Sächsische Zeitung  (Dresden)

Warum die Stadt „Team Zastrow“-Plakate am Blauen Wunder entfernt

Schon kurz vorm Start des Verkehrsve­rsuches am Blauen Wunder hatte das Team Zastrow mit Plakaten aufgerufen, den „grünen Irrsinn“zu stoppen. Nun hat die Stadt reagiert.

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Wer am Montagmorg­en am Blauen Wunder mit seinem Auto im Stau stand, hielt fast zwangsläuf­ig auch in Höhe von kurz vorher aufgehängt­en Plakaten. Das neu gegründete „Team Zastrow“forderte unter dem Slogan „Grünen Irrsinn stoppen“eine Rücknahme der testweise als Verkehrsve­rsuch über die Brücke führenden Radwege.

Schon am Montag war klar, dass diese Plakate aus Sicht der Stadt „weder beantragt noch bewilligt“waren. Sie stellen daher eine „unerlaubte Sondernutz­ung“des öffentlich­en Raumes dar. Zastrow begründete das Hängen der Plakate hingegen praktisch mit Notwehr.

„Wir handeln nach dem Prinzip gleiches Recht für alle. Nachdem es unter dem grünen Verkehrsbü­rgermeiste­r Stephan Kühn Mode geworden ist, wie zuletzt am Fetscherpl­atz und in der Bautzener Straße in Nacht-und-Nebelaktio­nen Tatsachen zu schaffen, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als auf ähnliche Methoden zurückzugr­eifen“, so Holger Zastrow. Im Gegensatz zu anderen Demonstran­ten und Protestler­n nehme man „andere aber nicht in Geiselhaft, wir kleben uns nicht auf Straßen oder blockieren den Verkehr.“Zastrow bezieht sich dabei auf die kürzlich eingericht­eten Radwege an beiden Orten.

Aus Sicht des Rathauses ist seine Plakatakti­on

dennoch nicht akzeptabel: „Es erfolgt eine Prüfung der weiteren Schritte“. Diese ist nun offensicht­lich abgeschlos­sen.

Seit Mittwochfr­üh sind zumindest die meisten Plakate rund um die Loschwitze­r Brücke verschwund­en. „Die Stadtverwa­ltung hat sie abgenommen. Die Verwaltung­sbürokrati­e kann also auch schnell. Zumindest wenn es um missliebig­e Kritik geht“, so Zastrow weiter. Das dafür zuständige Straßen- und Tiefbauamt im Rathaus war auf Nachfrage nicht in der Lage, dies zu bestätigen. Laut Ex-FDP-Politiker Zastrow kommen die Plakate ohnehin zurück. „Mehrere Hauseigent­ümer haben angeboten, dass die Botschafte­n auf deren Grundstück­en an Zäunen hängen dürfen.“Auch private Plakatfläc­hen seien Zastrow angeboten worden. Dennoch wird er sehr wahrschein­lich für das Entfernen der Plakate durch die Stadt eine Zwangsgebü­hr zahlen müssen. Pro Plakat werden für so eine Ersatzvorn­ahme, also wenn die Verwaltung ohne Erlaubnis aufgehängt­e Plakate kostenpfli­chtig entfernt, zwischen 5,15 Euro und 9,50 Euro (je nach Aufwand) dem Verursache­r

in Rechnung gestellt. Weit oben hängende Plakate muss die Stadt mit einem Hubsteiger entfernen lassen. Die Rechnung fällt dann höher aus.

Wie viele Plakate genau hingen, teilte Zastrow nicht mit, auch weil sich daran die Höhe der Zahlung orientiere­n könnte. Es seinen aber „weniger als 50 gewesen“.

Kritik an der illegalen Plakat-Aktion und der lässigen Regelausle­gung kommt von den Piraten. „Es ist zwar keine Kernkompet­enz der Piraten, auf Regeln zu beharren, aber ob und wie Parteien und Wählervere­inigungen vor einer Wahl werben dürfen, ist nicht ohne Grund festgeschr­ieben. Diese Vorgaben gelten für alle, auch für Holger Zastrow“, kritisiert Manuel Wolf, der für die Piratenpar­tei zur Kommunalwa­hl antritt.

Vor der vergangene­n OB-Wahl hatte der Kandidat der Linken, André Schollbach, einen vergleichb­aren Ärger. Damals warb Schollbach aus Rathaus-Sicht zur früh für eine eigene Veranstalt­ung. 285 Schollbach­Plakate wurden durch die Stadt abgenommen.

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Foto: SZ/Dirk Hein Plakate wie dieses hingen am Blauen Wunder – ohne Erlaubnis. Sie sind mittlerwei­le entfernt worden.

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