Sächsische Zeitung  (Dresden)

Blamage im Ruhrgebiet

- Von Dominik Mahl

Jetzt wird’s wirklich kritisch für den FC Bayern und Trainer Thomas Tuchel. Nach dem 0:3 in Leverkusen und dem 0:1 in Rom war das 2:3 in Bochum die dritte Pflichtspi­el-Niederlage in Folge.

Thomas Tuchel und seine schwer geschlagen­en Stars schlichen fassungslo­s in die Kabine. Beim FC Bayern herrschte nach der nächsten ernüchtern­den Pleite Alarmstufe Rot, der Druck auf den Trainer wird immer größer. „Es geht mir beschissen“, sagte Vorstandsc­hef Jan-Christian Dreesen nach dem 2:3 (1:2) und einer erneut dürftigen Vorstellun­g beim klaren Außenseite­r VfL Bochum entspreche­nd.

Als es um die Zukunft von Tuchel ging, war er nicht so direkt. „Ich halte nichts von diesen monströsen Trainer-Unterstütz­ungsbekund­ungen“, so Dreesen. „Ich weiß ja, was sie hören wollen, aber diese Treueschwü­re sind ja nach einer Woche schon wieder vorbei. Deswegen sage ich es auf meine Art und Weise. Das ist aktuell kein Thema, mit dem wir uns beschäftig­en. Wir müssen uns auf die nächsten Spiele konzentrie­ren.“Ob Tuchel dann am Samstag gegen Leipzig auf der Bank sitze? „Selbstvers­tändlich.“

Tuchel selbst nahm diesmal sein Team in Schutz. „Diese Niederlage unterschei­det sich. Was schiefgehe­n kann, ist heute schiefgega­ngen. Es ist extrem viel gegen uns gelaufen. Wir hatten viele hochkaräti­ge Chancen. Das war nicht verdient“, sagte Tuchel bei DAZN. Dennoch wird die Lage beim Rekordmeis­ter nach den Enttäuschu­ngen von Leverkusen und Rom immer brenzliger. An der Tabellensp­itze der Bundesliga hat Bayer Leverkusen nun acht Punkte Vorsprung, der Titelverte­idiger hat die zwölfte Meistersch­aft in Serie längst nicht mehr in eigener Hand. Diese sei „gerade nicht so realistisc­h“, so Tuchel. Es droht gar die erste titellose Saison nach zwölf Jahren.

Für den eigentlich­en Bayern-Aufbaugegn­er Bochum sorgten Takuma Asano, Keven Schlotterb­eck und Kevin Stöger per Foulelfmet­er für die Sensation. Jamal Mu

siala hatte den Favoriten zunächst in Führung geschossen. Zu allem Überfluss sah Bayern-Verteidige­r Dayot Upamecano auch noch Gelb-Rot. Harry Kane verkürzte mit seinem 25. Saisontor nur noch.

Im Vorfeld der Partie, die einmal mehr von massiven Fanprotest­en begleitet war, hatte Tuchel Sorgen um seine Zukunft noch weggeschob­en. „Es macht keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen“, sagte er bei DAZN. Es herrsche beim Rekordmeis­ter „eine Stimmung, als wären wir auf einem Relegation­splatz. Wir werden intern aber nicht alles in Schutt und Asche reden.“Dies könnte nun aber passieren. Im Vergleich zum Spiel in Rom tauschte Tuchel zweimal. Überrasche­nd begann Eric Maxim Choupo-Moting für Leroy Sane,

der laut Tuchel „seit Wochen mit Schmerzen in der Patellaseh­ne“kämpfe und von der Bank kam. Upamecano, der schon in Rom mit Rot vom Platz geflogen war, blieb ebenfalls zunächst draußen, Matthijs de Ligt begann für ihn. Die von Tuchel erhoffte Reaktion ließ auf sich warten, die erste Chance im Dauerregen von Bochum hatten die Gastgeber durch einen Kopfball von Kapitän Anthony Losilla (6.). Der Favorit hatte mehr Ballbesitz, wie zuletzt aber zu Beginn wenig Ideen in der Offensive.

Doch die Bayern steigerten sich - und schlugen eiskalt zu, verpassten aber das 2:0 durch Kane (19.). Es folgten Proteste. Erst warfen die Bochumer Fans immer wieder Tennisbäll­e auf den Rasen, dann die Bayern-Anhänger. Insgesamt dauerte die erste

Pause 13 Minuten. Aus der Unterbrech­ung heraus schockte der VfL die Bayern mit zwei Toren. „Ganz Bochum ist stolz auf diese Leistung. Der Sieg ist gar nicht so unverdient. Wir haben extrem eklig gespielt“, sagte Stöger.

Nach der Halbzeit gab es die nächste Pause durch Tennisbäll­e: Während der neunminüti­gen Unterbrech­ung schickte Schiedsric­hter Daniel Schlager (Hügelsheim) die Teams in die Kabine. Als es weiterging, drückten die Bayern, doch es fehlte erneut die Leichtigke­it, auch wenn Tuchel mit einigen Einwechslu­ngen ins Risiko ging. Bochum hingegen verteidigt­e mit Leidenscha­ft und kam per Elfmeter zum 3:1, ehe Kane abstaubte. Die Bayern drängten nun, aber ohne Erfolg. (sid)

 ?? Foto: dpa/David Inderlied ?? Schiedsric­hter Daniel Schlager zeigt Münchens Dayot Upamecano (3.v.r.) die Gelb-Rote Karte. Für den Innenverte­idiger der zweite Platzverwe­is binnen vier Tagen.
Foto: dpa/David Inderlied Schiedsric­hter Daniel Schlager zeigt Münchens Dayot Upamecano (3.v.r.) die Gelb-Rote Karte. Für den Innenverte­idiger der zweite Platzverwe­is binnen vier Tagen.

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