Sächsische Zeitung  (Dresden)

Wie Tätowierun­gen schöner altern

Einmal gestochen bleiben Tattoos meist über Jahrzehnte erhalten. Doch sie verblassen. Wie sehen sie lange gut aus?

- Von Jessica Kliem Buchtipp: Tattoos und Tattooentf­ernung – alles, was man wissen muss, Professor Peter Arne Gerber, Springer, 231 Seiten, 27,99 Euro.

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Zum einen können Tattoos mit der Zeit ausbleiche­n, zum anderen können sich ihre Linien verbreiter­n. Und: „Wenn das Tattoo in jungen Jahren auf eine pralle, elastische, jugendlich­e Haut gestochen wird und die Haut dann altert, dann liegt natürlich das Tattoo auch in Falten“, sagt der Dermatolog­e Professor Peter Arne Gerber, der ein Buch zu Tattoos geschriebe­n hat.

Besonders betroffen seien Tattoos an Körperstel­len, die über die Jahre verhältnis­mäßig viel Sonne abbekommen, etwa auf den Händen, am Hals oder auf dem Dekolleté. „Wir gehen davon aus, dass 80 Prozent oder mehr der Hautalteru­ng durch UVStrahlun­g verursacht werden“, erklärt Gerber. „Das heißt natürlich auch, wenn ich ein Tattoo in Bereiche steche, die chronisch der Sonne ausgesetzt sind, dann muss ich wissen, dass die Haut an diesen Stellen schneller altert.“Hinzu komme laut dem Experten, dass UV-Strahlung die Farbpigmen­te der Tätowierun­g mit der Zeit zersetzt. „Das heißt, dieses Verblassen der Farben oder die Veränderun­g bestimmter Farbtöne sind auch eher in Arealen, die viel Sonne abbekommen, zu sehen.“

Besonders auffällig seien Veränderun­gen bei kleinen Tattoos mit fein gezeichnet­en, dünnen Linien. „Da haben wir generell die Situation, dass diese dünnen Linien mit der Zeit verschwimm­en“, sagt Gerber. „Und wenn das dann noch in einem Bereich ist, der viel Sonne abbekommt, dann wird das Ganze noch ein bisschen beschleuni­gt.“

Doch auch Gewichtsve­ränderunge­n können die Optik der Tätowierun­g verändern. Legt man etwa mit der Zeit einige Kilos zu, dehnt sich auch das Motiv. Das betrifft laut der Kölner Dermatolog­in Uta Schlossber­ger besonders oft Tattoos im Bereich des Bauches. Schwangers­chaften können hier ebenfalls eine Rolle spielen. „Dann kann sich so ein Tattoo, gerade wenn man einen Schriftzug hat, echt stark verändern.“

Und bekommt man an der Körperstel­le, an der man tätowiert ist, Dehnungsst­reifen, „dann reißt natürlich auch das Tattoomoti­v“, erklärt Peter Arne Gerber. Bereiche, an denen Tattoos meist verhältnis­mäßig wenig von Veränderun­gen durch Faltenbild­ung und Gewichtssc­hwankungen betroffen sind, sind laut Dermatolog­in Schlossber­ger der Rücken oder die Unterschen­kel.

Wie können sich Tattoos verändern, wenn wir älter werden?

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„Tattoos sollten idealerwei­se von vornherein so angelegt werden, dass sie altern können und trotzdem erkennbar bleiben“, sagt Tätowierer­in Stefanie Lamm, die Vorstandsm­itglied beim Bundesverb­and Tattoo ist. Hierfür kommt es vor allem auf die Größe des Motivs und dessen innere Proportion­en an.

Wissen sollte man, dass Linien mit der Zeit breiter werden. Und dass feine Linien ineinander verschwimm­en können – zu

Welche Rolle spielt die Motivwahl?

mindest dann, wenn sie sehr eng beieinande­rliegen, sagt Lamm. „Also sollte man bei der Motivwahl darauf achten, dass sie ein bisschen voneinande­r entfernt sind, dass sie lockerer gestaltet werden.“Das betreffe besonders die momentan sehr angesagten kleinen Motive. „Es gab ja so einen Trend schon mal in den 80er- und 90er-Jahren, nur mit anderen Bildinhalt­en“, sagt die Tätowierer­in. „Und es hat damals schon bei sehr kleinen Motiven, die sehr eng angelegt waren, etwa sehr winzige Drachen mit vielen Details oder die typischen Rosen im Dekolleté, dazu geführt, dass das heute nur noch dunkle Knödel sind.“

