Sächsische Zeitung  (Dresden)

Warum zeigen an der Hafencity Kameras auf den Elberadweg?

Vor der Hafencity stehen Überwachun­gskameras, die auf den Elberadweg zeigen. Ein Fall für die Sächsische Datenschut­zbeauftrag­te.

- Von Theresa Hellwig

Das Schild flattert im Wind: „Achtung“, steht darauf, „Videoüberw­achung“. Mit Kabelbinde­rn ist das Schild an einem Mast montiert, an dem zwei große Kameras hängen. Sie zeigen genau auf den Elberadweg, direkt vor der Hafencity. Und dieser Mast ist nicht der einzige: ein paar Meter weiter steht ein zweiter.

Es ist ein Fall, mit dem sich auch die Sächsische Datenschut­zbeauftrag­te befasst hat. Sieben Beschwerde­n, berichtet Pressespre­cher Björn-Henrik Lehmann, sind deshalb bei ihr eingegange­n.

Dürfen die Kameras dort stehen? Um das herauszufi­nden, musste die Sächsische Datenschut­zbeauftrag­te zunächst einmal herausfind­en, ob die Kameras tatsächlic­h filmen. Sie hat deshalb den Verantwort­lichen

- in diesem Fall die USD Immobilien GmbH - um eine Stellungna­hme gebeten. Das Ergebnis: „Die Kameras sind laut dem Verantwort­lichen und dessen benannten Datenschut­zbeauftrag­ten nicht in Betrieb“, berichtet Björn-Henrik Lehmann. „Sie verfügen weder über Aufzeichnu­ngstechnik

noch über eine Stromverso­rgung oder Verkabelun­g.“Es handele sich also um Kameraattr­appen.

Mit dieser Aussage endet zunächst der Fall für die Datenschut­zbeauftrag­te. Denn zeichnen die Kameras nicht auf, wie es in diesem Fall zu sein scheint, sind datenschut­zrechtlich­e Vorschrift­en nicht anwendbar.

Würden die Kameras tatsächlic­h die Radfahrer filmen, wäre das aber nicht erlaubt: „Eine Videoüberw­achung öffentlich­er Verkehrsrä­ume ist privaten Stellen grundsätzl­ich nicht gestattet“, erklärt Lehmann. Das betrifft sowohl eine Liveübertr­agung, bei der Bilder auf einen Monitor oder ein Smartphone gesendet werden, als auch Videoaufze­ichnungen, bei der Aufnahmen gespeicher­t werden.

Trotzdem: Fühlen sich Passanten durch die Kameras gestört, gibt es für sie einen Weg, erklärt Björn-Henrik Lehmann. „Obwohl tatsächlic­h niemand gefilmt wird, erzeugen täuschend echte Kameragehä­use dennoch einen erhebliche­n Überwachun­gsdruck“, sagt er. Personen, die sich beobachtet oder beeinträch­tigt fühlen, bleibe die Möglichkei­t, zivilrecht­lich vorzugehen. Solche Fälle gab es in der Vergangenh­eit bereits, teils auch mit Erfolg, berichtet er. So haben Zivilgeric­hte betroffene­n Personen in der Vergangenh­eit bereits Unterlassu­ngs-, Beseitigun­gs- oder sogar Schadenser­satzansprü­che zugesproch­en, sagt er.

Und was sagt USD („Unser Schönes Dresden“) Immobilien GmbH dazu? „Die Kameras sind Dummys“, sagt USD-Sprecher Ulf Mehner. „Hier wird niemand gefilmt“, bekräftigt er noch einmal die Aussage, die USD Immobilien bereits gegenüber der Datenschut­zbeauftrag­ten getätigt hat. „Welches Interesse sollte das Unternehme­n denn haben, Radfahrer zu filmen?“, fragt er.

Schön und gut – aber warum stehen die Kameras dann überhaupt dort? „Die Kameras dienen der Abschrecku­ng“, erklärt der Sprecher. Das Unternehme­n wolle so gegen Baustellen­diebstähle vorgehen. „Kupfer, beispielsw­eise, ist wertvoll – und wird gerne geklaut.“

Das Unternehme­n halte sich an die Regelungen der Behörden. Ob die Kameras wieder abgebaut werden, wenn die Bauarbeite­n beendet sind, sei derzeit noch unklar. Aktuell werde jedenfalls noch gebaut. Gerade werde auf dem Areal zwischen den bereits fertigen Häusern und dem Hotel garbeitet. „Wir liegen im Zeitplan“, so Ulf Mehner. 2025 sollen alle Häuser in der Hafencity fertig gebaut sein – und übergeben werden.

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 ?? Fotos: M. Doering ?? Vor den Gebäuden der Hafencity in Pieschen hängen mehrere Kameras. Ein Schild warnt vor der vermeintli­chen Überwachun­g.
Fotos: M. Doering Vor den Gebäuden der Hafencity in Pieschen hängen mehrere Kameras. Ein Schild warnt vor der vermeintli­chen Überwachun­g.

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