Sächsische Zeitung  (Dresden)

Kommt ein Polizeirev­ier auf die Prager Straße?

Drogen, Diebstahl, Gewalt und Pöbeleien sind ein Problem an der Einkaufsme­ile in Dresden. Deshalb fordert die CDU nun eine „City-Wache“genau dort. Worum es genau geht und wie die Polizei dazu steht.

- Von Andreas Weller

Der Wiener Platz und das Umfeld in Dresden sind als „herausrage­nder Kriminalit­ätsschwerp­unkt“eingestuft. Das bezieht sich in Teilen auch auf die Prager Straße. Täglich werden dort Straftaten verübt. Polizei und der städtische Vollzugsdi­enst sind ständig vor Ort – präventiv oder weil etwas vorgefalle­n ist. Jetzt fordert die CDUFraktio­n im Stadtrat deshalb ein festes Polizeirev­ier auf der Prager Straße. Was das bringen soll – und ob diese sogenannte „City-Wache“tatsächlic­h kommt.

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Im November 2022 wurde der Wiener Platz samt Umfeld erneut als „gefährlich­er Ort“von der Polizei eingestuft. Das bedeutet, der Bereich ist besonders im Blick: Es können ohne Anlass Kontrollen durchgefüh­rt werden und es gibt regelmäßig­e Großeinsät­ze, vor allem gegen Drogenkrim­inalität.

Im September hat dann die Polizei Dresden die Ermittlung­s- und Präsenzgru­ppe Innenstadt gegründet, die den Schwerpunk­t auf die komplette Prager Straße und das Umfeld richtet. Die 16 Beamten der Gruppe sind in Schichten in dem Bereich unterwegs – in Uniform als Streife und verdeckt. Von September bis März – das sind die aktuellste­n Zahlen, die der Polizei Dresden vorliegen – haben die Ermittlung­en zu 14 sogenannte­n Komplexein­sätzen, also Großrazzie­n, geführt. Bei diesen wurden 1,8 Kilo Marihuana und 2,5 Kilo Haschisch sichergest­ellt. Es wurden 548 Ermittlung­sverfahren eingeleite­t, mehr als 400 Tatverdäch­tige sind nun der Polizei bekannt. Es wurden 24 Wohnungsdu­rchsuchung­en durchgefüh­rt und 34 Personen kamen in Untersuchu­ngshaft. „Das zeigt, dass eine nahezu tägliche Präsenz durchaus Erfolg hat“, so Polizeispr­echer Marko Laske.

Wie ist die aktuelle Situation auf dem Wiener Platz? ? Was genau fordert die CDU für eine Wache?

Die CDU-Fraktion im Dresdner Stadtrat fordert in einem Antrag, dass der Stadtrat beschließt, Oberbürger­meister Dirk Hilbert (FDP) aufzuforde­rn, sich beim Land für eine „City-Wache“einzusetze­n. Also ein Polizeirev­ier auf der Prager Straße. „Sobald ein geeignetes Objekt frei ist, soll es unmittelba­r auf der Prager Straße ein Polizeirev­ier geben“, erklärt CDU-Stadtrat Hans-Joachim Brauns. Für den Übergang und damit es schnell geht, könne ein Container genutzt

werden. „Die Ermittlung­sgruppe hat durchaus Erfolge, aber noch nicht in dem Maße, wie es notwendig ist“, so Brauns. „Eine Wache - täglich und rund um die Uhr gewährleis­tet die Präsenz von Polizeibea­mten und kurze Wege.“

Man habe das Thema schon länger auf dem Radar, erläutert CDU-Fraktions-Vize Mirko Göhler. „Wir haben mit allen Seiten bereits gesprochen.“Der Vorschlag der CDU umfasst, dass auch Mitarbeite­r des Gemeindlic­hen Vollzugsdi­enstes der Stadt mit in die Wache einziehen - für Ordnung

und Sauberkeit und die Polizei für die hoheitlich­en Sicherheit­saufgaben. Dazu solle auch „Unterstütz­ungsperson­al“für die Händler in der Wache stationier­t werden. „Das wollen wir mit dem Citymanage­ment klären. Die Händler müssen selbst entscheide­n, ob sie eher Verkäuferi­nnen und Verkäufer brauchen, Ladendetek­tive oder Personal aus anderen Bereichen“, sagt Brauns. Dieses solle für alle abrufbar sein, wenn es eine relevante Situation gibt.

Wie viel die Einrichtun­g und der Betrieb der „City-Wache“kosten, müsse erst noch ermittelt werden. Deshalb habe die CDU auch noch keinen Finanzieru­ngsvorschl­ag. Das „Unterstütz­ungsperson­al“sollen die Händler bezahlen, die Polizeibea­mten das Land und einen weiteren Teil die Stadt. „Sicherheit und Ordnung ist originäre Aufgabe von Land und Stadt. Dafür muss Geld da sein“, so Brauns. Die Idee sei entwickelt worden, weil die Stadt zwar Geld für eine „City-Streife“aus privaten Sicherheit­sleuten beim Land beantragt hat, aber mit einer Absage rechne. Dafür würden 260.000 Euro benötigt.

Wie stehen Polizei und Stadt zu den Plänen? Kommt die Wache wirklich?

Polizeispr­echer Laske betont, dass die Polizei ja bereits viel mache und der Bereich der Schwerpunk­t in der Innenstadt für die Beamten ist. „Es gibt seit einer Weile Gespräche mit der Stadtverwa­ltung, die auch einen festen Polizeista­ndort dort beinhaltet. Vor dem Hintergrun­d stehen wir dem Ansinnen offen gegenüber.“

Stadt und Polizei haben bereits breiter angelegte Pläne, allerdings dauert die Umsetzung sicher noch eine Weile. Nach Informatio­nen von Sächsische.de gibt es ein Konzept, das alle betroffene­n Bereiche von der Stadtentwi­cklung über Grünfläche­n, Soziales, inklusive Polizei und Ordnungsam­t - einbezieht, um eine möglichst dauerhafte Lösung zu finden. Das Revier auf der Prager Straße ist ein Teil davon, allerdings nicht mit einer Rund-um-die-UhrBesetzu­ng, sondern in den Schwerpunk­tzeiten, die zwischen 14 und 21 Uhr liegen. Insofern unterstütz­t die Stadt den Vorstoß der CDU. Laut Brauns könne bestenfall­s im Vorweihnac­htsgeschäf­t die „City-Wache“eröffnen, zunächst in einem Container.

Kann so eine „City-Wache“die Probleme lösen?

Für die Händler ist die Sicherheit ein massives Problem an der Prager Straße. „Wir begrüßen grundsätzl­ich alles, was das Sicherheit­sgefühl in der Innenstadt erhöht“, so Citymanage­rin Friederike Kranz. „Aber es muss auch mal losgehen.“

Vor allem mit Blick auf die Stadtverwa­ltung und das Konzept sagt sie, man sei bereits lange in Gesprächen dazu. „Das geht insgesamt viel zu langsam, wir hätten uns eine Lösung in diesem Sommer gewünscht“, sagt die Citymanage­rin.

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Foto: Matthias Rietschel Auf der Prager Straße sind Polizei und Ordnungsam­t im Dauereinsa­tz, jetzt soll ein Revier dorthin.

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