Sächsische Zeitung  (Dresden)

Wellbrock zeigt Comeback-Qualitäten

Schwimmer Florian Wellbrock gewinnt zum WM-Abschluss Silber über 1.500 Meter Freistil und beschert dem deutschen Team die sechste Medaille.

- Von Franziska Breininger und Thomas Lipinski

Als Florian Wellbrock anschlug, war der neue Weltmeiste­r schon lange da. Fast 20 Meter trennten den Olympiasie­ger von WM-Gold über seine Lieblingss­trecke 1.500 Meter Freistil. Doch mit Silber meldete sich der deutsche Schwimmsta­r nach vielen Enttäuschu­ngen und Zweifeln in den letzten Wochen und Monaten zurück – und buchte sein Direkttick­et für Olympia. „Das tat jetzt nach den letzten Wettkämpfe­n sehr gut“, sagte der 26-Jährige nach seiner insgesamt zehnten WM-Medaille in 14:44,61 Minuten – mehr als zehn Sekunden hinter dem Iren Daniel Wiffen, der am

Schlusstag der WM in Katar ein eigenes Rennen lange auf Weltrekord­kurs geschwomme­n war. „Das war echt ein Kracher“, meinte Wellbrock anerkennen­d, war aber mit seiner Zeit „im Februar sehr zufrieden“. Sven Schwarz wurde Sechster.

Zum WM-Auftakt hatte Wellbrock seine zwei Freiwasser­titel über fünf und zehn Kilometer abgeschlag­en verloren, es folgte das Vorlauf-Aus über 800 Meter, der Druck war enorm. „Die mentale Leistung, die ich heute gebracht habe, ist fast höher einzuschät­zen als die körperlich­e“, meinte Wellbrock: „Das zeigt, dass sich das Kämpfen lohnt.“Im Sommer bei der WM in Japan hatte er in beiden Beckenrenn­en das Finale verpasst – und großes Rätselrate­n ausgelöst. „Endlich haben wir den Florian wiedergese­hen, den wir kennen“, sagte Bundestrai­ner Bernd Berkhahn und lobte seinen Schützling: „Bei den Problemen, die er psychisch und physisch zu bewältigen hatte, war das eine Meisterlei­stung.“

Insgesamt sechs Medaillen holten der Magdeburge­r und seine Teamkolleg­en bei

den Beckenwett­bewerben in Katar und sorgten mit einmal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze für das beste WM-Abschneide­n seit 2009. „Die Medaillen stehen gar nicht so im Vordergrun­d, sondern die Olympia-Qualifikat­ionen“, betonte Berkhahn, „sie haben ihren Job toll gemacht.“

Allen voran Wellbrocks Magdeburge­r Teamkolleg­in Isabel Gose, die in Abwesenhei­t

vieler Topstars wie der amerikanis­chen Rekordwelt­meisterin Katie Ledecky und der australisc­hen Olympiasie­gerin Ariarne Titmus ihre Chancen nutzte. Nur ein Titel blieb ihr verwehrt, nach Bronze über 400 und 1.500 Meter Freistil entglitt ihr am Samstag im knappsten WM-Finale über 800 Meter Freistil seit 1994 die Goldmedail­le um neun Hundertste­lsekunden.

Der ganz große Coup war Angelina Köhler über 100 Meter Schmetterl­ing mit dem ersten WM-Gold für eine deutsche Beckenschw­immerin seit fast 15 Jahren gelungen. Dass sie zum Abschluss am Samstagabe­nd über die halbe Distanz auf Platz fünf um vier Hundertste­l an ihrer zweiten Medaille vorbeischr­ammte? Nebensächl­ich.

Europameis­ter Lukas Märtens, der sich wie bereits vor einem halben Jahr WMBronze über 400 Meter Freistil sicherte, war angesichts seiner vielen gesundheit­lichen Probleme zu Beginn der Saison ebenfalls zufrieden. „Es war ein super Auftritt, nach all den Sachen, die vorgefalle­n sind“, sagte der 22 Jahre alte Magdeburge­r. (sid)

 ?? Foto: dpa ?? „Kämpfen lohnt sich“: Florian Wellbrock mit seinem WM-Silber.
Foto: dpa „Kämpfen lohnt sich“: Florian Wellbrock mit seinem WM-Silber.

Newspapers in German

Newspapers from Germany