Sächsische Zeitung  (Dresden)

Investitio­nsbedarf von 44 Milliarden

Der Gewerkscha­ftsbund Sachsen fordert, die sächsische Schuldenbr­emse zu lockern.

-

Dresden. Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) sieht in den kommenden zehn Jahren einen Investitio­nsbedarf von 44 Milliarden Euro im Freistaat Sachsen in den Bereichen Klimaschut­z, Infrastruk­tur, Bildung und Gesundheit. „Bei der Analyse haben wir uns nur auf Gebäude und Ausrüstung konzentrie­rt, also alles, was in Beton gegossen werden muss“, sagte DGB Sachsen-Chef Markus Schlimbach bei der Vorstellun­g der Investitio­nsstudie am Montag in Dresden. Notwendige Mehrinvest­itionen in Personal wurden nicht berücksich­tigt. Der DGB hat die Analyse gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung in Sachsen bei der Forschungs­gruppe für Strukturwa­ndel und Finanzpoli­tik in Auftrag gegeben. Auf das Jahr gerechnet bezifferte Torsten Windels von der Forschungs­gruppe den Investitio­nsbedarf auf 4,5 Milliarden Euro. Rund eine Milliarde Euro könnte durch eine Streckung der „absurd kurzen“Tilgungsfr­isten von Corona-Schulden sowie die Halbierung der Zuführunge­n zum Generation­enfonds finanziert werden, hieß es. Nach den gesetzlich­en Vorgaben in der Verfassung müssen Kredite, die zuletzt zur Bewältigun­g der Corona-Pandemie aufgenomme­n wurden, in nur acht Jahren zurückgeza­hlt werden. Das Problem sei, dass sich die Landesregi­erung mit ihrer „extrem konservati­ven Finanzpoli­tik selbst im Weg steht“, so Windels.

Schlimbach und DGB-Vizechefin Daniela Kolbe sehen neben einer Reform der sächsische­n Schuldenbr­emse aber noch weitere Möglichkei­ten zur Finanzieru­ng von Schulbaute­n oder Krankenhäu­sern. So würde die Schuldenbr­emse eine Kreditaufn­ahme über die Sächsische Aufbaubank erlauben. Die Gewerkscha­fter schlagen auch die Gründung öffentlich­er Investitio­nsgesellsc­haften wie einen „Hochschulf­onds Sachsen“oder einen „Krankenhau­sfonds Sachsen“vor.

Sie hätten die Studie bewusst an den Beginn des Landtagswa­hlkampfs gesetzt, um zu zeigen, welche Aufgaben in den nächsten zehn Jahren wichtig seien, damit die Wirtschaft endlich auf den Transforma­tionsweg gebracht werden würde. Bislang seien keine Prioritäte­n für die nächste Legislatur­periode erkennbar. „Wir werden die Studie den Parteien unter die Nase reiben“, kündigte Schlimbach an. (SZ/nm)

Newspapers in German

Newspapers from Germany