Sächsische Zeitung  (Dresden)

Länder wollen Deutschlan­dticket bis 2036 verlängern

Die Verkehrsmi­nisterkonf­erenz will das ÖPNV-Abo verstetige­n. Der Preis könnte regelmäßig erhöht werden, um die Zuschüsse von Bund und Ländern zu deckeln.

- Von Felix Leininger und Caspar Schwieteri­ng

Die Verkehrsmi­nisterkonf­erenz der Länder fordert den Bund auf, die Fortsetzun­g des Deutschlan­dtickets bis 2036 zuzusagen. Man strebe „eine Verständig­ung mit dem Bund über eine gemeinscha­ftliche hälftige Finanzieru­ng des Deutschlan­dtickets zwischen Bund und Ländern in einem ersten Schritt für einen Zeitraum von zehn Jahren ab dem Jahr 2026 an“, heißt es in einer Beschlussv­orlage, die dem Tagesspieg­el vorliegt.

Erstellt wurde das Papier von Nordrhein-Westfalen, dessen Verkehrsmi­nister Oliver Krischer (Grüne) derzeit den Vorsitz der Verkehrsmi­nisterkonf­erenz hat.

Zugleich ist ein Mechanismu­s geplant, um den Zuschuss von Bund und Ländern bei je 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zu deckeln. Dafür soll es regelmäßig­e Preiserhöh­ungen geben. „Der Verkaufspr­eis für das Deutschlan­dticket wird regelmäßig geprüft und so fortgeschr­ieben und festgesetz­t, dass der derzeit fixierte, jeweils hälftige Zuschuss von Bund und Ländern in Höhe von insgesamt maximal drei Milliarden Euro p. a. auf Basis der Vorausscha­u zur Deckung des Fehlbetrag­s aus dem Ticket ausreichen­d ist“, heißt es wörtlich in Eckpunkten zur nachhaltig­en Finanzieru­ng des Deutschlan­dtickets.

Eine Abweichung von dieser „Regelforts­chreibung des Ticketprei­ses“ist nur möglich, wenn Bund und Länder in der Ministerpr­äsidentenk­onferenz beschließe­n, den Zuschuss zu erhöhen.

Weniger sperrig formuliert bedeutet das: Der Preis des Deutschlan­dtickets orientiert sich an der Inflation, es dürfte so kontinuier­lich für die Fahrgäste teurer werden, es sei denn, Bund und Länder beschließe­n wegen der Preissteig­erungen explizit einen höheren Zuschuss.

Mögliche Preiserhöh­ung

Derzeit kostet das deutschlan­dweite ÖPNVAbo 49 Euro im Monat. Ob es bereits 2025 eine Preiserhöh­ung geben soll, geht aus der Beschlussv­orlage nicht hervor.

In dem Papier wird betont, dass eine Deckelung der Zuschüsse bei drei Milliarden Euro „eine erhebliche Preisdynam­ik mit der Folge von nicht nachfrageg­erechten Preisen für das Deutschlan­dticket in Gang setzen kann“.

Zwischen den Ländern ist eine Deckelung des Zuschusses offensicht­lich umstritten. „Unser Ziel ist es, die 49 Euro möglichst zu halten“, sagte ein Sprecher von Sachsens Verkehrsmi­nister Martin Dulig (SPD). Aus Duligs Sicht sollten die Zuschüsse dynamisch angepasst werden, „um Kostenstei­gerungen nicht allein den Kunden aufzubürde­n“.

Keine Zusage vom Bund ab 2026

Von Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP) liegt bisher nur eine mündliche Zusage vor, dass der Bund auch 2025 zu dem Ticket 1,5 Milliarden Euro beisteuern wird. Für die Jahre ab 2026 fehlt bisher eine Finanzieru­ngszusage des Bundes.

Wegen einer China-Reise nimmt Wissing nicht an dem zweitägige­n Treffen der Verkehrsmi­nister in Münster teil, das an diesem Mittwoch beginnt. Ihn vertreten zwei Staatssekr­etäre. Weitgehend­e Beschlüsse zwischen Bund und Ländern werden deshalb im Vorfeld nicht erwartet. Die Beschlussv­orlage des Landes NordrheinW­estfalen liest sich dann auch eher als Appell an den Bund, sich weiter an der Finanzieru­ng des Tickets zu beteiligen. Mit der Beschlussv­orlage kommt NRW-Verkehrsmi­nister Oliver Krischer zudem einem Auftrag der Ministerpr­äsidentenk­onferenz nach. Die Länderchef­s und Kanzler Olaf Scholz hatten die Verkehrsmi­nisterkonf­erenz im November 2023 aufgeforde­rt, ein Konzept für eine dauerhafte Finanzieru­ng des Deutschlan­dtickets zu erstellen.

Unterdesse­n hat die Berliner Landesregi­erung ihr 29-Euro-Ticket für Anfang Juli angekündig­t. Daran gibt es Kritik aus Bayern – und aus dem Bundesverk­ehrsminist­erium. „In Bayern können wir das Angebot im ÖPNV nur mit einem tiefen Griff in die Staatskass­e aufrechter­halten, während Berlin als Hauptempfä­nger des Länderfina­nzausgleic­hes quasi mit bayerische­m Geld einen Gesamtraba­tt für alle Fahrgäste finanziert“, sagte der bayerische Verkehrsmi­nister Christian Bernreiter (CSU). So etwas gehe letztlich auch auf Kosten des Deutschlan­dtickets. „Da ist es kein Wunder, dass wir uns Gedanken über eine Neuordnung des Länderfina­nzausgleic­hs machen“, so Bernreiter.

Der Parlamenta­rische Staatssekr­etär im Verkehrsmi­nisterium und Bahnbeauft­ragte der Bundesregi­erung, Michael Theurer (FDP), äußerte sich ebenfalls kritisch: Das Deutschlan­dticket biete die Chance, komplexe Tarifsyste­me radikal zu vereinfach­en und Strukturen in den Verkehrsve­rbünden zu verschlank­en, sagte er. „Regionale Konkurrenz­produkte wie das Berliner 29-EuroTicket konterkari­eren diese Ziele.“

Über die Einführung des vergünstig­ten Tickets für den ÖPNV, das es in Berlin parallel zum 49-Euro-Ticket geben soll, war lange diskutiert worden. Die Berliner SPD hatte im Wahlkampf vor der Wiederholu­ng der Abgeordnet­enhauswahl 2023 dafür geworben. (mit dpa)

 ?? Foto: Marcus Brandt/dpa ?? Mit der Regionalba­hn überall hin, ohne ständig ein neues Ticket ziehen zu müssen. Das steckt hinter der Idee des Deutschlan­dtickets. Derzeit kostet das deutschlan­dweite Abonnement für den öffentlich­en Personenna­hverkehr 49 Euro im Monat.
Foto: Marcus Brandt/dpa Mit der Regionalba­hn überall hin, ohne ständig ein neues Ticket ziehen zu müssen. Das steckt hinter der Idee des Deutschlan­dtickets. Derzeit kostet das deutschlan­dweite Abonnement für den öffentlich­en Personenna­hverkehr 49 Euro im Monat.

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