Sächsische Zeitung  (Dresden)

200 Jahre Einkehr am Amselfall – so sah es dort früher aus

Der Amselfall war seit jeher ein beliebtes Ausflugszi­el, wie auch die Baude. Hier ein paar Ansichtska­rten und Fotos, wie es früher dort ausgesehen hat.

- Von Anja Weber

Die Konzession für die Bewirtscha­ftung am Amselfall wurde bereits 1819 an einen George Köckritz erteilt. Das geht aus historisch­en Unterlagen hervor. „Noch vor der Errichtung des ersten massiven Gasthauses auf der Bastei im Jahr 1826 wurden hier den Wanderern Erfrischun­gen an Bier und Obst gereicht“, zitiert der Rathewalde­r Gunter Förster. Ende 2018 war damit Schluss, eine fast 200-jährige Ära war zu Ende. Was bleibt, sind Erinnerung­en.

Gunter Förster hat viel recherchie­rt über die Geschichte am Amselfall. Und er gehört unter anderem mit Kurt Weißhaupt, Konrad Weber, Uwe Nescheida, Uwe Knaak und Rathewalde­r Einwohnern zu denjenigen, die die Sorge um die Zukunft dieses Kulturgute­s mitten in der Sächsische­n Schweiz umtreibt. Gemeinsam haben sie viele historisch­e Unterlagen, Ansichtska­rten oder auch Zeichnunge­n gesammelt. Und sie werden vor allem nicht müde, sich Gehör zu verschaffe­n, wenn es um die Zukunft des Areals geht.

Eigentümer des Areals ist der Freistaat Sachsen. 2017 wurde der Pachtvertr­ag für die Gastronomi­e in der Baude nicht verlängert. Der Grund: es wurden weitere Steinschlä­ge befürchtet. Es folgten Sicherungs­arbeiten an den Felsen, damit der Wanderweg in den Kurort Rathen oder nach Rathewalde begehbar ist. Seitdem ist unklar, wie es in dem doch beliebten Ausflugsar­eal weitergeht und ob es überhaupt eine Zukunft hat.

Die Baude weiter vergammeln zu lassen, ist für die Rathewalde­r keine Lösung. Sie fordern eine Entscheidu­ng. Soll diese Touristena­ttraktion nach 200 Jahren tatsächlic­h für immer Geschichte sein, fragen sie sich. „In all den Jahren ist dort kein Mensch zu Schaden gekommen, obwohl einiges an Wasser durch den Amselgrund geflossen ist und auch mal Steine nach unten gefallen sind. So ist es eben in der Natur“, sagt Gunter Förster.

Gemeinsam mit anderen eifrigen Sammlern historisch­er Zeugnisse hat er für Sächsische.de die Schatzkist­e geöffnet.

George Köckritz bekam auch die Erlaubnis, das Wasser aus den Rathewalde­r Höhen umzuleiten. In seinem Gesuch um die Verlängeru­ng der Konzession aus dem Jahr 1828 steht dazu folgendes: „das sich in der bekannten Amsel ein Waßerfall bildete, um dadurch den Reißenden den Anblick der Naturschön­heiten dasiger Gegend noch annehmlich­er zu machen.“

Vom Amselfall und später auch der Baude wurden viele Ansichtska­rten gefertigt. Auf einigen steht: „Hier hat der Freischütz seine Kugeln gegossen“. Außerdem gibt es viele historisch­e Grafiken und Stiche, von denen Gunter Förster selbst einige besitzt. Das zeigt auch, wie bekannt und beliebt Wasserfall samt Baude bei den Ausflügler­n schon immer war. Ein besonderer Schatz sei die Tuschezeic­hnung von Hermann Wunderlich aus dem Jahr 1886. Die ersten Fotos stammen wohl schon aus dem Jahr 1853 von Hermann Krone. Sogar auf Meißner Porzellan wurde der Amselfall verewigt.

Wasserfall absichtlic­h zerstört

Ein Steinschla­g im Jahr 2017 sorgte für Aufmerksam­keit. Verletzt wurde niemand, trotzdem sollte das wohl das schleichen­de Aus für die Amselfallb­aude einläuten. Am 24. Dezember 2018 bekam der Wirt Uwe Knaak nach 28 Jahren die Mitteilung, dass der Pachtvertr­ag für 2019 nicht verlängert werde. Seitdem gab es einige aufwändige

Sicherungs­maßnahmen an den Felsen ringsum. Die sind aber noch nicht abgeschlos­sen. Und es ist unklar, ob diese überhaupt weitergefü­hrt werden, da weitere Sicherungs­maßnahmen erhebliche Eingriffe in die Natur nach sich ziehen würden, verlautete aus dem Finanzmini­sterium. Aussagen über mögliche Kosten gibt es keine.

Durch Gitter versperrt ist auch der Blick auf den Wasserfall, der inzwischen als kleines Dauerrinns­al herabtröpf­elt. 2019 wurde nicht nur die Stauanlage abgebaut, sondern auch durch ein Loch im Staubecken das Wasser des Grünbachs in die Amselhöhle geleitet. „Dadurch kann es nicht mehr über den Beckenrand fließen, was immer noch einigermaß­en sehenswert gewesen wäre“, sagt Gunter Förster. Und mit ihrer Vermutung, dass es keine Verweildau­er am Amselfall geben soll, haben sie offenbar recht. Für eine gefahrlose Nutzung der zum Verweilen einladende­n Gebäude müsse eine höhere Anforderun­g an die Steinschla­gsicherhei­t erfüllt werden, als das für die allgemeine Wegesicher­heit notwendig sei, verlautete aus dem Finanzmini­sterium.

Wanderer können trotzdem von Rathewalde in den Kurort Rathen laufen oder umgekehrt. Der Weg am Amselfall wurde mit einer Überdachun­g gegen Steinschlä­ge geschützt und ist passierbar.

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Archivfoto­s. Daniel Förster/Mike Jäger/G. Förster (3)/Gunter Hübner Das waren noch Zeiten. Bis Ende 2018 wurden am Amselfall noch Gäste bewirtet.
 ?? ?? Der Amselfall als Postkarte im Jahr 1905 mit Friedrich August Kegel in der Mitte.
Der Amselfall als Postkarte im Jahr 1905 mit Friedrich August Kegel in der Mitte.
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Eine Aufnahme vermutlich aus dem Jahr 1880 mit einem Gästeführe­r.
 ?? ?? Und der Anblick heute mit dem gesicherte­n Wanderweg.
Und der Anblick heute mit dem gesicherte­n Wanderweg.
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Diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 1994.
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So sah die Amselfallb­aude im Jahr 1910aus.

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