einem Blatt, außerdem durchgestrichene Symbole von Fäusten, Feuerwerkskörpern und Menschen, die Steine werfen.
Auf den Schildern weist der Naturschutzbund (NABU) Dresden-Meißen darauf hin, dass es verboten ist, Tiere mit Steinen zu bewerfen oder aufzuscheuchen, weil sie dadurch einen großen Energieverlust erleiden, der in der kalten Jahreszeit existenziell für die Vögel sein kann. Aber gab es wirklich Angriffe auf Schwäne, Gänse und Enten? Meist finden sich doch unterhalb des Schillergartens viele Menschen, die die Vögel füttern, anstatt sie zu drangsalieren.
„Ja, wir hatten tatsächlich Anrufe von Bürgern, die uns darauf aufmerksam gemacht haben, dass es Menschen gibt, die auch mit Steinen nach den Vögeln geworfen haben oder sie gescheucht haben“, sagt Marion Lehnert, die Büro- und Projektleiterin des NABU Regionalverbandes DresdenMeißen. Aus diesem Grund habe man die Schilder aufgehängt, um die Bevölkerung zu sensibilisieren, welche Folgen solche Aktionen haben können. „Ich selbst habe es noch nicht beobachtet, aber es muss nicht nur einmal vorgekommen sein“, sagt Lehnert.
Und die Naturschützerin weist auf einen zweiten Punkt hin: die nicht artgerechte Fütterung der Schwäne, Gänse und Enten mit Brot oder gar Kuchen. „Dies kann man fast überall an der Elbe beobachten“, sagt Lehnert, auch in Kleinzschachwitz oder Pillnitz. Diese wohlgemeinte Fütterung
mit Brot schade den Tieren. „Außerdem verschärft sie die sozialen innerartlichen Konflikte“, sagt Lehnert, die erst kürzlich beobachtet hat, wie ein Schwan einen anderen bei einer Fütterungsaktion so stark mit dem Schnabel attackiert hat, dass sie dazwischengehen musste.
Marion Lehnert weiß, dass das Füttern der Wasservögel oft dazu dient, sich selbst und seinen Kindern ein schönes Naturerlebnis zu verschaffen. „Hier wäre aber ein Bemühen um artgerechtes Futter ein wesentlich
besserer Beitrag, um echte Naturliebe zu vermitteln.“Sie empfiehlt dafür gekochte Maiskerne oder auch Salat. In der „grünen“Jahreszeit brauche man überhaupt nicht zu füttern, denn da finden Schwäne, Gänse und Enten ausreichend Gras und später auch Sämereien.
In einigen Kommunen ist das Füttern von Schwänen sogar verboten und wird mit Bußgeld bestraft wie zum Beispiel in Potsdam. Dort werden bis zu 1.000 Euro Strafe fällig, wenn man erwischt wird.
Auch die österreichische Hauptstadt Wien geht gegen „Fütterer“vor, dort kostet der Verstoß 50 Euro aufwärts.
Schwäne ernähren sich hauptsächlich von Wasserpflanzen, die sie vom Gewässergrund holen, oder von Pflanzen im Uferbereich. Zu einem weit geringeren Anteil stehen Wasserinsekten, Schnecken und andere kleine Weichtiere auf ihrem Speiseplan.
„Enten und Schwäne betteln nicht aus Hunger, sondern als Folge von zu intensiver unkontrollierter Fütterung. Werden Schwäne beispielsweise das ganze Jahr über unkontrolliert gefüttert, erlernen die Jungtiere nicht mehr, wie sie in der freien Natur erfolgreich überleben können. Ebenso verlieren sie dadurch ihre Bereitschaft, selbstständig Nahrung zu suchen“, heißt es im Internetauftritt von Wien zum Thema Schwanenfütterung.
Marion Lehnert kennt noch ein weiteres Problem für die Wasservögel: den Müll, den Menschen am Elbufer achtlos zurücklassen. Vor allem Fäden wie Angelschnur oder Bänder können gefährlich sein. Die Vögel benutzen diese teilweise zum Nestbau und später gehen die Jungen daran zugrunde, sagt die NABU-Mitarbeiterin.
Wasservögel können sich an Angelhaken oder Angelschnur verletzen, wie im vorigen Sommer eine Graugans, bei der sich Angelschnur um die Füße gewickelt hatte und diese extrem einschnürte. „Diese Graugans konnten wir dank der Hilfe der Dresdner Wildvogelauffangstation noch retten“, sagt Lehnert. Die Station befindet sich jedoch ständig in Geldnot, auch, weil öffentliche Gelder 2022 gestrichen wurden. Derzeit wird für eine Wärmeanlage in der Intensivstation der Auffangstation gesammelt.