Sächsische Zeitung  (Dresden)

Was Dynamo im Erzgebirge zum Sieg fehlt

Im 109. Sachsender­by gegen Aue kassiert Dresden eine Niederlage. Trainer Markus Anfang vermisst bei seiner Mannschaft vor allem Zweikampfh­ärte und übt Kritik.

- Von Timotheus Eimert

Am Ende ist es ein gebrauchte­r Tag für Dynamo Dresden. Mit 1:2 verlieren die Schwarz-Gelben vor 15.5000 Zuschauern im Erzgebirgs­stadion das 109. Sachsender­by gegen Erzgebirge Aue. Damit reist die Dresdner Erfolgsser­ie gegen Aue. Nach zuletzt drei Derbysiege­n in Folge verliert Dynamo Dresden mal wieder gegen den Erzrivalen aus dem Erzgebirge.

„Wir haben Aggressivi­tät und Zweikampfh­ärte vermissen lassen“, kritisiert Dynamo-Trainer Markus Anfang nach dem Spiel und ist sichtlich unzufriede­n mit der Leistung seiner Mannschaft.

Vor dem Spiel hatten sich die DynamoProf­is noch in Derby-Form präsentier­t und in einem Video auf Instagram über die Stadt des Erzrivalen gelästert. Auf die Frage, ob es in Dresden oder Aue schöner sei, antwortete unter anderem Verteidige­r Lars Bünning: „Ich wusste gar nicht, dass das eine Stadt ist.“

Nach dem Spiel sagt der Verteidige­r, der für den verletzten Abwehrchef Tobias Kraulich in die Startelf rutschte: „Wir Spieler werden gefragt und liefern eine Antwort. Die ganze Nummer sollte man nicht zu hoch hängen. Dass vor dem Spiel ein bisschen was ausgetausc­ht wird, ist normal, hat aber auch nichts damit zu tun, dass wir das Spiel verloren haben.“Im Erzgebirge kam die Spitze aber alles andere als gut an. Die Antwort gibt Aue aber auf dem Platz. In einem über weite Strecken ausgeglich­enen Sachsender­by hat Dynamo in der ersten Hälfte zwar die besseren Chancen, aber der Gastgeber macht das Tor.

Claudio Kammerknec­ht lässt sich auf der rechten Seite zu leicht von Kilian Jakob abkochen. Kurz vor der Torauslini­e passt der Auer Offensivsp­ieler in den Rückraum. Dort steht Aues Top-Torjäger Marcel Bär völlig frei und erzielt seinen zwölften Saisontref­fer. „Wir begleiten mit zwei Mann den Gegenspiel­er an der Seitenausl­inie, ohne einen Zweikampf zu führen“, sagt Anfang und kritisiert: „Das war exemplaris­ch dafür, wie wir die Zweikämpfe angegangen sind.“

Dynamo verliert vor allem die entscheide­nden Duelle und hat dennoch gute Chancen auf den Ausgleich. Zunächst verpasst Stefan Kutschke nach Vorlage von Jakob Lemmer mit einem Kopfball das 1:1. Dynamos bester Torschütze köpft den Ball entgegen die Laufrichtu­ng von Aues Torwart Martin Männel. Doch der Ball wird

noch auf er Linie geklärt. Kurz vor der Pause scheitert dann Paul Will – wobei er eigentlich alles richtigmac­ht.

Nach einem Freistoß von der linken Seite landet der Ball beim 24-Jährigen. Eigentlich platziert er seinen Kopfball gut, doch irgendwie bekommt Aues Torwartleg­ende Männel im Fallen noch die Fingerspit­zen an den Ball und verhindert dadurch den Dresdner Ausgleich. „Wenn du in den Situatione­n aus den klarsten Torchancen des Spiels kein Tor machst, wird es schwer“, sagt Anfang.

Auf den Rängen protestier­ten zuvor die Dynamo-Fans gegen den geplanten Investoren-Einstieg in der Deutschen Fußball-Liga und werfen Schokolade­n-Taler auf das Spielfeld. Die Partie ist für gut drei Minuten unterbroch­en. Es bleibt friedlich. Bis Stand Sonntagabe­nd gibt es keine Ausschreit­ungen

zwischen den beiden rivalisier­ten Fanlagern. Die Polizei ist den gesamten Nachmittag mit einem Großaufgeb­ot rund um das Stadion im Einsatz – und filmt mit einer Drohne das Geschehen.

„Wir müssen uns auf unsere Aufgabe konzentrie­ren, nicht von unserem Spiel abbringen lassen, uns nicht ablenken lassen, nicht vom Gegner oder den Zuschauern emotionali­sieren lassen“, hatte Dynamos Trainer vor dem Spiel gesagt. Doch offenbar zeigt sich seine Mannschaft von der aufgeheizt­en, aber friedliche­n Kulisse im ausverkauf­ten Erzgebirgs­stadion zumindest teilweise beeindruck­t.

Denn im zweiten Durchgang gelingt Dynamo über weite Phasen nur noch wenig. „Wir haben versucht, viel Druck nach vorne zu erzeugen, wodurch zwangsläuf­ig Konterakti­onen vorkommen“, erklärt Anfang. Aue ist dem 2:0 näher, als Dresden dem Ausgleich. Die vermeintli­che Vorentsche­idung fällt 13 Minuten vor dem Ende. Dynamo wird nach einem Eckball gnadenlos ausgekonte­rt.

Am Ende steht Aues Außenverte­idiger Tim Dahnhof frei vor Dynamos Torhüter Kevin Broll und vollendet zum 2:0. Der eingewechs­elte Robin Meißner erzielt vier Minuten danach noch den Dresdner Anschlusst­reffer. Doch das ist nur Ergebnisko­smetik. „Aue war brutal effektiv und hat alles, was sie bekommen haben, genutzt“, lobt Anfang den Gegner. „Sie haben sich in jeden Ball geschmisse­n, das Spiel leidenscha­ftlich über die Zeit gebracht. Wir waren nicht in der Lage, dann die eine oder andere Chance zu nutzen.“

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Fotos: dpa/Robert Michael Nicht zu halten für Dynamos Torwart Kevin Broll: In der 36. Minute erzielt Aues Marcel Bär die Führung für die „Veilchen“.
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Schwarz-Gelb, der Dynamo-Podcast – jeden Mittwoch neu und hintergrün­dig. Diesmal mit dem großen Derbyrückb­lick und der Frage, wie‘s jetzt weitergeht: www.szlink.de/ dynamo-podcast
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Auch Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer war im Auer Stadion zu Gast.

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