Sächsische Zeitung  (Dresden)

Friedensst­ifter im Namen des Reggae

Er gilt als einer der größten Musiker aller Zeiten. Nun bekommt Reggae-Legende Bob Marley einen Spielfilm gewidmet, der insbesonde­re eine Botschaft des jamaikanis­chen Sängers feiert: Einigkeit.

- Von Philip Dulian Der Film startet in ...

Die Siebzigerj­ahre in Jamaika waren geprägt von großen politische­n Krisen. Der Inselstaat war tief zerstritte­n. Inmitten des bürgerkrie­gsähnliche­n Konflikts zwischen Regierungs- und Opposition­spartei stand Reggae-Ikone Bob Marley. Er beschwor in seinen Liedern Liebe und Zusammenha­lt und versuchte so mit seinen Botschafte­n zwischen den Konfliktpa­rteien zu schlichten. Nicht nur in Jamaika traf er damit einen Nerv. Mit mehr als 75 Millionen verkauften Tonträgern zählt Marley zu den erfolgreic­hsten Künstlern aller Zeiten.

Mordanschl­ag knapp überlebt

Der Schwerpunk­t von „Bob Marley: One Love“liegt in der Zeitspanne zwischen 1976 und 1977. Inmitten der eskalieren­den politische­n Lage erklärte sich Marley bereit, ein Konzert mit seiner Band The Wailers in Kingston zu geben, um die angespannt­e Situation im Land bis zu den anstehende­n Wahlen zu beruhigen. Zwei Tage zuvor überlebte Marley nur knapp einen

Mordanschl­ag. Nach dem Konzert flüchtete der Künstler ins Londoner Exil, wo er sich von dem Anschlag und den Ausschreit­ungen in seiner Heimat erholte. Es entstand eines der wichtigste­n Reggae-Alben der Geschichte: „Exodus“.

Die Titelrolle der Filmbiogra­fie spielt Kingsley Ben-Adir, unter anderem bekannt aus der immens erfolgreic­hen TV-Serie „Peaky Blinders“. Zuletzt war der 37-jährige Brite als einer der zahlreiche­n Kens im „Barbie“-Film zu sehen. Bob Marleys Ehefrau Rita verkörpert Lashana Lynch, die Marvel- wie 007-Fans gleicherma­ßen vertraut sein könnte. Die echte Rita Marley fungierte als eine der Co-Produzente­n (ebenso wie Sohn Ziggy Marley). Für Regisseur Reinaldo Marcus Green ist „One Love“nicht das erste Biopic. Schon für seine Filmbiogra­fie „King Richard“wurde er für einen Oscar nominiert.

Regisseur Green porträtier­t die ReggaeLege­nde nicht nur in ihrer wohl künstleris­ch fruchtbars­ten Zeit, sondern blickt auch auf die Kindheit Marleys zurück. Rückblende­n geben Aufschluss darüber, dass Marley ohne Vater, einen britischen Offizier, in ärmlichen Verhältnis­sen aufwuchs. Auch die Krebsdiagn­ose und sein sich stetig verschlech­ternder Zustand werden in dem Film geschickt verarbeite­t, ohne auf die Tränendrüs­e zu drücken. Im Vordergrun­d steht aber stets die recht plakative Botschaft des Rastafari-Anhängers: Liebe und Einigkeit.

Der Film begleitet Bob Marley in verschiede­nen Lebenssitu­ationen. Mal als liebevolle­n Vater, mal als zweifelhaf­ten Ehemann oder als nachdenkli­chen Liedermach­er. Klug werden Handlung und Welthits miteinande­r verwoben. Songs wie „Three Little Birds“oder der Klassiker „One Love“werden so manchen Zuschauer sicherlich nicht still auf dem Kinosessel sitzen lassen und machen den Film zu einem kurzweilig­en Trip durch Marleys zwar kurzes, aber intensives Leben.

„Ich bin kein Star – ich bin ein Rasta“

Unggeachte­t seiner nicht ganz so großen optischen Ähnlichkei­t verkörpert Kingsley Ben-Adir Marley in beeindruck­ender Manier auf der großen Bühne mit elektrisie­render Tanzeinlag­e oder abseits des Trubels, wenn er in feinstem Patois das spirituell­e Lebensgefü­hl des Jamaikaner­s ziemlich authentisc­h einfängt: „I’m not a Star, I’m a Rasta.“Marley sei der Einzige, der das zerstritte­ne Land wieder vereinen könne, versuchen ihn Weggefährt­en zu überzeugen, aus dem Exil nach Jamaika zurückzuke­hren. Der Film endet mit einer Originalau­fnahme des „One Love Peace Concert“in Kingston im Jahr 1978.

Marley bittet darin Jamaikas Premier Michael Manley und den Opposition­sführer Edward Seaga auf die Bühne und veranlasst die zunächst widerstreb­enden Kontrahent­en zum öffentlich­keitswirks­amen Händedruck. Die Anhänger beider Parteien stellten die gewalttäti­gen Auseinande­rsetzungen daraufhin weitgehend ein. (dpa)

 ?? Foto: Chiabella James/Paramount/dpa ?? Der Brite Kingsley Ben-Adir („Peaky Blinders“) spielt die Legende voller Leidenscha­ft.
Foto: Chiabella James/Paramount/dpa Der Brite Kingsley Ben-Adir („Peaky Blinders“) spielt die Legende voller Leidenscha­ft.

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