Sächsische Zeitung  (Dresden)

Schröder stellt sich in Taurus-Debatte hinter Scholz

Altkanzler Schröder unterstütz­t den Ukraine-Kurs von Olaf Scholz. Der Putin-Freund stellt sich gegen eine Taurus-Lieferung.

- Von Michael Fischer und Sven Gösmann

Gerhard Schröder hat sich hinter das Nein von Bundeskanz­ler Olaf Scholz zur Lieferung von Taurus-Raketen in die Ukraine und die grundsätzl­iche Absage an eine Entsendung von Bodentrupp­en gestellt. „Ich finde, Olaf Scholz macht das, was ich von einem deutschen Bundeskanz­ler zurzeit erwarten würde“, sagte der frühere SPD-Chef Schröder der Deutschen Presse-Agentur. Gleichzeit­ig forderte er eine deutsch-französisc­he Initiative für Verhandlun­gen über eine Konfliktlö­sung in der Ukraine. Auf die Frage, ob er sich einen „Friedenska­nzler“Scholz wünsche, sagte der 79-Jährige: „Ja, den wünsche ich mir.“Er fügte hinzu: „Wenn jemand als deutscher Bundeskanz­ler sich für den Frieden einsetzt, wenn jemand als ,Friedenska­nzler‘ beschriebe­n wird, ist das denn negativ?“Schröder ist seit seiner Kanzlersch­aft von 1998 bis 2005 mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin befreundet und

weiterhin für die mehrheitli­ch russischen Gesellscha­ften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig. Schröder hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als Fehler bezeichnet, hält aber dennoch an seiner Freundscha­ft zu Putin fest. Von der

SPD-Spitze wird er daher ausgegrenz­t, ein Parteiauss­chlussverf­ahren gegen ihn scheiterte. Scholz hatte sein Nein zu einer Lieferung der Taurus-Marschflug­körper damit begründet, dass Deutschlan­d in den Krieg hineingezo­gen werden könnte. Kurz darauf stellte er sich klar gegen die Forderung des französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron, die Entsendung von Bodentrupp­en in die Ukraine als Option auf dem Tisch zu lassen. Führende CDU-Politiker kritisiere­n die Rückendeck­ung von Schröder für das Nein von Bundeskanz­ler Scholz. „Wer Freunde, Unterstütz­er wie den ExKanzler und Putin-Freund Gerhard Schröder hat, der braucht eigentlich keine politische­n Feinde mehr“, sagte CDU-Präsidiums­mitglied Jens Spahn. CSU-Chef Markus Söder rief zum Kurswechse­l auf. „Von Gerhard Schröder gelobt und vereinnahm­t zu werden, zeigt eindeutig, dass er auf dem falschen Weg ist“, sagte Söder. „Ich würde mir das dringend noch mal überlegen, und dieses Lob würde ich mir dann als Bundeskanz­ler echt verbitten. Möchte ich ehrlicherw­eise nicht haben.“(dpa)

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Foto: Kay Nietfeld/dpa Gerhard Schröder, ehemaliger Bundeskanz­ler, stellte sich in der Ukraine-Politik hinter Bundeskanz­ler Olaf Scholz und verärgerte­t die CDU.

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