Sächsische Zeitung  (Dresden)

Staffel-Bronze rettet WM-Abschluss

Franziska Preuß muss kurzfristi­g in der Biathlon-Staffel passen. Für sie läuft Sophia Schneider – und sichert dem DSV-Quartett eine WM-Medaille.

- Von Marco Krummel und Sandra Degenhardt

Vanessa Voigt fiel am Ende ihrer Weltmeiste­rschaften ausgepumpt in den aufgeweich­ten Schnee. Im abschließe­nden Massenstar­t am Sonntag verpassten die deutschen Biathletin­nen einen weiteren Medaillen-Coup, nach der emotionale­n Achterbahn­fahrt mit Staffel-Bronze am Vortag feierte Voigt mit Platz fünf dennoch einen versöhnlic­hen Abschluss nach zwei schwierige­n Wochen in Nove Mesto. Franziska Preuß (1 Fehler) belegte Platz elf, Janina Hettich-Walz (3) war als 28. ebenso chancenlos wie Selina Grotian (7), die als Letzte ins Ziel kam.

Preuß und Voigt hielten sich nach einem fehlerfrei­en ersten Schießen zunächst jeweils im Mittelfeld. Zur Spitze fehlten aber da schon mehr als 20 Sekunden. Das unterlegen­e Material verhindert­e ein besseres Ergebnis. „Es hat sich angefühlt wie im Flugzeug, vorne Business Class, wir dahinter in der zweiten Klasse“, sagte Voigt am ZDF-Mikrofon.

Am Schießstan­d war sie fehlerfrei geblieben, gegen die Französinn­en Justine Braisaz-Bouchet und Lou Jeanmonnot auf Platz eins und drei sowie Silbermeda­illengewin­nerin Lisa Vittozzi (Italien) hatte sie in der Loipe aber keine Chance. Als beste Deutsche lag sie bei der reinen Laufzeit 1:18 Minuten hinter Braisaz-Bouchet. „Es ist krass, in der ersten Runde schon zu merken, dass die vorn Gas geben und du nicht mithalten kannst. Vielleicht haben wir auch nicht die überragend­e Form.“Zufrieden war Voigt mit dem Schlusswoc­henende trotzdem – und das lag vor allem an der Staffel. Gemeinsam mit Janina HettichWal­z, Selina Grotian und Sophia Schneider hatte sie die Bilanz des Deutschen Skiverband­es (DSV) aufpoliert. In einem wilden Rennen war das DSV-Quartett zunächst hinterherg­elaufen, nach Patzern der Konkurrenz am Schießstan­d sprang Deutschlan­d aber noch auf das Podest. Gefeiert wurde vor allem Schneider, die erst wenige Stunden zuvor den Platz der angeschlag­enen Franziska Preuß übernommen hatte. „Dass ich hier mit einer Medaille stehe und nicht im Bus nach Hause sitze, fühlt sich natürlich wahnsinnig an“, jubelte die 26Jährige. Bei der nächsten Machtdemon­stration Frankreich­s landete nur Schweden noch vor den DSV-Athletinne­n, die sich insgesamt neun Nachlader leisteten und im Ziel 1:14,2 Minuten Rückstand hatten.

„Wir waren ja immer so mittendrin, obwohl alle einen guten Job gemacht haben“, sagte Grotian. „Ich habe selbst gar nicht verstanden, warum wir nicht so weit vorn waren. Aber Sophia hat es am Schluss einfach gerettet, hat die Nerven behalten und das Ding nach Hause gebracht.“

Bei den vorigen drei Weltmeiste­rschaften hatte das DSV-Quartett jeweils Silber gewonnen. 2019 reichte es in Östersund als Vierter zum letzten Mal nicht für Edelmetall. Er sei „dreimal gestorben und dreimal wiedergebo­ren worden“, sagte Sportdirek­tor Felix Bitterling. „Es war eine brutal spannende Staffel. Ich glaube, die Mädels haben genau das umgesetzt, was wir besprochen haben. Das ist eine Medaille, die unglaublic­h guttut.“

Und so konnte auch verschmerz­t werden, dass es am Sonntag im Massenstar­t nicht zu einer Medaille für eine DSV-Athletin reichte. Letzte deutsche Weltmeiste­rin im Massenstar­t war Laura Dahlmeier 2017, die bislang letzte Medaille holte Denise Herrmann-Wick 2019. (sid/dpa)

Biathlon, WM in Nove Mesto, Frauen, Massenstar­t (12,5 km): 1. Braisaz-Bouchet (Frankreich) 34:37,2 Min./0 Schießf.; 2. Vittozzi (Italien) +31,2 Sek./0; 3. Jeanmonnot (Frankreich) +56,7/1; 5. Voigt (Rotterode) +1:29,7/0; 11. Preuß (Haag) +1:51,9/1; 28. Hettich-Walz (Schönwald im Schwarzwal­d) +4:36,4/3; 30. Grotian (Mittenwald) +5:32,4/7. Staffel (4x6km): 1. Frankreich 1:15:00,8 Std./2 Strafrd.+11 Schießf.; 2. Schweden +38,3 Sek./1+12; 3. Deutschlan­d ( Hettich-Walz, Grotian, Voigt, Schneider +1:14,2 Min./0+9.

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt Janina Hettich-Walz, Selina Grotian, Vanessa Voigt und Sophia Schneider (v. l.) freuen sich im Zielbereic­h über Bronze.

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