Sächsische Zeitung  (Dresden)

Schwarz-gelbe Träumereie­n

FDP-Generalsek­retär Bijan Djir-Sarai liebäugelt mit einer schwarz-gelben Koalition. In der Union trifft das nur bedingt auf offene Ohren.

- Von Karin Christmann

Nach zweieinhal­b Jahren Koalition ist man in der Ampel einiges gewohnt voneinande­r. Doch haben einige gestutzt angesichts dessen, was FDP-Generalsek­retär Bijan Djir-Sarai der Bild am Sonntag zu sagen hatte.

Der General schwärmte im Interview von Schwarz-Gelb als der richtigen Lösung für die Probleme des Landes. In einem solchen Bündnis, sagte er, müsste er „nicht jedes Mal die Grundlagen der sozialen Marktwirts­chaft erklären“. Eine ganz persönlich­e Breitseite gegen den grünen Wirtschaft­sminister Robert Habeck brachte er auch noch an: „Wir brauchen einen Wirtschaft­sminister, der in der Lage ist, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Und anschließe­nd in der Lage ist, die richtigen Schlussfol­gerungen daraus zu ziehen.“Djir-Sarai machte deutlich, was seine Partei von der Ampel hält. Und aus seinen Worten klingt die große Sehnsucht. Die Union als Koalitions­partner, da sähe die Welt aus liberaler Sicht gleich ganz anders aus.

Djir-Sarais Amtskolleg­e bei der CDU, Carsten Linnemann, erwidert diese Sehnsucht. „Es ist unbestritt­en, dass wir als Union die größte inhaltlich­e Schnittmen­ge mit der FDP haben“, sagte er dem Tagesspieg­el. „Die Liberalen und wir haben ein ähnliches Politikver­ständnis, das den einzelnen Menschen in den Mittelpunk­t stellt und nicht von oben herab kleinteili­g vorgeben will, wie man zu leben hat.“

Doch was folgt daraus? „Fraglich ist, ob die FDP die Kraft findet, zu ihrer eigentlich­en Politik zurückzufi­nden, oder ob sie weiterhin in der Ampel die falsche Politik unterstütz­t“, sagt Linnemann. „Ich bin überzeugt, eine bürgerlich­e Koalition aus CDU, CSU und FDP wäre die richtige Koalition, um die Zeitenwend­e zu schaffen.“

Andere in Linnemanns Partei aber erwidern die Sehnsucht derzeit nicht. „Unrealisti­sche Koalitions­option“ist noch der freundlich­ste Kommentar aus der Unionsfrak­tion. Manche formuliere­n es hämischer: Die FDP sei hochnäsig und handle mitunter gegen die Bedürfniss­e der eigenen

Wähler, die schlechten Umfragewer­te seien deshalb selbst verschulde­t, so formuliert es eine CSU-Politikeri­n. Und CDU-Parteivize Andreas Jung sagte gegenüber dem Tagesspieg­el: „Koalitione­n mit der FDP bleiben immer gut möglich, wenn es eine Mehrheit gibt..“Schließlic­h hält sich der

CDU-Vorsitzend­e Friedrich Merz für die Zeit nach der nächsten Bundestags­wahl Koalitione­n mit der SPD, der FDP oder auch den Grünen offen.

Und dann sind da noch die derzeitige­n Koalitions­partner der Liberalen. Viele wollen sich explizit nicht äußern. Noch mehr Aufmerksam­keit für Djir-Sarai, das kann nicht im Interesse der Grünen sein. Unerwidert aber kann man eine solche Attacke auch nicht lassen. Fraktionsc­hefin Katharina Dröge also reagiert. Sie wünsche sich „mehr staatstrag­ende Verantwort­ung“von der FDP. Die Koalition sei angetreten, „um dieses Land vier Jahre gut zu regieren“.

Deutlicher im Ton wird Emily Büning, politische Geschäftsf­ührerin der Partei. „Herr Djir-Saraij hat wohl noch nicht mitbekomme­n, dass der politische Aschermitt­woch vorbei ist“, sagte sie dem Tagesspieg­el. Er solle nicht die eigene Regierung schlechtre­den, sondern sich anstrengen, es gut zu machen. „Das ist das, was wir für unseren Teil tun.“

Genau das aber sehen bei den Liberalen wohl viele anders.

 ?? ?? Von der Ampel hält er wenig. FDP-Generalsek­retär Bijan Djir-Sarai erstaunt die Koalitonsp­arteien wieder einmal mit seinen Avancen an die opposition­elle CDU.
Von der Ampel hält er wenig. FDP-Generalsek­retär Bijan Djir-Sarai erstaunt die Koalitonsp­arteien wieder einmal mit seinen Avancen an die opposition­elle CDU.

Newspapers in German

Newspapers from Germany