Wellbrock zeigt Comeback-Qualitäten
Schwimmer Florian Wellbrock gewinnt zum WM-Abschluss Silber über 1.500 Meter Freistil und beschert dem deutschen Team die sechste Medaille.
Als Florian Wellbrock anschlug, war der neue Weltmeister schon lange da. Fast 20 Meter trennten den Olympiasieger von WM-Gold über seine Lieblingsstrecke 1.500 Meter Freistil. Doch mit Silber meldete sich der deutsche Schwimmstar nach vielen Enttäuschungen und Zweifeln in den letzten Wochen und Monaten zurück – und buchte sein Direktticket für Olympia. „Das tat jetzt nach den letzten Wettkämpfen sehr gut“, sagte der 26-Jährige nach seiner insgesamt zehnten WM-Medaille in 14:44,61 Minuten – mehr als zehn Sekunden hinter dem Iren Daniel Wiffen, der am
Schlusstag der WM in Katar ein eigenes Rennen lange auf Weltrekordkurs geschwommen war. „Das war echt ein Kracher“, meinte Wellbrock anerkennend, war aber mit seiner Zeit „im Februar sehr zufrieden“. Sven Schwarz wurde Sechster.
Zum WM-Auftakt hatte Wellbrock seine zwei Freiwassertitel über fünf und zehn Kilometer abgeschlagen verloren, es folgte das Vorlauf-Aus über 800 Meter, der Druck war enorm. „Die mentale Leistung, die ich heute gebracht habe, ist fast höher einzuschätzen als die körperliche“, meinte Wellbrock: „Das zeigt, dass sich das Kämpfen lohnt.“Im Sommer bei der WM in Japan hatte er in beiden Beckenrennen das Finale verpasst – und großes Rätselraten ausgelöst. „Endlich haben wir den Florian wiedergesehen, den wir kennen“, sagte Bundestrainer Bernd Berkhahn und lobte seinen Schützling: „Bei den Problemen, die er psychisch und physisch zu bewältigen hatte, war das eine Meisterleistung.“
Insgesamt sechs Medaillen holten der Magdeburger und seine Teamkollegen bei
den Beckenwettbewerben in Katar und sorgten mit einmal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze für das beste WM-Abschneiden seit 2009. „Die Medaillen stehen gar nicht so im Vordergrund, sondern die Olympia-Qualifikationen“, betonte Berkhahn, „sie haben ihren Job toll gemacht.“
Allen voran Wellbrocks Magdeburger Teamkollegin Isabel Gose, die in Abwesenheit
vieler Topstars wie der amerikanischen Rekordweltmeisterin Katie Ledecky und der australischen Olympiasiegerin Ariarne Titmus ihre Chancen nutzte. Nur ein Titel blieb ihr verwehrt, nach Bronze über 400 und 1.500 Meter Freistil entglitt ihr am Samstag im knappsten WM-Finale über 800 Meter Freistil seit 1994 die Goldmedaille um neun Hundertstelsekunden.
Der ganz große Coup war Angelina Köhler über 100 Meter Schmetterling mit dem ersten WM-Gold für eine deutsche Beckenschwimmerin seit fast 15 Jahren gelungen. Dass sie zum Abschluss am Samstagabend über die halbe Distanz auf Platz fünf um vier Hundertstel an ihrer zweiten Medaille vorbeischrammte? Nebensächlich.
Europameister Lukas Märtens, der sich wie bereits vor einem halben Jahr WMBronze über 400 Meter Freistil sicherte, war angesichts seiner vielen gesundheitlichen Probleme zu Beginn der Saison ebenfalls zufrieden. „Es war ein super Auftritt, nach all den Sachen, die vorgefallen sind“, sagte der 22 Jahre alte Magdeburger. (sid)