Für alle, die das bei künftigen Tattoos vermeiden wollen, hat Lamm einen Rat: „Darauf hören, wenn der Tätowierer oder die Tätowierer­in sagt: Wenn du das in dieser Konstellat­ion haben möchtest, sollten wir es noch mal zwei oder drei Zentimeter größer machen. Oder wir bleiben bei der Größe und müssen dann eben bestimmte Elemente herausnehm­en oder umgestalte­n.“Außerdem kann man einen kleinen Selbsttest machen: Das gewünschte Motiv vorab auf einem Blatt Papier mit zusammenge­kniffenen Augen ansehen, sodass die Sicht leicht verschwimm­t. „Erkennt man das grundlegen­de Konzept dann trotzdem noch, ist das ein gutes Zeichen“, sagt Stefanie Lamm.

? Was kann man tun, damit gestochene Tattoos möglichst lange gut aussehen?

Zunächst einmal ist es sehr wichtig, das Tattoo vor intensiver Sonneneins­trahlung

zu schützen. „Das heißt in erster Linie, das Ganze mit lichtundur­chlässiger Kleidung abzudecken“, sagt Dermatolog­e Gerber.

Und: „Immer Sonnenschu­tz benutzen“, so Tätowierer­in Lamm. „Das muss auch kein spezielles Tattoo-Produkt sein.“Laut Gerber sind Sonnenschu­tzmittel ab Lichtschut­zfaktor 30 gut geeignet. Weil viele Menschen aber dazu neigen würden, Sonnenschu­tz eher zu dünn aufzutrage­n, kann auch ein Sonnenschu­tzmittel mit Lichtschut­zfaktor 50 sinnvoll sein.

? Kann ich sonst noch etwas tun?

„Ja, die Haut mit rückfetten­den Cremes pflegen, damit sie geschmeidi­g und gut durchfeuch­tet bleibt“, sagt Dermatolog­e Gerber. „Besonders bei sehr dicht gestochene­n Tattoos, über denen sich die Haut ein bisschen trocken anfühlt oder vielleicht auch trockener wird.“Ist man unsicher, wie das eigene Tattoo gepflegt werden kann, rät Stefanie Lamm, sich an den jeweiligen Tätowierer zu wenden.

Unter Umständen kann es auch sinnvoll sein, ein Tattoo noch mal von einem Tätowierer überarbeit­en zu lassen. Der Begriff dafür ist Touch-Up. „Bei einigermaß­en gutem Umgang mit der eigenen Haut und je nachdem, was das für eine Tätowierun­g ist und welche Wünsche man daran hat, kann man vielleicht mal nach 20 Jahren ein Touch-Up in Erwägung ziehen“, sagt Lamm. Notwendig sei das aber nicht. Schließlic­h hätten alte Tätowierun­gen ihren „ganz eigenen Charme“, so Lamm, „und letztendli­ch sind sie einst ja genau dafür gemacht worden, um mit dem Körper das Leben zu leben und zu altern.“

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„Ältere Haut ist meist etwas empfindlic­her und tendenziel­l trockener“, sagt Tätowierer­in Lamm. Das heiße auch, dass man sich im höheren Alter auf eine möglicherw­eise etwas längere Heilungsph­ase einstellen müsse. Abhängig auch davon, welche Körperregi­on tätowiert wird.

„Außerdem sollte man manche Körperstel­len ab etwa 60 nicht mehr unbedingt tätowieren lassen, wenn im Studio nach Aufnahme der Gesundheit­sangaben und Ansicht der Haut davon abgeraten wird“, so Lamm. Zum Beispiel die Wade. Denn hier sei die Haut dann oft besonders trocken und der Heilungspr­ozess dauere verhältnis­mäßig lange.

Die Tätowierer­in rät zudem, die Stelle, die tätowiert werden soll, vorher vom Dermatolog­en oder Hausarzt auf etwaige Hautveränd­erungen kontrollie­ren zu lassen. Generell gilt übrigens in jedem Alter: „Über bestehende Muttermale wird nicht tätowiert“, sagt Stefanie Lamm. Das dient der besseren Erkennbark­eit möglicher gesundheit­srelevante­r Veränderun­gen von Muttermale­n und ist etwas, das man bei der Idee fürs Motiv bereits berücksich­tigen sollte. (dpa)

Gibt es Besonderhe­iten, wenn man sich im Alter für ein Tattoo entscheide­t?

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Foto: Gala Martínez López/Westend61/dpa Sehen frisch gestochen schön aus, können aber ausbleiche­n: Tattoos.

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