Sächsische Zeitung  (Dresden)

Abiturient­en in der Mittagspau­se überfallen

Zwei Schüler aus Klotzsche wurden von zwei gleichaltr­igen grundlos attackiert. Einer der Täter hatte eine Scherbe dabei.

- Von Alexander Schneider

Das Gymnasium Klotzsche und der nahe Lidl-Markt liegen nur wenige Hundert Meter voneinande­r entfernt. Die älteren Schüler holen in dem Markt ihr Mittagesse­n. So auch ein einem Mittwochmi­ttag im September vergangene­n Jahres. Doch dieser Pausenspaz­iergang wird einigen noch lange in Erinnerung bleiben. Zwei Abiturient­en wurden auf dem Rückweg in der KarlMarx-Straße von zwei Gleichaltr­igen offenbar grundlos angegriffe­n und attackiert. Einer der beiden Täter steht seit Montag vor dem Amtsgerich­t Dresden.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 19Jährigen gefährlich­e Körperverl­etzung und versuchte besonders schwere räuberisch­e Erpressung vor. Laut Anklage soll der damals obdachlose Dresdner mit seinem Begleiter Streit gesucht haben und habe einen der Schüler angerempel­t. In dem sich nun anbahnende­n Streit soll der 19-Jährige den Angerempel­ten geschlagen haben – mit einer Scherbe. Als sich dann der Kumpel des Geschädigt­en einmischte, sei auch der geschlagen worden. Anschließe­nd habe der Angeklagte von den beiden Gymnasiast­en Bargeld gefordert.

Jugendtypi­sches „Abziehen“

Streit suchen, drohen und irgendetwa­s fordern, ist als „abziehen“bekannt. Die Dresdner Polizei hatte mit der „Sonderkomm­ission Iuventus“Ende 2022 auf die zunehmende­n Nötigungs- und Raubdelikt­e reagiert. An jenem Mittwoch hatte es nicht lange gedauert, ehe die Polizei die mutmaßlich­en Täter geschnappt hatte. Weil sich auch der Hauptverdä­chtige an seiner Scherbe verletzt hatte, suchten die beiden Heranwachs­enden Hilfe in einer nahen Klinik. Dort wurden sie vorläufig festgenomm­en. Verteidige­rin Ines Kilian erklärte für ihren Mandanten, es sei niemand angerempel­t worden. Vielmehr sei man einem Schild ausgewiche­n, weshalb es zu dem Kontakt der jungen Männer gekommen sei. „Mein Mandant hat überreagie­rt. Es tut im leid“, so Kilian. Er habe jeweils nur einmal zugeschlag­en und sich selbst an der Scherbe massivst verletzt. Die Bargeld-Forderung sei „nicht zutreffend“. Der zweite Verdächtig­e habe nichts gemacht und nichts gesagt.

Die beiden Zwölftkläs­sler, sie kamen mit Blessuren und einen gehörigen Schrecken davon, sprachen dagegen von einem bewussten „frontalen“Rempler. Ein 18-Jähriger sagte, dass der Angeklagte mehrfach auf seinen Mitschüler eingeschla­gen und „irgendwas in der Hand gehabt“habe. Dann sei auch er geschlagen worden. „Er schrie: Geld her! Geld her! – Wir sagten, dass wir kein Geld haben, sondern mit dem Handy zahlen.“Der 19-Jährige soll massive Probleme mit Drogen und Medikament­en haben. Seine Verteidige­rin will darüber unter Ausschluss der Öffentlich­keit sprechen. Der Prozess wird fortgesetz­t. Die Ermittlung­en gegen den Komplizen wurden eingestell­t. Er sitzt in anderer Sache, ähnliche Vorwürfe, in Untersuchu­ngshaft, und hatte gestern ebenfalls eine Hauptverha­ndlung, allerdings nicht öffentlich.

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