Neumarkt-Retter müssen Pavillon räumen
Die Gesellschaft Historischer Neumarkt feiert dieses Jahr ihr 25. Jubiläum. Ausgerechnet jetzt hat die Stadt den Mietvertrag für den Infopavillon am Pirnaischen Platz gekündigt.
Mitten auf dem Neumarkt ist die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) mit ihrem Shop und dem großen Neumarkt-Modell in die QF-Passage eingezogen. In zwei gegenüberliegenden Räumlichkeiten im Untergeschoss können sich Dresdner und Gäste über aktuelle städtebauliche Entwicklungen am Neustädter Markt und dem Königsufer sowie über die Entstehung der Neumarkt-Bebauung informieren, außerdem Literatur dazu erwerben.
Ganz freiwillig erfolgte dieser Umzug allerdings nicht, wie Jürgen Borisch sagt. Er ist Vereinsmitglied der ersten Stunde seit 1999. Bisher stand der Vereinspavillon am Pirnaischen Platz. Der Mietvertrag mit der Stadt für die Fläche sei stets für drei Jahre verlängert worden. Doch im Vorjahr waren es plötzlich nur noch zwei, ohne Verlängerungsmöglichkeit. „Eine Begründung, weshalb dies so gehandhabt wurde, haben wir nicht bekommen“, sagt Borisch, der den Betrieb des Pavillons im Verein verantwortet.
Also hat er sich auf die Suche in der Innenstadt gemacht. „Leerstehende Ladenflächen gibt es viele, doch viele Objekte kamen aufgrund der hohen Mietforderungen für uns nicht infrage. Wir sind ein Verein, der sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden
finanziert.“
Mit Andrea Knabe, der Centermanagerin der QF-Passage hat Borisch nun eine gute Vermietungspartnerin gefunden. Seit Februar hat er gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern aus dem Verein die neuen Räume gestaltet. Ortsansässige Firmen hätten den Verein beim Umzug durch faire Preise unterstützt, wie Borisch sagt.
„Wir freuen uns, dass die Gesellschaft Historischer Neumarkt jetzt die QF-Passage und das touristische Angebot darin bereichert“, sagt Andrea Knabe. Ebenfalls im Untergeschoss ansässig ist bereits seit 2013 die Dresden Information. Beide Institutionen würden viele Besucher anziehen und sich gegenseitig ergänzen. „Wir haben hier schon sehr viel Publikumsverkehr gehabt, mehr als am Pirnaischen Platz“, schätzt Jürgen Borisch ein.
Bis zum Ende des Jahres muss der dortige GHND-Pavillon abgerissen werden, was rund 30.000 Euro kostet. „Das ist sehr viel Geld für uns.“Außerdem muss der vorherige Zustand der Fläche als Wiese wieder hergestellt werden.
Am Pirnaischen Platz gab es weder einen Wasseranschluss noch Toiletten. Die ehrenamtlichen Helfer, die die Öffnungszeiten des Pavillons absicherten, mussten im benachbarten Landhaus die Toiletten benutzen oder montags, wenn das Museum geschlossen hatte, in die Polizeidirektion gehen. „Diesbezüglich haben wir nun viel bessere Bedingungen“, sagt Borisch. Auch das Büro des Vereins ist von der Rampischen Straße in das neue Domizil umgezogen.
Und es gibt einen weiteren neuen Mieter im Untergeschoss des QF. Mit „Hello Dresden“hat ein Souvenir Shop der besonderen Art gegenüber der Dresden Information
eröffnet, welche auch Betreiber des Shops ist. Darin können kulinarische Spezialitäten aus Dresden und Sachsen wie Likör, Whisky, Weine und Schokolade verkostet und gekauft werden. Teil des Shops ist ein Café-Bereich, in dem nicht nur Touristen Kuchen und Kaffee genießen können.
Im Gegensatz zum Untergeschoss, in dem jetzt alle Flächen vermietet sind, finden sich im Erdgeschoss der QF-Passage noch einige leere Schaufenster. „Von unseren 40 Flächen stehen acht leer, sieben davon befinden sich im Erdgeschoss“, sagt Centermanagerin Andrea Knabe. Die Gründe dafür sieht sie in der Zurückhaltung insbesondere von Textilhändlern, jetzt zu expandieren. Auch Insolvenzen von Textilherstellern hätten ihre Spuren in der Vermietungslandschaft hinterlassen. „Für die leere Fläche im Obergeschoss sind wir in vielversprechenden Verhandlungen und können hoffentlich zum Jahresende einen neuen Mieter präsentieren.“
Geschäftsinhaber merkten die generelle Kaufzurückhaltung der Dresdner und Deutschen insgesamt. Auch Sven Reichelt von der Tourist-Information sagt, dass im Vergleich zu 2019 immer noch 20 Prozent weniger Touristen in Dresden waren.