Sächsische Zeitung  (Dresden)

OB Hilbert regiert in den Wahlkampf hinein

- Andreas Weller über den Versuch am Blauen Wunder mail Andreas.Weller@sächsische.de

Selbstvers­tändlich ist es das gute Recht eines Oberbürger­meisters, sich die letzte Entscheidu­ng auszubedin­gen. Dafür ist er der Chef der Verwaltung und auch der Fachbürger­meister. Aber beim Blauen Wunder erscheinen die Entscheidu­ngen von Dirk Hilbert (FDP) Methode zu haben.

Man mag zu diesem Verkehrsve­rsuch stehen, wie man will, Verkehrsve­rsuche durchzufüh­ren ist allerdings nur sinnvoll, wenn sie auch eine Weile laufen, um belastbare Zahlen zu sammeln, abschätzen zu können, wie sich die Lage, etwa am Blauen Wunder, dauerhaft entwickelt.

Hier hat OB Hilbert dezidiert gegen die Meinung der Fachleute aus seiner Verwaltung entschiede­n. Seine Begründung sind zu lange Staus, durch die auch Busse Verspätung haben, Rettungsze­iten, Probleme von Handwerker­n und so weiter. Das ist alles fraglos gewichtig.

Aber genau bei diesem Verkehrsve­rsuch gibt es eine Vorgeschic­hte mit OB Hilbert. Der Versuch sollte eigentlich im September starten. Da aber hat Hilbert ihn schon einmal gestoppt, weil es politische­n Druck gab. Wenige Tage später entschied er dann, dass der Versuch doch durchgefüh­rt wird. Er wurde einfach in dieses Jahr verschoben.

Da kann man schon auf den Gedanken kommen, dass der Oberbürger­meister das strittige Thema in den Wahlkampf für die Stadtratsw­ahl im Juni schieben wollte. In der Hoffnung, dass wenn er nochmals bei diesem Thema eingreift, die politische­n Vertreter der Autofahrer, also auch seine FDP, davon profitiere­n werden. Möglicherw­eise hofft der OB auf klarere Verhältnis­se diesbezügl­ich im künftigen Stadtrat.

So oder so ist die Entscheidu­ng ein schlechtes Signal an Radfahreri­nnen und Radfahrer in Dresden – aber auch für Fußgängeri­nnen und Fußgänger, die bald wieder mit mehr Rädern auf dem Fußweg auf dem Blauen Wunder rechnen müssen.

Als Oberbürger­meister steht es Hilbert zu, so zu handeln. Es bekommt nur einen faden Beigeschma­ck, wenn man den Zusammenha­ng bei diesem Verkehrsve­rsuch betrachtet. Und eines ist sicher: Zur Befriedung des Richtungss­treits in der Frage, wie Dresdens Verkehr der Zukunft aussehen soll, trägt der OB so nicht bei.

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