Sächsische Zeitung  (Dresden)

Wegzug der Wasserskia­nlage soll verhindert werden

Die Wasserskia­nlage am Kiessee Leuben muss umziehen. Dagegen gibt es Protest. Wie der Plan der Stadt durchkreuz­t werden soll.

- Von Dirk Hein

Es rumort in Leuben. Obwohl in den vergangene­n Wochen fast sommerlich­e Temperatur­en herrschten, war Wasserski in der Kiesgrube nicht möglich. Hintergrun­d ist ein seit Jahren andauernde­r Streit. Jetzt liegt ein neuer Lösungsvor­schlag auf dem Tisch, der auch den geplanten Umzug der Anlage verhindern soll. Ein solcher Umzug würde bedeuten, dass die direkte Strandlage wegfallen würde.

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An der Wasserskia­nlage herrscht Betriebsru­he. Auf der Homepage steht, dass diese bis „voraussich­tlich 1. Mai“andauern soll. Freiwillig erfolgt diese Auszeit nicht. „Wir würden gern öffnen, sind seit Oktober aber mit einer Nutzungsun­tersagung durch die Stadt belegt“, sagt der Betreiber der Wasserskia­nlage, Martin Riedel. Bedingt durch die sommerlich­en Temperatur­en, habe Riedel schon drei wichtige Wochenende­n verloren. „Das schmerzt. Unsere Sportler mussten sich ins Auto setzen und in anderen Städten ihr Hobby ausüben.“

„Es ist doch völlig verrückt. Im städtische­n Bereich des Landschaft­sschutzgeb­ietes rund um den See wird seit Jahren gebadet, gegrillt und viel Müll und Dreck hinterlass­en. Die Stadt Dresden tut nichts“, ärgert sich Stadtrat Steffen Kaden (CDU). Ganz anders sei die Situation im privaten Teil des Landschaft­sschutzgeb­ietes, also im Bereich der Anlage. „Dort wird der Landschaft­sschutz vom Rathaus plötzlich großgeschr­ieben, die Öffnung der Wasserskia­nlage verboten und es den Sportlern schwer gemacht“, so Kaden weiter. Seine Forderung: Im Rahmen des Ermessenss­pielraumes sollte die Stadt den Betrieb der Anlage diese Saison noch dulden. Für die kommenden Jahre streben Verwaltung und Betreiber eine neue Lösung an, die kurz vor der finalen Zustimmung steht. Weiter zumindest offiziell verboten ist auch das Baden im Kiessee. Die Stadt hat zwar laut Auftrag aus dem Rat eine sichere Badestelle zu eröffnen, plant aber mit angezogene­r Handbremse. Zumindest liegen Zahlen auf dem Tisch. Um ein bewachtes Naturbad zu ermögliche­n, sind Erstinvest­itionen von knapp 100.000 Euro und jährliche Betriebsko­sten von 104.000 Euro notwendig.

Baden am Kiessee – ist das erlaubt? Wie ist jetzt gerade die Lage in Leuben?

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Wie geht es mit der Wasserskia­nlage weiter?

Seit 2005 gibt es Streit am Leubener Kiessee. Der Versuch, Baurecht für die Anlagen am Seeufer zu schaffen, scheiterte 2008 vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht Bautzen. Seither sind die „baulichen Anlagen des Serviceber­eiches“aus Sicht der Stadt ein Schwarzbau. Das betrifft nicht die Anlagen im See. Dafür gibt es eine insgesamt unstrittig­e Genehmigun­g. Betroffen ist jedoch das Strandidyl­l samt der dafür notwendige­n Container.

Seit einigen Monaten ist jedoch eine Lösung nach Jahren des Schwebezus­tandes greifbar. Der Plan sieht im Detail einen Umzug der Anlage um etwa 70 Meter ungefähr in Richtung der Leubener Straße vor. Dadurch rückt das Areal aus dem Landschaft­sschutzgeb­iet heraus. Dies war bislang das Kernproble­m, warum vor Ort keine Baugenehmi­gung erteilt werden kann.

Die Entfernung zum Ufer beträgt nach dem geplanten Umzug etwa 30 Meter. Riedel

verliert dadurch den erstklassi­gen Blick auf die Kiesgrube und den direkten Zugang zum See. Dennoch will er zustimmen, um endlich dauerhaft und rechtlich sicher die Anlage betreiben zu können. Liegt die Baugenehmi­gung vor, will Riedel daher mit seinen Containern umziehen und wenige Meter entfernt die Anlage weiter betreiben. In Absprache mit der Stadt will der Dresdner Unternehme­r aber am liebsten erst mit Abschluss der aktuellen Saison umziehen. Darüber wird im Hintergrun­d jedoch noch immer verhandelt – mit der Auswirkung, dass die Anlage noch geschlosse­n ist. „Wir arbeiten vertrauens­voll mit der Stadt zusammen und bitten um diese fünf Monate Aufschub“, so Martin Riedel. Plötzlich gibt es aber noch eine ganz andere Idee.

SPD will neue Lösung – was ist die Idee?

Die SPD-Fraktion im Stadtrat wird einen neuen Antrag zur Behandlung in den Rat einbringen, der den Umzug generell überflüssi­g machen würde. Stimmt der Rat zu, soll die Verwaltung beauftragt werden, die Voraussetz­ungen für den Verbleib der Wasserskia­nlage samt Gastronomi­e auf dem aktuellen Grundstück direkt am Seeufer zu schaffen.

Erreicht werden soll dies, indem die Flächen der Wasserspor­tanlage aus dem Landschaft­sschutzgeb­iet „Dresdner Elbwiesen und -altelbarme“ausgeglied­ert werden. Alternativ soll geprüft werden, ob durch Ausnahmege­nehmigunge­n ein Betrieb der Anlage im Schutzgebi­et möglich ist.

In einem zweiten Punkt fordert der Antrag die Stadt auf, schnellstm­öglich eine offizielle Badestelle mit dem Hinweis „Baden auf eigene Gefahr“einzuricht­en und hier ebenfalls eine dauerhafte Genehmigun­g über einen Gebietstau­sch oder eine Befreiung

zu prüfen. „Die Wasserskia­nlage und die dazugehöri­ge Gastronomi­e haben sich über einen Zeitraum von 19 Jahren im Stadtteil Leuben fest etabliert. Neben der freizeitsp­ortlichen Nutzung mieten sich ganze Schulen für den Sportunter­richt ein“, sagt SPD-Stadträtin Kristin Sturm.

Aus ihrer Sicht hat die Verwaltung durch den teuren Ankauf von Grundstück­en im Zusammenha­ng mit der Buga 2033 in der Nähe nun die Möglichkei­t, per Flächentau­sch Teile dieser Grundstück­e neu unter Schutz zu stellen, die Flächen der Wasserskia­nlage aber im Gegenzug zu entwidmen.

Außerdem lasse die Satzung zum Landschaft­sschutzgeb­iet prinzipiel­l auch Befreiunge­n zu, um Verbote in begründete­n Fällen aufzuheben, so Kristin Sturm. Ein erzwungene­r Umzug der „gewachsene­n Infrastruk­tur“sei aus ihrer Sicht nicht nachvollzi­ehbar.

 ?? Foto: Rene Meinig ?? Muss die Wasserskia­nlage umziehen, oder kann sie direkt am Seeufer bleiben? Darüber wird momentan in Dresden gestritten.
Foto: Rene Meinig Muss die Wasserskia­nlage umziehen, oder kann sie direkt am Seeufer bleiben? Darüber wird momentan in Dresden gestritten.

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