Staffel-Bronze rettet WM-Abschluss
Franziska Preuß muss kurzfristig in der Biathlon-Staffel passen. Für sie läuft Sophia Schneider – und sichert dem DSV-Quartett eine WM-Medaille.
Vanessa Voigt fiel am Ende ihrer Weltmeisterschaften ausgepumpt in den aufgeweichten Schnee. Im abschließenden Massenstart am Sonntag verpassten die deutschen Biathletinnen einen weiteren Medaillen-Coup, nach der emotionalen Achterbahnfahrt mit Staffel-Bronze am Vortag feierte Voigt mit Platz fünf dennoch einen versöhnlichen Abschluss nach zwei schwierigen Wochen in Nove Mesto. Franziska Preuß (1 Fehler) belegte Platz elf, Janina Hettich-Walz (3) war als 28. ebenso chancenlos wie Selina Grotian (7), die als Letzte ins Ziel kam.
Preuß und Voigt hielten sich nach einem fehlerfreien ersten Schießen zunächst jeweils im Mittelfeld. Zur Spitze fehlten aber da schon mehr als 20 Sekunden. Das unterlegene Material verhinderte ein besseres Ergebnis. „Es hat sich angefühlt wie im Flugzeug, vorne Business Class, wir dahinter in der zweiten Klasse“, sagte Voigt am ZDF-Mikrofon.
Am Schießstand war sie fehlerfrei geblieben, gegen die Französinnen Justine Braisaz-Bouchet und Lou Jeanmonnot auf Platz eins und drei sowie Silbermedaillengewinnerin Lisa Vittozzi (Italien) hatte sie in der Loipe aber keine Chance. Als beste Deutsche lag sie bei der reinen Laufzeit 1:18 Minuten hinter Braisaz-Bouchet. „Es ist krass, in der ersten Runde schon zu merken, dass die vorn Gas geben und du nicht mithalten kannst. Vielleicht haben wir auch nicht die überragende Form.“Zufrieden war Voigt mit dem Schlusswochenende trotzdem – und das lag vor allem an der Staffel. Gemeinsam mit Janina HettichWalz, Selina Grotian und Sophia Schneider hatte sie die Bilanz des Deutschen Skiverbandes (DSV) aufpoliert. In einem wilden Rennen war das DSV-Quartett zunächst hinterhergelaufen, nach Patzern der Konkurrenz am Schießstand sprang Deutschland aber noch auf das Podest. Gefeiert wurde vor allem Schneider, die erst wenige Stunden zuvor den Platz der angeschlagenen Franziska Preuß übernommen hatte. „Dass ich hier mit einer Medaille stehe und nicht im Bus nach Hause sitze, fühlt sich natürlich wahnsinnig an“, jubelte die 26Jährige. Bei der nächsten Machtdemonstration Frankreichs landete nur Schweden noch vor den DSV-Athletinnen, die sich insgesamt neun Nachlader leisteten und im Ziel 1:14,2 Minuten Rückstand hatten.
„Wir waren ja immer so mittendrin, obwohl alle einen guten Job gemacht haben“, sagte Grotian. „Ich habe selbst gar nicht verstanden, warum wir nicht so weit vorn waren. Aber Sophia hat es am Schluss einfach gerettet, hat die Nerven behalten und das Ding nach Hause gebracht.“
Bei den vorigen drei Weltmeisterschaften hatte das DSV-Quartett jeweils Silber gewonnen. 2019 reichte es in Östersund als Vierter zum letzten Mal nicht für Edelmetall. Er sei „dreimal gestorben und dreimal wiedergeboren worden“, sagte Sportdirektor Felix Bitterling. „Es war eine brutal spannende Staffel. Ich glaube, die Mädels haben genau das umgesetzt, was wir besprochen haben. Das ist eine Medaille, die unglaublich guttut.“
Und so konnte auch verschmerzt werden, dass es am Sonntag im Massenstart nicht zu einer Medaille für eine DSV-Athletin reichte. Letzte deutsche Weltmeisterin im Massenstart war Laura Dahlmeier 2017, die bislang letzte Medaille holte Denise Herrmann-Wick 2019. (sid/dpa)
Biathlon, WM in Nove Mesto, Frauen, Massenstart (12,5 km): 1. Braisaz-Bouchet (Frankreich) 34:37,2 Min./0 Schießf.; 2. Vittozzi (Italien) +31,2 Sek./0; 3. Jeanmonnot (Frankreich) +56,7/1; 5. Voigt (Rotterode) +1:29,7/0; 11. Preuß (Haag) +1:51,9/1; 28. Hettich-Walz (Schönwald im Schwarzwald) +4:36,4/3; 30. Grotian (Mittenwald) +5:32,4/7. Staffel (4x6km): 1. Frankreich 1:15:00,8 Std./2 Strafrd.+11 Schießf.; 2. Schweden +38,3 Sek./1+12; 3. Deutschland ( Hettich-Walz, Grotian, Voigt, Schneider +1:14,2 Min./0+9.