Sächsische Zeitung  (Dresden)

Wie „Ed, der Holländer“für Entgleisun­gen in den Niederland­en sorgt

Edwin Wagensveld war in Dresden Pegida-Mitorganis­ator der ersten Stunde. Jetzt bringt er in den Niederland­en Krawall.

- Von Lars Barendregt

Obwohl er es selbst nicht bestätigen will, soll Edwin Wagensveld kürzlich mal wieder beim Protest der Anti-Islam-Bewegung Pegida am Neumarkt in Dresden gewesen sein, das jedenfalls sagen Beobachter. „Wenn ich in der Öffentlich­keit rede, kündige ich das an“, sagt der Niederländ­er, der in Dresden und Umgebung auch als „Ed, der Holländer“bekannt ist. „Ansonsten passiert vieles im Hintergrun­d.“Es gäbe viele Menschen, die bei Gesprächen mithören möchten, glaubt er.

In den Anfangsjah­ren von Pegida in Dresden stand „Ed“oft auf der Bühne bei den Montagsdem­os, bis er sich 2016 mit Pegida-Gründer Lutz Bachmann aus verschiede­nen Gründen überwarf. Auch später tauchte Wagensveld immer mal wieder in den deutschen Nachrichte­n auf. So machte er Schlagzeil­en, als er sich im Sommer 2016 mit der ehemaligen Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling im Tarnanzug fotografie­ren ließ. Die beiden waren angeblich auf Grenzpatro­uille mit einer bulgarisch­en Bürgerwehr auf der Suche nach Flüchtling­en.

Vor einigen Jahren sprach Wagensveld – der mehrfach verurteilt wurde, unter anderem wegen Steuerhint­erziehung und Körperverl­etzung – bei einer Protestkun­dgebung

gegen coronabedi­ngte Einschränk­ungen in Pirna. „Ich bin öfter in Dresden“, sagt er. „Es ist, denke ich, logisch, wenn man dort 2014 angefangen hat, dass da noch immer Kontakte sind.“

Seit Anfang dieses Jahres taucht der Chef von „Pegida Niederland­e“auch schon mal in den internatio­nalen Nachrichte­n auf, weil er in Arnheim einen Koran verbrennen will. Es soll seine Reaktion sein auf eine Entscheidu­ng der niederländ­ischen Stadt. Die erlaubt das Tragen eines Kopftuches für lokale Ordnungskr­äfte, obwohl die niederländ­ische Justizmini­sterin Dilan Yesilgöz dagegen ist.

Ein erster Versuch von Wagensveld, einen Koran zu verbrennen, entgleiste im Januar 2023 in der Arnheimer Innenstadt. Eine wütende Gruppe von einigen Hundert Menschen, darunter viele Muslime, wartete auf ihn. Mehrere Beteiligte, inklusive Polizisten und Wagensveld selbst, wurden bei den Ausschreit­ungen verletzt.

Ein zweiter Versuch wurde schließlic­h im März von Arnheims Bürgermeis­ter Ahmed Marcouch verboten, weil er Hinweise auf terroristi­sche Bedrohung hatte. Das Gericht entschied, dass Wagensveld drei Wochen lang nicht nach Arnheim einreisen durfte. Nun, wo dieses Stadtverbo­t nicht mehr gilt, hat er einen dritten Versuch angekündig­t. „Die Verbrennun­g wird stattfinde­n. Wenn nicht im Guten, dann eben im Bösen.“

Arnheims Bürgermeis­ter Marcouch versucht, eine neue „Provokatio­n inzwischen auf verschiede­ne Weise zu verhindern. Das ist derzeit nicht so einfach, weil es in den Niederland­en noch kein landesweit­es Verbot

für die Verbrennun­g religiöser Texte gibt, anders als etwa in Dänemark, wo solche Aktionen ausdrückli­ch verboten sind.

Kürzlich diskutiert­e der Stadtrat von Arnheim über ein sogenannte­s „Feuerverbo­t“, das öffentlich­es Feuer nur noch für „eine gemütliche Atmosphäre“erlaubt. Marcouch sagte schon zuvor, dass er hoffe, „den Pegida-Mann“nie wieder in seiner Stadt zu sehen.

Wagensveld kümmert sich nicht darum. Er setzt seinen umstritten­en Kampf gegen „die Islamisier­ung“, den er 2014 in Dresden mit Pegida angefangen hat, fort. Obwohl es mehrere Unterschie­de gibt zwischen „Pegida Niederland­e“und der aktuellen Pegida in Dresden, bei deren Veranstalt­ungen gerne die russische Fahne verwendet wird, würde er die Botschaft weiter unterstütz­en, dass es keine „Glaubenskr­iege auf deutschem Boden“geben soll, sagt er.

Doch der Mann hat auch seine Zweifel. Nur mit traditione­llen Spaziergän­gen am Montagaben­d könne man nicht ständig Zehntausen­de Menschen, wie in der Anfangszei­t, zusammenbr­ingen. „Das funktionie­rt auf lange Sicht einfach nicht mehr.“

 ?? Foto: Daniel Förster ?? Edwin Wagensveld als Redner in Pirna. Er ist in Dresden auch bekannt unter dem Namen „Ed, der Holländer“.
Foto: Daniel Förster Edwin Wagensveld als Redner in Pirna. Er ist in Dresden auch bekannt unter dem Namen „Ed, der Holländer“.

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