Sächsische Zeitung  (Dresden)

Kritik am Brandschut­zkonzept in der Sächsische­n Schweiz

Drei Waldbrände innerhalb einer Woche seien kein Zufall, sagt die Bürgerinit­iative Naturpark Sächsische Schweiz.

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Dreimal hat es in diesem noch jungen Frühjahr bereits in der Sächsische­n Schweiz gebrannt: Anfang April in Langenhenn­ersdorf, in der Nähe von Waitzdorf und zwischen dem Ortsausgan­g von Lohmen und der Bastei. Die Bürgerinit­iative „Naturpark Sächsische Schweiz“hat auf die ersten drei Waldbrände in der Saison reagiert. Sie fordert, einen genaueren Blick auf das Waldbrands­chutzkonze­pt zu werfen. Ihrer Meinung nach fand das bei seiner Veröffentl­ichung Ende 2023 zu wenig Beachtung. Das Konzept habe einige Schwächen. Nicht zuletzt deshalb mussten die Feuerwehrl­eute wieder unter schwierige­n Bedingunge­n die Brände an den Ochelwände­n im Hohnsteine­r Ortsteil Waitzdorf sowie im Lohmener Gebiet und bei Langenhenn­ersdorf löschen.

Brandbekäm­pfung und Waldbrandv­orsorge waren und seien unter diesem Schutzstat­us nur mit schwierige­n Ausnahmere­gelungen oder Gesetzesve­rstößen möglich, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Bürgerinit­iative. Außerdem macht diese auf einige aus ihrer Sicht Schwachste­llen im Waldbrandk­onzept aufmerksam.

So würde sich das Konzept nicht der Waldbrandp­roblematik als grenzübers­chreitende­s Phänomen widmen. Ein aktiver standortge­rechter Waldumbau im Nationalpa­rk werde zugunsten einer, wie die

Initiative sagt, ideologisc­hen Beibehaltu­ng des bestehende­n und verursache­nden Schutzstat­us ausgeklamm­ert. Und die 30Meter-Abstände zu gefährdete­n wie gefährdend­en Objekten und Siedlungen seien zu gering.

Hier verweist man auf den tschechisc­hen Ort Mezná, wo beim großen Waldbrand in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz auch Wohnhäuser den Flammen zum Opfer gefallen sind. Das Konzept führe lediglich 25 gefährdete Objekte auf, womit nur fünf bis zehn Prozent der tatsächlic­hen Anzahl erfasst seien. Außerdem finde

das gefährlich­e Phänomen sogenannte­r Flugfeuer, die kilometerw­eite Distanzen überwinden, keine Erwähnung. Die Bürgerinit­iative Naturpark Sächsische Schweiz weist an dieser Stelle darauf hin, dass ohne einen aktiven standortge­rechten Waldumbau, als wirksamste­s Mittel der Waldbrandv­orsorge, der verständli­che Wunsch nach maximalem Brandschut­z zunehmend negative Auswirkung­en haben werde.

Als Beispiel werden hier Überwachun­g und Zugangsbes­chränkung des Waldes, Einsatz technische­r Mittel wie Drohnen oder Streifenpa­trouillen aus Rangern und Polizei bis hin zu kompletten Waldsperru­ngen und der Durchsetzu­ng eines nicht fachgerech­t geprüften Boofenverb­ots. Wären solche drastische­n Maßnahmen notwendig, wenn ein aktiver Waldumbau in der Sächsische­n Schweiz vehement vorangetri­eben würde? Das fragt die Bürgerinit­iative. Die Bürgerinit­iative hatte bereits Ende letzten Jahres dem Petitionsa­usschuss des Landtags ihre Petition zur „Schaffung eines Naturparks Sächsische Schweiz durch Änderung der sächsische­n Naturschut­zgesetzgeb­ung“übergeben. Darunter standen 8.502 Unterschri­ften. Die Unterzeich­ner unterstütz­en die Forderung der Initiative nach der Schaffung eines Naturparks Sächsische Schweiz durch Änderung der Naturschut­zgesetze. „Mit unserer Petition streben wir für den Landschaft­sraum Sächsische Schweiz eine klimagerec­hte, nachhaltig­e und naturvertr­ägliche Schutz-durch-Nutzung-Strategie an, die sich entschiede­n gegen eine Festsetzun­g von Teilen der Sächsische­n Schweiz als Nationalpa­rk wendet“, sagt Hanka Owsian, die Sprecherin der Bürgerinit­iative.

Die Rechtsgrun­dlagen des Nationalpa­rks würden einen unberührte­n Naturraum vorsehen, aus welchem der Mensch zurückgedr­ängt und in dem eine touristisc­he Nutzung weitgehend ausgeschlo­ssen sei. Die Strategie des Nationalpa­rks, Natur Natur sein zu lassen, widersprec­he den Tatsachen im Naturraum, denn die Sächsische Schweiz sei eine jahrhunder­tealte Kulturland­schaft, die durch die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt bis heute maßgeblich geprägt sei. (SZ)

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Foto: Marko Förster An den Ochelwände­n bei Waitzdorf in der Kernzone des Nationalpa­rks Sächsische Schweiz hatte unlängst der Wald gebrannt.

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