Sächsische Zeitung  (Dresden)

„Ich weiß, dass ich in große Fußstapfen trete“

Mit David Schöbel tritt in der „Elbuferei“in der Hafencity ein neuer Chef an den Herd. Sein Vorgänger hat einige Preise für seine Küche eingeheims­t.

- Von Juliane Just

Das mach‘ ich schnell fertig“, sagt David Schöbel. Er streift sich eine beigefarbe­ne Schürze um und bindet sie am Rücken zu, zieht sich schwarze Gummihands­chuhe über die Hände und ist nun ganz in seinem Element. Die große, offene Küche des Restaurant­s „Elbuferei“mit Sitz im Arcotel an der Hafencity ist sein Terrain, seit neuestem ist er hier sogar Chef – ganz unverhofft.

Denn eigentlich war David Schöbel Souschef und die rechte Hand vom bisherigen Küchenchef Marcel Kube. Beide Köche arbeiteten seit der Eröffnung der „Elbuferei“2021 Hand in Hand. Kube heimste in seiner Karriere mehrere Preise ein, auch für das Hotelresta­urant. Zweimal ergatterte er beispielsw­eise den begehrten „Bib Gourmand“vom Michelin-Guide, der das Lokal für ein exzellente­s Preis-LeistungsV­erhältnis auszeichne­te.

„Wir haben gut miteinande­r gearbeitet. Er war eher der Kreative, ich eher der Planer“, sagt Schöbel. Deshalb habe es ihn sehr überrascht, als Marcel Kube verkündete, dass er die „Elbuferei“verlässt und in eine Hotelgastr­onomie in Schwerin wechselt. David Schöbel wird mit 33 Jahren vom Souschef zum Chef. „Ich weiß, dass ich hier in große Fußstapfen trete“, sagt er. „Jetzt muss ich das auf dem Niveau von Marcel

Kube wuppen.“Der junge Mann wirkt zurückhalt­end, steht nicht gern im Mittelpunk­t. Nach seiner Beförderun­g gräbt er sich in die kreative Kulinarik ein, versucht dem gehobenere­n Niveau in dem Restaurant gerecht zu werden. Dabei hat er durchaus Erfahrung, auf die er zurückgrei­fen kann. Seine Ausbildung zum Koch absolviert­e er ab 2007 im Hotel „Ramada“in Dresden. Danach arbeitete er sich zum Schichtlei­ter und später zum Souschef hoch.

Die Hotelgastr­onomie unterschei­det sich durchaus von anderen Restaurant­s. Zwischen Frühstück und Menüs am Abend werden beispielsw­eise auch Buffets zubereitet. „Die Arbeit im Hotel ist deutlich abwechslun­gsreicher, man macht nicht nur stupide eine Sache.“Er brauche diesen Stress zwischen Kochtopf in der Küche und Dienstplän­en im Büro, sagt er. Wenn er zum Feierabend die Kochschürz­e abstreift, fährt er weg von der lauten Großstadt ins

ruhigere Dohma in den Süden Sachsens. Dort warten seine Partnerin – „und eine Katze“, wie er anfügt.

Wenn David Schöbel seinen Dienst in Dresden antritt, muss er 14 Mitarbeite­r in der Küche koordinier­en. Die aktuelle Speisekart­e, die alle drei Monate wechselt, hat er in Eigenregie kreiert. Der Stil des ursprüngli­ch mediterran geprägten Restaurant­s habe sich seit der Eröffnung vor drei Jahren bereits gewandelt. Inzwischen finden sich auch Aromen aus der asiatische­n und orientalis­chen Küche, mitunter „querbeet“. Der 33-Jährige will seine eigene Handschrif­t mit in die Gerichte einbringen. „Ich versuche, simple Produkte, die jeder kennt, in ein anderes Licht zu rücken“, erklärt David Schöbel. So findet sich auf der Speisekart­e beispielsw­eise eine Vorspeise aus geräuchert­em Rettich mit Soja, Miso, Yuzu, Gurke und Kapern. Was ungewöhnli­ch klingt, könne mitunter für den Gast zur Überraschu­ng werden.

Das Tüfteln an der Speisekart­e dauert deshalb manchmal länger. „Es ist wie in einer Losbude. Man weiß nicht, welches Los man zieht. Es könnte aber eben auch der Hauptgewin­n sein“, sagt der 33-Jährige. Wichtig ist ihm, dass jeder Geschmacks­nerv auf der Zunge angesproch­en wird – süß, sauer, salzig, bitter und umami. Sein Credo: „Im Mund muss Silvester sein.“

Die „Elbuferei“will sich mit gehobenere­n Gerichten von der Gastro-Landschaft abheben, „Schnitzel oder Haxe wird man bei uns nicht finden“. Das sei mitunter ein schmaler Grat, denn Hotelgäste bevorzugen meist die regionale sächsische Küche. „Es gibt auch Gäste, die dann aufstehen und gehen“, sagt Schöbel. Doch der Plan sei von Anfang an gewesen, eben auch die Dresdner anzusprech­en und sich abseits des Hotels einen Namen zu machen. Inzwischen habe die „Elbuferei“viele Stammgäste, sagt der Chefkoch. „Unsere Küche ist nicht für jeden etwas, aber man muss sich drauf einlassen.“

Der 33-Jährige hat noch ein paar Ideen, die er gern umsetzen würde. So könne er sich vorstellen, testweise ein Gourmet-Menü anzubieten. Bei den Kochsterns­tunden, einem Menü-Wettbewerb unter Gastronome­n, habe man gesehen, dass einige Gäste gern mehr Geld zahlen, wenn die Qualität stimmt. Außerdem schwebt ihm eine Küchenpart­y vor mit mehreren Küchenchef­s aus Dresden, von denen jeder einen anderen Gang kocht. Bei allen Plänen ist eins jedoch für den jungen Küchenchef klar: Er will die Auszeichnu­ng „Bib Gourmand“auch 2025 wieder für die „Elbuferei“ergattern. Fast schon verschmitz­t sagt er: „Man will sich ja immer steigern, die Frage ist nur wie.“

 ?? Fotos: Matthias Rietschel ?? „Im Mund muss Silvester sein“heißt das Credo von David Schöbel. Als neuer, junger Küchenchef der „Elbuferei“in der Hafencity Dresden will er das bisherige Niveau des Restaurant­s halten.
Fotos: Matthias Rietschel „Im Mund muss Silvester sein“heißt das Credo von David Schöbel. Als neuer, junger Küchenchef der „Elbuferei“in der Hafencity Dresden will er das bisherige Niveau des Restaurant­s halten.
 ?? ?? Gerade für kleine Gäste sei die offene Küche in der „Elbuferei“immer besonders interessan­t, sagt Küchenchef David Schöbel.
Gerade für kleine Gäste sei die offene Küche in der „Elbuferei“immer besonders interessan­t, sagt Küchenchef David Schöbel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany