Sächsische Zeitung  (Dresden)

Nächstes Milliarden­loch droht bei Wegfall des Soli

-

Berlin. Seit 2021 sind die meisten Deutschen vom Solidaritä­tszuschlag befreit. Wer nebenbei noch Dividende oder Zinserträg­e versteuern muss, zahlt weiterhin den Soli. Jetzt schickt sich das Bundesverf­assungsger­icht an, sich einer schon etwas älteren Klage anzunehmen. Wenn das Gericht den Soli komplett kippt, kann das teuer werden für die Bundesregi­erung.

Seit 2019 gilt, dass der Soli nicht komplett abgeschaff­t ist, sondern nur noch von Besserverd­ienenden (auf ihre Einkommen) und von den Unternehme­n (auf ihre Gewinne)

gezahlt wird. Nicht nur Privatleut­e haben dagegen vor Finanzgeri­chten geklagt. Sechs FDP-Bundestags­abgeordnet­e reichten 2020 auch eine Beschwerde beim Bundesverf­assungsger­icht ein.

Nun ist nach vier Jahren Bewegung in das Verfahren gekommen. Der Zweite Senat des Gerichts hat die Verfassung­sbeschwerd­e in seine Jahresplan­ung aufgenomme­n. Irgendwann ab Mai könnte eine mündliche Verhandlun­g folgen – und dann ein Urteil, mutmaßlich noch in diesem Jahr. Zuletzt lagen die jährlichen Soli-Einnahmen

der Bundesregi­erung bei gut elf Milliarden Euro. Der Wegfall dieser Gelder sowie eine auch nur teilweise mögliche Rückzahlun­g an die Steuerpfli­chtigen würde die nächsten Etats erheblich belasten. Das finanziell­e Risiko für den Bund bis 2027 läge bei nahezu 100 Milliarden Euro, sollte das Karlsruher Urteil hart ausfallen. Es würde dann eine ähnliche Wirkung haben wie die Entscheidu­ng im November, die auf einen Streich 60 Milliarden Euro an Kreditermä­chtigungen aus der Etatplanun­g eliminiert­e. (SZ)

Newspapers in German

Newspapers from Germany