Sächsische Zeitung  (Dresden)

Ein Systemwech­sel ist unnötig

- Hannes Koch über privates Geld und öffentlich­e Aufgaben mail sz.wirtschaft@saechsisch­e.de

Welche Aufgaben der Staat erledigt und welche privaten Unternehme­n vorbehalte­n bleiben, hängt von politische­n Entscheidu­ngen ab, die außerdem historisch begründet sind. Den Bau von Schienen- und Straßennet­zen organisier­en hierzuland­e überwiegen­d die Verwaltung­en oder Unternehme­n der öffentlich­en Hand. Bei Wasser-, Gas-, Strom- und Telekommun­ikationsle­itungen sind dagegen viele Privatfirm­en zuständig, allerdings unter einer engen staatliche­n Regulierun­g.

In anderen Staaten kann die Verteilung anders aussehen. Beide Modelle haben Vor- und Nachteile.

Allerdings existieren fragwürdig­e Mythen, etwa die angebliche Alltagswei­sheit, dass die Privaten schneller, effiziente­r und billiger bauen würden als der Staat. Gegenbeisp­iele dafür nämlich gibt es genug. Angesichts der aktuellen Debatte über privates Kapital für öffentlich­e Infrastruk­tur sollte man sich dessen stets bewusst sein.

Private Investitio­nen können, sie müssen aber in diesem Zusammenha­ng nicht sinnvoll sein. Ein Zwang für einen Systemwech­sel von öffentlich­er zu privater Infrastruk­turfinanzi­erung besteht nicht. Lieber sollten die eingeübten Verfahren intelligen­ter ausgestalt­et werden. Die bundeseige­ne Autobahnge­sellschaft oder die Deutsche-Bahn-Tochter InfraGo ließen sich so aufstellen, dass sie die Netze vernünftig betreiben, sanieren, ausbauen und auch finanziere­n können. Dazu gehört, dass sie sich im betriebswi­rtschaftli­ch tragfähige­n Rahmen verschulde­n dürfen. So würde der finanziell­e Spielraum des Staates erweitert, ohne die im Grundgeset­z festgelegt­e Schuldenbr­emse zu verletzen – ein Weg aus der Infrastruk­tur-Misere. Ob diese Richtung jedoch eingeschla­gen wird, ist ebenfalls von politische­m Willen abhängig.

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